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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Feinde tot und wir am Leben– Odin hatte mich noch nicht haben wollen. Ich hatte vergessen, dass er gern erst ein bisschen mit seinen Opfern spielt, genau wie eine Katze. Meine Knie fingen wieder an zu zittern, und ich musste mich setzen. Ich sagte Finn, ich wüsste nicht, wie er es schaffte, so kaltblütig zu bleiben.
    » Ich hatte so eine Angst, dass ich nicht einmal rennen konnte«, fügte ich halb beschämt, halb trotzig hinzu. Finn grinste nur und schlug mir auf die Schulter.
    » Na also«, sagte er, » dann weißt du ja das Geheimnis.«
    Zu viel Angst, um wegzurennen. Ich sah ihn an und fragte mich, ob es wirklich auch bei ihm so war oder ob Finn einfach wieder mal nur Finn war. Plötzlich fiel mir ein, was auf der Brücke passiert war, und ich sprang auf.
    » Stenvast«, sagte ich, und Finns Gesicht wurde düster.
    » Richtig.«
    Wir schleppten uns den Berg hinauf und ließen die Brücke, die Toten und die ankommenden Krähen hinter uns. Der Schnitt fing wieder an zu bluten, und zusammen mit dem Schweiß brannte es mir in den Augen, sodass ich die großen, roten Tropfen immer wieder abschütteln musste.
    Es fing an zu regnen.
    Toki erzählte uns, was sich abgespielt hatte, halb überwältigt, halb zitternd vor Angst. Wir fanden ihn ganz oben auf dem Vorsprung, wo der Pfad auf einem Felsrücken endet, wie auf dem Kopf eines glatzköpfigen Mannes. Einst hatten Bäume hier gestanden, aber sie waren alle abgeholzt worden, und ohne ihre Wurzeln, um die Erde festzuhalten, hatte der Regen sie fortgewaschen. Jetzt gab es hier nur noch vereinzelte kleine, vom Wind verkrüppelte Bäumchen, die sich mühsam an den Felsen klammerten.
    Auf der anderen Seite führte der Weg hinunter in die Sicherheit der letzten dichten Kiefernwälder, die auf einem so steilen Abhang standen, dass man hier nicht fällen konnte. Es war klar, dass Botolf und Toki gerade diesen Abstieg begonnen hatten, als Stenvast sie einholte. Nach Tokis Schilderung, auf seine kindliche Art und mit weit aufgerissenen Augen, war ein Riese aufgetaucht, der seine große Axt schwang und Botolf anbrüllte, er solle stehen bleiben.
    Botolf hatte Toki das Kind gereicht und dem Jungen gesagt, er solle sich beeilen, den Berg hinunterzukommen. Der Riese wollte Toki den Weg abschneiden, aber Botolf war dazwischengetreten.
    » Und dabei hatte er nur einen Sax«, sagte Toki schluchzend. » Es war ungerecht.«
    » Was passierte dann?«, fragte Finn und sah sich um; ich wusste, er suchte die Leichen, aber hier lagen keine, was uns etwas merkwürdig vorkam. Der Regen fiel, weich und lautlos, und der blaue Fjord hatte kleine weiße Schaumkronen. Das Kind in Tokis Armen weinte, und ich nahm es ihm ab.
    » Ich wollte ja auch gehen«, sagte Toki schniefend. » Aber ich konnte mich nicht bewegen, und die Ziege wollte nicht mitkommen, und das Kind hat gebrüllt wie am Spieß…«
    » Was ist mit Botolf und dem Riesen passiert?«, fragte ich behutsam und setzte mich neben ihn. Ich zog ihm die Kapuze seines Kjartan über den Kopf, und die Ziege schnupperte an ihm und versuchte, unter seinen Arm zu schlüpfen. Er streichelte sie geistesabwesend.
    » Der Riese sagte zu Botolf, er solle zur Seite gehen und dass er Stenvast heiße und gekommen war, um das Kind zu holen. Botolf sagte, sein Name sei Botolf, und er würde ihm das Kind nicht geben, und dann sah der Riese Botolf von der Seite an, so wie Thorgunna manchmal Finn ansieht, wenn er etwas gemacht hat, womit keiner gerechnet hat, zum Beispiel wenn er freiwillig die Milch holt. Dann fragte er, ob er derselbe Botolf sei, der Krüppel, der Thorbrand Hrafnsson das Rückgrat gebrochen hatte, und Botolf sagte, ja, er hätte schon einem Mann den Rücken gebrochen, aber Stenvast müsse sich irren, denn er sei kein Krüppel, und dann sagte der Riese…«
    Er verstummte, bekam Schluckauf und fing wieder an zu zittern. Ich tätschelte ihn beruhigend, während Finn umherstrich und sich ratlos den Bart rieb, was er immer tat, wenn er etwas nicht verstand.
    » Und dann?«
    Toki rieb sich die rot geweinten Augen.
    » Der Riese Stenvast sagte zu Botolf, dass er Pech hatte, weil er mit einem fehlenden Bein und einem fehlenden Schwert an einen Stärkeren geraten sei, und er habe das Gehirn eines Käfers, wenn er glaubte, er könne diesen Kampf gewinnen. Aber Botolf drohte ihm mit dem Finger und sagte, das ist dein erster Fehler, ich habe das Gehirn eines Spatzen und nicht eines Käfers, denn das hat mir ein guter Freund gesagt.«
    Toki schwieg und

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