'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Weg.
Nora huschte an der Ostwand des Hauses entlang, wobei die Leuchtkraft der Straßenlaternen mit jedem Meter merklich abnahm. Je weiter die Kommissarin voranschritt, desto dunkler wurde es um sie herum. Schritt für Schritt tauchte sie in eine ungewisse Dunkelheit ein.
Als sie das Ende des Hauses nach einiger Zeit erreichte, hastete sie ohne lange zu zögern um die Ecke und lief direkt auf die Steinterrasse der Hausmanns zu. Dabei zog sie ihre Waffe, die sie anschließend konstant vor sich hielt, obwohl sie in der Dunkelheit so gut wie nichts erkennen konnte.
„Gardinger? Kohl? Wo seid ihr?“
Da sie keine Antwort erhielt, blieb Nora zögerlich stehen und fischte eine Taschenlampe aus ihrer Hosentasche. Deren Schein fiel zunächst auf die Rasenfläche hinter der Terrasse. Dann wanderte er langsam über deren Grashalme und erreichte schließlich zwei Büsche auf der rechten Seite des Grundstücks. Zwar konnte Nora nirgends eine Menschenseele entdecken, gleichwohl lag eine unbestimmte Spannung in der Luft.
Irgendetwas stimmt hier nicht. Wo sind Gardinger und Kohl? Wieso antworten sie mir nicht?
Abermals flüsterte sie die Namen ihrer Kollegen und lauschte gespannt. Doch es blieb alles ruhig. Sie erhielt keine Antwort.
Die Ermittlerin stutzte. Sie leuchtete mit ihrer Taschenlampe kurz über ein Blumenbeet neben den Büschen, um den Schein dann unmittelbar vor sich auf die Terrasse zu lenken. Ihre Kollegen konnte sie noch immer nicht sehen – bis sie zwei Schritte nach vorne gewagt hatte. Sofort blieb sie stehen und schnappte nach Luft.
Meine Güte, das gibt es doch nicht!
53
Contento hatte es gleich geschafft. Er hastete auf die vordere Hauswand zu. Dabei ging ihm der Anruf, den die Zentrale vor wenigen Augenblicken erhalten hatte, partout nicht aus dem Kopf.
Was geht in dem Haus vor sich? Wer hat die Notrufnummer gewählt? Und warum? Wieso hat derjenige sofort wieder aufgelegt?
Fragen über Fragen schossen ihm in Windeseile durch den Kopf. Und nicht auf eine einzige wusste er die Antwort.
In seine verwirrenden Gedanken versunken, langte er endlich an der Hauswand an. Er blieb neben den Rollladen des Küchenfensters stehen und kontrollierte die Lage. Alles schien unverändert zu sein. Kein Laut war zu vernehmen, kein Mensch zu sehen. War tatsächlich jemand in das Haus eingedrungen, ohne dass Nora und er es bemerkt hatten?
Vielleicht war der Anruf aber auch nur ein falscher Alarm gewesen. Möglicherweise hatte Anna Hausmann die Beherrschung verloren und unüberlegt die Polizeinotrufnummer gewählt.
Immer mehr Gedanken umschwirrten Contento, während er sich an der Mauer Richtung Haustür entlangtastete. Doch kaum hatte er diese nach kurzer Zeit erreicht, da schreckte er plötzlich zurück.
Verdammt! Was geht hier vor sich? Was soll das?
Sein Blick haftete starr auf der Tür.
Das darf nicht wahr sein!
Der Strahl von Noras Taschenlampe erhellte den Anfang einer Blutspur, die sich auf der Terrasse befand. Als die Kommissarin die Spur bis vor die Hauswand entlanggeleuchtet hatte, wusste sie schließlich, warum Gardinger ihr nicht geantwortet hatte: Einen Meter von der Wand entfernt befand sich dessen blutüberströmte Leiche. Der 30-jährige Muskelprotz lag mit abgewinkelten Armen auf dem Rücken. Seine Kehle wurde mit einem einzigen Schnitt durchtrennt. Unmengen von Blut färbten sein Hemd rot. Seine leeren Augen starrten Nora an, der Mund war weit geöffnet. Offensichtlich hatte Weller ihn eiskalt überrumpelt.
Dieses feige Schwein! , fluchte Nora, wobei enorme Wut und Furcht zugleich in ihr aufstiegen. Denn jetzt wusste sie ganz sicher: Weller ist hier. Ich werde auf ihn treffen!
Ein Schauer jagte ihr über den Rücken. Panisch wirbelte sie herum. Stand er schon hinter ihr? Hatte er sich lautlos angeschlichen und genoss in diesem Moment seine grenzenlose Macht? Nora drehte sich mit hämmerndem Herzen im Kreis, leuchtete mit ihrer Taschenlampe in alle Richtungen, hob die Waffe an, blickte umher.
Nichts. Weller ist nirgends zu sehen. Gott sei Dank!
Sie wandte sich der Hintertür der Hausmanns zu - und schon wieder stockte ihr der Atem. Gerade wollte sie noch nach ihrem zweiten Kollegen rufen, doch jetzt sah sie ihn zusammengesunken an der Hauswand sitzen, keinen Meter von Gardinger entfernt.
„Kohl?“, wisperte sie, als sie auf den 31-Jährigen zuschlich. „Was ist hier pass…“
Diese Frage stellte sie nicht mehr zu Ende. Nun traf der Strahl ihrer Taschenlampe nämlich auf Kohls
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