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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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hasste. Sie waren viele, und ich war allein und– das muss ich zugeben– ich jagte auf ihrem Land. Also, was glaubt ihr, was passierte?«
    » Natürlich haben sie dich umgebracht«, lachte Botolf und ging mit Helga und Cormac näher heran, damit sie es auch hören konnten, » denn manchmal bewegst du dich wie ein Toter.«
    » Nicht so tot wie manche anderen, glaube ich«, erwiderte Kuritsa schlagfertig. » Ich hatte Glück. Ich hatte meinen Bogen bei mir, der in meiner Sprache ›Sicher‹ heißt. Manchmal hat mir dieser Bogen schon Angst gemacht, denn ich hatte viele Pfeile verloren und fragte mich manchmal, ob einer, den ich aus den Augen verloren hatte, nicht vielleicht im nächsten Dorf einen Freund getroffen hatte, oder gar einen König in einem anderen Land. Es dauerte etwas, bis ich mit diesem Bogen umgehen konnte, aber schließlich konnte ich jedes gut genährte Reh treffen, egal wie weit weg es war– obwohl ich mich manchmal etwas zur Seite drehen musste, denn wenn zwei sich gerade paarten, dann wollte ich ja die Ricke treffen und nicht den Bock.«
    Finn lachte laut auf und schlug sich begeistert auf die Schenkel, dann winkte er Kuritsa, er solle fortfahren. Alle anderen, ob Kind oder Erwachsener, hörten mit offenem Mund zu.
    » Na ja«, erzählte Kuritsa weiter, » einmal sah ich in großer Entfernung einen Elch; er war so weit entfernt, dass er nicht größer als ein Käfer schien, und ich zielte darauf. Die Yeks in ihren Fellen blieben stehen und gafften, während ich auf meinem ›Sicher‹ einen Pfeil anlegte und zielte. Ich wartete, bis der Schwanz hinterm Berg verschwand, dann schoss ich, wobei ich den leichten Wind und ein paar fallende Schneeflocken mit einberechnete.«
    Botolf und Finn krümmten sich vor Lachen und johlten, sodass ich die letzten Worte nur mit Mühe verstanden hatte. Kuritsa beachtete die beiden gar nicht, würdevoll wie ein Jarl.
    » Ich überredete diese Yeks, mit mir als Gefangenem über den Berg zu gehen, unter der Bedingung, dass sie mich freilassen würden, wenn sie am Abend Elchbraten essen könnten. Sie ließen sich darauf ein, denn sie mussten sowieso diesen Weg nehmen, und es war noch fast ein ganzer Tagesmarsch. Und dann fanden wir tatsächlich den Elch, mein Pfeil steckte in ihm, und er war tot. Sie waren so erfreut über das Geweih und das Fleisch, dass sie mich laufen ließen.«
    » Ein toller Schuss«, sagte Finn schließlich, immer noch atemlos vom Lachen. Kuritsa schüttelte traurig den Kopf.
    » Das war der Moment, wo mir klar wurde, dass ein Fluch auf mir lag– und nicht lange danach gefiel es den Göttern ja auch, dass ich gefangen wurde und in die Sklaverei geriet. Ich habe seitdem nie wieder einen solchen Schuss getan.«
    » Warum nicht?«, fragte Botolf. » Haben deine Götter es dir verboten?«
    Kuritsa seufzte. » Nein, es liegt daran, dass mir Auge und Hand nicht mehr gehorchen. Ich hatte auf das Herz gezielt, aber da war dieser alte Elchbulle, und ich hatte ihn auf die ungeschickteste Art in den Bauch getroffen. Ich schämte mich.«
    » Aber trotzdem hast du heute geschossen«, sagte Toki in das Kichern hinein, und Kuritsa zuckte die Schultern.
    » Es war kein so weiter Schuss. Auf die Entfernung kann ich die Eier einer Pferdebremse treffen.«
    » Haben Pferdebremsen Eier?«, wollte Koll wissen und runzelte die Stirn. Kuritsa blieb ernst und schüttelte den Kopf.
    » Keine Pferdebremse hat mehr Eier, wenn ich mit dem Bogen unterwegs bin.«
    Es war gut, wieder einmal zu lachen und die drohende Gefahr in Form von acht Bärenhäutern einen Moment zu vergessen. Die gute Stimmung dauerte an, bis das Klappern der Pfannen und Töpfe zu hören war und die Sonne hinter den Wolken hervorkam und den feinen Regen aufleuchten ließ.
    Es war ein schöner Abend, und man hätte nicht für möglich gehalten, dass wir Flüchtlinge waren und verfolgt wurden, und ich dankte Freya für diesen Moment des Friedens.
    Doch natürlich dauerte er nicht mal bis zum Morgen.

Kapitel 6
    Ich wurde von lautem Schreien geweckt, sah ein Feuer und griff fluchend nach meinem Schwert– dann sagte eine leise, vertraute Stimme, ich solle aufhören zu schreien und mir etwas anziehen.
    Thorgunna saß da und melkte eine Ziege, deren Milch sie in einer Schüssel auffing. Es war dunkel, aber überall brannten Feuer, und alles schien in Bewegung zu sein; irgendwo stöhnte und schrie eine Frau.
    » Warum melkst du mitten in der Nacht?«, fragte ich, noch immer verschlafen, und Thorgunna, der es

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