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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Dunkelheit auf uns zukommen.
    » Es kommt noch schlimmer«, brummte Hlenni Brimill, der jetzt auch erschien und eine widerstrebende Gestalt an den Haaren gepackt hatte; das Masurenmädchen schrie auf, als er es in unseren Kreis zerrte.
    » Die Sklavin, diese fette Kuh, ist tot«, verkündete er. » Als ich sie holen wollte, war sie schon kalt und steif– und diese hier war unter dem Wagen und wollte sich gerade davonmachen.«
    Ich war fassungslos. Jasna tot?
    Wir gingen alle zum Wagen, die Masurin wurde wieder mitgezerrt und schrie jedes Mal auf, wenn Hlenni Brimill sie grob an den Haaren riss. Bjaelfi, unser Heiler, kletterte gerade herab, rieb sich das Kinn und hob hilflos die Hände.
    » Sie ist tatsächlich tot«, erklärte er. » Ich sehe keinerlei Verletzung an ihr– aber mit einer Fackel ist das auch schwer zu erkennen. Vielleicht kann man bei Tageslicht mehr sehen.«
    » Keine Verletzung«, murmelte der rote Njal, der hinter Bjaelfi stand. » Wenn ich jemals Seidrgesehen habe, dann jetzt. Ihre Hand wird aus dem Grab wachsen, wie meine Großmutter immer sagte.«
    Aller Augen waren auf das Mädchen gerichtet, das sich zu rechtfertigen versuchte, bis Hlenni sie wieder an den Haaren riss, sodass sie aufschrie. Wie als Antwort kam ein Schrei von dort, wo die Feuer brannten. Jetzt reichte es mir.
    » Lass sie los, Hlenni«, sagte ich, und widerwillig öffnete er die Hand. Das Mädchen fiel zu Boden und stand mit etwas Mühe wieder auf. Sie sah mich an, den Kopf hoch erhoben, die Augen dunkel und traurig wie die eines Seehunds. Ich spürte einen Knoten im Magen, denn ich kannte Frauen mit solchen Augen, und sie alle hatten über viel Seidr verfügt und mir nichts Gutes gebracht.
    » Drosdow«, sagte ich. » Ist das dein Name?«
    » So nennen sie mich«, erwiderte sie. Sie sprach Ostnordisch, was durch ihren Akzent noch schwerer zu verstehen war; sie sah mich unverwandt an und hatte Tränen in den Augen.
    » Tschernoglasow«, erinnerte ich mich, und sie nickte und sagte: » Ja, Herr«, ehe der rote Njal die Hand heben und ihre Antwort korrigieren konnte.
    » Hast du sie getötet?«, fragte ich und deutete auf die unförmige Gestalt auf dem Wagen.
    » Nein… Herr. Es kam jemand in Nacht. Ich habe gehört, wie sie macht einen leisen Ton, dann es war still. Ich blieb in Versteck.«
    » Jemand soll gekommen sein?«, fragte Finn misstrauisch.
    Sie sah ihn mit ihren dunklen Seehundsaugen an. » Ein Mann, glaube ich. Sehr leise.«
    » Und was hat dieser leise Mann gemacht?«, fragte ich, aber sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    » Ich weiß nicht«, erwiderte sie, dann hellte sich ihr Gesicht auf, und sie sah mich an, wie eine Blume, die sich zur Sonne wendet.
    » Ich wusste, er hat nichts Gutes im Sinn«, sagte sie. » Deshalb ich habe mich versteckt.«
    Ja, sie würde inzwischen gut gelernt haben, sich zu verstecken, sie war es gewohnt, unauffällig im Schatten zu bleiben. Finn sah erst mich an, dann Bjaelfi, dann schüttelte er den Kopf.
    » War sie bewaffnet?«, fragte ich Hlenni, und er schüttelte widerwillig den zerzausten Kopf.
    » Hast du nachgesehen?«
    Er nickte, dann sagte er mürrisch: » Wenn Seidr im Spiel ist, braucht man keine Klinge, Jarl Orm.«
    Ein durchdringender Schrei gellte durch die Nacht, und wir erschraken.
    » Bei Odins Eiern«, fluchte Finn und schluckte einen weiteren Fluch hinunter, denn es war nicht gut, den Göttern zu lästern, wenn die Nornen in der Nähe waren und den Faden eines neuen Lebens zu weben anfingen.
    » Rasiere dir die Haare vom Arm«, murmelte Klepp Spaki furchtsam.
    Ich sah das Mädchen wieder an, das zwar Tränen in den Augen hatte, aber trotzig aussah und zum Äußersten entschlossen schien. Ich wies Hlenni an, sie den Rest der Nacht zu bewachen und sich mit dem roten Njal dabei abzuwechseln. Und am Morgen, versprach ich Bjaelfi, würden Finn und ich uns die Leiche ansehen und versuchen herauszufinden, was passiert war. Ich sagte, Seidr und sogar noch Schlimmeres sei nichts Neues für mich.
    Sie hatten die Geschichten der Eingeschworenen gehört– einige von ihnen waren sogar dabei gewesen–, also gingen sie davon, um dicht zusammengedrängt in der Dunkelheit zu sitzen und zuzuhören, wie Sigrid keuchend und schreiend ihr Kind zur Welt brachte.
    Es dauerte lange. Ich döste, bis mich jemand am Zeh packte und rüttelte, worauf ich sofort meinen Sax ergriff – und genau aus dem Grund hatte die kluge Thorgunna nur meinen Zeh geschüttelt und war der Klinge

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