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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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auf seinen Unterarm und schüttelte den Kopf, wobei ihm Schaum vor dem Mund stand. Es blutete nicht, und er schien keinen Schmerz zu empfinden, und als er wieder auf mich zukam, schien sein irrer Blick ins Leere zu gehen.
    Links von mir klirrte Metall, es wurde gegrunzt und gebrüllt, aber ich wagte nicht, hinzusehen– dann nahm ich eine Bewegung auf meiner rechten Seite wahr, ich drehte einen Augenblick den Kopf, und schon war Stenvast an mir vorbeigeschlüpft. Erst dachte ich, er wolle mich von hinten angreifen und beim Gedanken an zwei von ihnen hinter mir geriet ich in Panik. Doch dann kam Guthrum wieder, die Klingen wirbelten, und ich musste abwehren und angreifen und mit ihm tanzen.
    » Finn…«
    Es war dumm, und ich rief aus reiner Verzweiflung. Es hätte Finns Tod bedeuten können, wenn er ein weniger geschickter Kämpfer gewesen wäre– aber er drehte sich nicht einmal nach mir um, er fluchte laut und schrie zurück, dass er im Moment gerade anderweitig beschäftigt sei. Stenvast verschwand über die Brücke und den Berg hinauf.
    Guthrum heulte und sprang hin und her, und ich traf ihn, wo ich nur konnte, aber ich wusste, dass ich ihn bestenfalls nur daran hindern würde, mich umzubringen. Unter meinem Helm hörte ich meinen Atem laut und rasselnd; seine Klinge ritzte den Kettenpanzer an meinem Schwertarm, ein weiterer Hieb prallte vom Heft meines Schwerts ab.
    Wieder kam er heran, ein hoher Hieb, den ich kaum mit dem Schild abwehren konnte, er hackte Splitter vom Rand ab und ritzte mich unter dem Helm über dem Auge, sodass ich für den Bruchteil eines Moments die Unebenheiten im Metall seiner Klinge wahrnahm, ebenso wie den Farbwechsel dort, wo der Kern in die Schneide übergeht. Ich stolperte zurück gegen die niedrige Brüstung der Brücke und warf mich verzweifelt zur Seite, weil ich nicht in den Bach stürzen wollte.
    In meinen Ohren ertönte ein mächtiges Dröhnen, und es wurde schwarz um mich, dann rot. Ich spürte einen Schlag gegen den Bauch und dachte, aha, das also ist die Suppenwunde, keine Schmerzen bis jetzt, aber jetzt kommt es, der Tod und das Opfer für Odin: Mach es kurz, Einäugiger…
    Ich sah Licht, rot verschmiert. Ein großer, dreckiger Finger in meinem Auge und dann Finns Gesicht, dem rostiger Schweiß vom Helm übers Gesicht lief. Wieder seine Hand, mit einem Lappen diesmal, er wischte mein Gesicht ab.
    » Böser kleiner Schnitt, Bärentöter. Blutet stark, ist aber nicht weiter ernst. Wird ’ne schöne Narbe geben, die Frauen werden vor Entzücken ohnmächtig werden und die Männer Respekt kriegen.«
    Mit etwas Mühe setzte ich mich auf, Finn gab mir das blutige Tuch und ließ sich auf ein Knie fallen. Einer seiner Ärmel war blutig, aber hinter ihm lagen drei tote Männer.
    » Was?«, sagte ich und schüttelte den Kopf, bemüht, wieder klar zu denken.
    » Jawohl– alle tot«, sagte Finn aufgeräumt. » Und dieser Wolfskerl auch, es sei denn, er hat den Sturz dort runter und das Bad im Bach überlebt. Das war ein guter Trick, Bärentöter– ich dachte, er hätte dich, bis du ihn über die Mauer geworfen hast.«
    Mit weichen Knien stand ich auf und sah mich um.
    » Ich habe ihn nicht hinuntergeworfen«, sagte ich. » Wenigstens hatte ich nicht die Absicht. Oder zumindest glaube ich nicht, dass ich die Absicht hatte.«
    » Ist doch egal«, erwiderte Finn und stand auf, wobei er das Gesicht verzog und sich die Rippen hielt.
    » Er hat dir also auch eins verpasst«, bemerkte ich, und Finn schnaubte verächtlich.
    » Nicht dieser aufgeblasene Ingimund– den hatte ich im Nu erledigt, aber dann musste ich erst noch seine Beine unter ihm wegschlagen, wie man das oft bei diesen Typen machen muss, die Schaum vor dem Mund haben. Nein, es war dieser Hundesohn von einem Speerkämpfer, der mir das eingebrockt hat.«
    Das wunderte mich nicht. Zwei Speerkämpfer, die ihre Arbeit verstanden und zusammen gegen einen Feind angingen – das war das Schlimmste, was einem passieren konnte; schlimmer war nur noch ein Bogenschütze, der hoch über einem stand, sodass man ihn nicht erreichen konnte.
    » Tja«, sagte Finn, » ich habe einen Treffer eingesteckt, der mich durchlöchert hätte, wenn ich das Kettenhemd nicht angehabt hätte. Ein Glück, dass ich dieselbe Größe habe wie der rote Njal. Aber sieh mal hier, dafür werde ich ihn bezahlen müssen.«
    Er steckte seine Finger durch das ausgefranste Loch, und wir grinsten, schließlich mussten wir laut lachen. Wir umarmten uns.
    Wir lebten. Die

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