'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
begeht! Wie viele Mädchen soll er denn noch ungesühnt töten?“ Tommy schlug mit der Faust auf seinen Oberschenkel. „Sobald wir dieses Schwein erwischt haben, werde ich ihm persönlich jedes Haar einzeln herausreißen!“
Mit zunehmender Beunruhigung registrierte Nora, dass Tommy bereits jetzt langsam aber sicher seine Beherrschung verlor. Er raufte sich wiederholt die Haare und starrte gehässig ins Leere. Bei diesem Anblick beschlich Nora die Vermutung, dass ihr Kollege fortan von Minute zu Minute unruhiger werden würde. Thomas hasste es, nicht tatkräftig vorgehen zu können. Er wollte handeln und Ergebnisse vorweisen. Aber jetzt war er zur Untätigkeit verdammt. Und je mehr Zeit ohne verwertbaren Hinweis ins Land strich, desto schlechter würde seine Laune werden.
„Ich verstehe es einfach nicht. Wieso hat der Kerl jetzt Julia entführt? Sie passt aufgrund ihres Aussehens nicht in die Reihe der bisherigen Opfer.“ Thomas schüttelte den Kopf. Dann sah er Nora an. „Glaubst du, dass sie noch lebt?“
Seine Kollegin zögerte. „Ich befürchte, dass wir mit dem Schlimmsten rechnen müssen.“
„Ja, ich gehe auch davon aus, dass für Julia jede Hilfe zu spät kommen wird. Schließlich haben wir noch nicht einmal einen Anhaltspunkt auf ihren Aufenthaltsort. Der Irre könnte sie in der ganzen Stadt gefangen halten oder sie bereits außerhalb des Stadtgebiets verscharrt haben. Zwar suchen alle Einheiten die gesamte Gegend ab, aber ich glaube nicht, dass sie Julia finden werden.“
Kurz nachdem Thomas diese Sätze von sich gegeben hatte, öffnete sich die Bürotür und Rafael Contento erschien auf der Schwelle. „J asmin Hausmann hat vor wenigen Minuten eine weitere Drohbotschaft vom Mörder per SMS erhalten. Aber leider konnten die Kollegen das Handy, mit dem der Kerl die Nachricht verschickt hat, nicht orten.“
Irritiert horchte Tommy auf. „Also hat der Kerl doch weiterhin Jasmin im Visier? Das ergibt doch keinen Sinn. Was hat dieser Typ nur vor? Was führt er im Schilde?“
Rafael hob die Achseln, wobei die Hauptkommissare hinter ihm einen Mann entdeckten, den sie nicht in der Direktion erwartet hätten.
„Ach, ja“, räusperte Contento sich, als er die Blicke der Ermittler sah. „Simon Sail möchte gerne mit Ihnen sprechen.“
Nora und Thomas sahen den unerwarteten Gast überrascht an. „Guten Tag“, begrüßte Nora ihn reserviert, ehe sie auf den Stuhl neben sich zeigte. „Nehmen Sie Platz. Was können wir für Sie tun?“
Simon setzte sich auf den Stuhl und wartete, bis Rafael wieder auf den Flur hinausgetreten war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
„Sie sind sicherlich verdutzt, weil ich einfach so hier auftauche“, begann Simon schließlich. „Aber ich befürchte, dass ich mich bei unserem ersten Aufeinandertreffen etwas daneben benommen habe.“
Er sah sowohl Nora als auch Thomas entschuldigend an. Dabei waren die Ermittler nicht nur von seinen Worten, sondern auch von seinem reumütigen Dackelblick verwirrt. Beinahe schien es so, als hätte er sich in seinem rustikalen Verhalten von heute auf morgen komplett verändert.
„Ich war ziemlich schroff zu Ihnen“, fuhr er fort. „Das war nicht meine Absicht. Ich hatte einfach einen schlechten Tag erwischt. Das ist alles.“
Thomas zog seine Nase hoch. „In Ordnung. Wir nehmen Ihre Entschuldigung zur Kenntnis.“
„Gut, aber das war noch nicht alles. Denn ich glaube, dass ich bei unserer ersten Begegnung auch eine Bemerkung bezüglich eines anderen Menschen gemacht habe, die ich mir besser verkniffen hätte. Es ging um einen erwachsenen, blondhaarigen Mann, der auf Angelas Klassenfeier war.“
Nora erinnerte sich daran, dass Simon diesen Mann – wahrscheinlich Albert Weller – erwähnt hatte. „Und was hätten Sie sich lieber verkneifen sollen?“
„Nun, ich denke, dass Sie diesen Mann als Hauptverdächtigen in Ihre Ermittlungen einbeziehen, weil ich ihn erwähnt habe. Sollte das der Fall sein, dann muss ich darauf hinweisen, dass ich nicht den geringsten Anhaltspunkt gegen diesen Mann habe. Ich kenne ihn nicht einmal. Das wollte ich Sie nur wissen lassen, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Ich wollte den Kerl ganz bestimmt nicht in Schwierigkeiten bringen.“
„Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, Herr Sail. Wir werden niemanden voreilig verurteilen, sondern jede Person gewissenhaft überprüfen. Die einzige Tatsache, die wir bisher über diesen blondhaarigen Mann kennen, ist
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