'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
das zu bewachende Haus. Er nahm Noras Gespräch kaum wahr. All seine Sinne waren auf die Observierung gerichtet. Die Nerven zum Zerreißen gespannt, löste er bereits die Lasche, die seine Pistole im Holster an seinem Gürtel hielt.
„Okay, wir schauen sofort nach. Alles klar.“ Mit diesen Worten beendete Nora ihr Gespräch nach kurzer Zeit wieder, ließ das Funkgerät auf ihren Schoß sinken und teilte Contento mit: „Die Zentrale hat soeben einen Anruf aus dem Haus der Hausmanns bekommen. Sie wissen allerdings nicht, wer am anderen Ende der Leitung gewesen ist. Der Anrufer hätte nicht einen Ton von sich gegeben. Er hätte sofort wieder aufgelegt, nachdem die Leitung stand.“ Sie rundete ihre Lippen, bevor sie das Funkgerät wieder anhob und versuchte, Bernhard Gardinger zu erreichen. Gardinger war einer der beiden Kollegen, die hinter dem Haus postiert waren und alle dreißig Minuten Funkkontakt zu Nora und Contento aufnahmen.
Mehrmals funkte sie Gardinger an. Doch der 30-Jährige meldete sich nicht. Er gab keine Antwort, kein Lebenszeichen von sich.
Nora ließ einen Luftstoß durch ihre Zähne entweichen. „Hier stimmt etwas nicht. Warum meldet Gardinger sich nicht? Bei unserem letzten Funkspruch vor zehn Minuten war doch noch alles in Ordnung. Was ist da jetzt los?“
Nach zwei weiteren erfolglosen Versuchen, ihre Kollegen anzufunken, beschleunigte sich Noras Puls. „Ich schätze, wir müssen nachschauen. Zuvor werde ich aber noch Tommy benachrichtigen.“ Sie griff nach ihrem Handy und rief Thomas über die Kurzwahl an. Tommy und Dorm wachten derzeit vor Albert Wellers Wohnung, da der Lehrer bis jetzt noch nicht wieder aufgetaucht war.
„Hey, was gibt’s?“, meldete er sich, als Nora ihn nun anrief.
„Jemand hat im Haus der Hausmanns die Notrufnummer gewählt. Deshalb wollte ich mich schnell vergewissern, ob Weller mittlerweile bei euch aufgekreuzt ist.“
„Nein, das ist er nicht“, garantierte Tommy ihr, ehe er nachfragte: „Sollen wir zu euch kommen? Braucht ihr Hilfe?“
„Nein, wir schauen zunächst selbst nach. Schließlich wissen wir noch nicht einmal ansatzweise, was hier gerade vor sich geht.“
„Na schön. Aber du meldest dich sofort, wenn es brenzlig wird, okay? Ihr zieht keine waghalsige Nummer ab!“
„Wenn es die Situation erfordert, dann rufe ich umgehend die Zentrale an“, versprach Nora ihm.
„In Ordnung. Passt gut auf euch auf. Der Täter weiß schließlich, dass ihr dort seid. Und er wird zweifellos einen ausgeklügelten Plan haben, um an Jasmin heranzukommen.“
„Das soll er ruhig probieren. Und du meldest dich, sollte Weller bei euch wieder auftauchen, ja?“
Nachdem Tommy ihr dies garantiert hatte, beendete sie das Gespräch, legte das Handy beiseite und sah Contento an. Mit einem entschlossenen Nicken öffnete sie schließlich die Beifahrertür, um in den prasselnden Regen hinauszusteigen. Rafael folgte ihr.
In geduckter Haltung schlichen die beiden über den Bürgersteig. Regelmäßig blickte Nora sich nach hinten um, während Contento die Seiten im Auge behielt. Während er seine Waffe bereits gezogen hatte, steckte Noras Pistole noch immer in ihrem Holster.
Nebeneinander huschten sie an der Hecke des Nachbarhauses der Hausmanns vorbei, an deren Ende sie kurz innehielten und sich die Haare aus den Gesichtern strichen.
„Okay, ich gehe zu Bernhard und Daniel. Du übernimmst die Vorderseite, einverstanden?“, sagte Nora.
Rafael wusste, dass es eher ein Befehl als eine Frage war und ein Nein als Antwort nicht in Frage kam. Deshalb nickte er ergeben, woraufhin Nora bereits seitlich aus seinem Blickfeld verschwand. Contentos Augenmerk galt fortan ausschließlich der Front des Hauses. Er schlich auf einen der beiden Birnenbäume zu, die auf der rechten Seite des Grundstücks standen, stützte sich gegen diesen, beugte sich zur Seite und beobachtete die Haustür. Diese schien fest geschlossen zu sein. Ferner waren die Rollladen aller Fenster heruntergelassen. Es gab kein Anzeichen gewaltsamen Eindringens.
Für einen Moment kehrte Rafael in sich. Dann trat er von dem schützenden Baum ins Freie, wo er für jeden Jäger ein gefundenes Fressen darstellte. Zumindest so lange, bis er an der Hauswand angelangt war. Er lief über den Rasen, wobei er sich einmal um seine eigene Achse drehte, um nicht plötzlich aus dem Hinterhalt überrascht werden zu können.
Schneller, Junge! Komm schon, lauf!
Noch fünf Meter lagen vor ihm. Ein scheinbar endlos langer
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