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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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haben uns gesehen«, berichtete Kuritsa, » gerade als es am Himmel hell wurde. Wir schossen einen oder zwei Pfeile auf sie, aber sie ruderten davon. Es waren nur zwei.«
    » Meine Schuld«, sagte der andere bedauernd, ein hoch aufgeschossener Svear namens Koghe. » Ich war nicht so geschickt wie Kuritsa, und sie haben mich gesehen.«
    Kuritsa wackelte mit dem Kopf, womit er sagen wollte, dass das keinen großen Unterschied mache. Dann sagte er etwas, an das ich auch schon gedacht hatte.
    » Das bedeutet, dass der zweite Mann, der letzte Nacht hier war, noch irgendwo in der Nähe sein muss.«
    Er war mehr als geschickt gewesen, nicht nur jetzt, sondern auch schon in anderen Situationen, und als ich ihn ansah, war mir klar, was ich zu tun hatte. Ich packte ihn bei der Schulter und rief so laut, dass alle es hören mussten:
    » Ich sehe dich!«
    Die Männer drehten sich um, und man hörte einige » Heyas«, denn Kuritsa war beliebt und wurde von allen schon lange nicht mehr wie ein Thrall behandelt– denn dann hätten sie ihn überhaupt nicht beachtet. Jetzt hatte ich ihn offiziell beachtet und ließ mir vom roten Njal mein Trinkhorn bringen, das mit dem letzten Rest Bier gefüllt war. Freudestrahlend reichte er es Kuritsa, der es mir reichte. Ich trank und gab es ihm zurück. Er trank ebenfalls, und alle brachen in Jubel aus, denn jetzt war Kuritsa ein freier Mann.
    Es gibt Gegenden, wo noch mehr dazu gehört, zum Beispiel sechs Unzen Silber– wenn der Sklave sich seine Freiheit erkauft–, außerdem muss er aus drei Maß Getreide ein Bier brauen, was einen starken Trank gibt, den er seinem ehemaligen Eigentümer überreichen muss–, aber eigentlich sind das alles nur überflüssige Schnörkel.
    » Tja, also«, sagte Krähenbein fröhlich, » da wir jetzt keine Thrall mehr haben, werden wir uns wohl auf Finn Rosskopfs Kochkünste verlassen müssen.«
    Das hatten wir natürlich schon lange getan, denn Finn war für sein ausgezeichnetes Essen bekannt, aber es war etwas, worüber man lachen konnte, während die Männer umherstolperten und schließlich versuchten, weiterzuschlafen, was den meisten nicht gelang. Als es hell genug war, dass man sehen konnte, stießen wir uns vom Ufer ab, die Ruderer setzten sich wieder auf die Seekisten, schoben die Riemen hinaus und verfielen in ihren alten Rhythmus, begleitet von Trollaskeggs Flüchen.
    Einen Augenblick nannte er sie Hunde, im nächsten maeki saurgan, was Fremde als Beleidigung auffassen, weil es » schmutziges Schwert« heißt. Aber dabei berücksichtigen sie nicht, wie das Schwert so schmutzig wurde, nämlich weil es sich als stark erwiesen hat und nicht zerbrochen ist.
    Ich packte Pall beim Kragen und schob ihn dorthin, wo Finn saß.
    » Hier«, sagte ich zu Finn. » Lass deinen Ärger an ihm aus und nicht an mir. Dieser Pall kann uns noch nützlich sein, und wenn es nur in einem deiner Eintöpfe ist.«
    Finn brachte ein schiefes Grinsen zustande, denn genau wie ich wollte er keinen Streit. Pall hockte unglücklich da, fing aber schon wieder an, sein spitzes Gesicht bald in diese, bald in jene Richtung zu drehen, wie eine listige Ratte. Plötzlich kam mir ein Gedanke, und ich ärgerte mich, bisher so dumm gewesen zu sein.
    » Wohin wolltet ihr eigentlich«, fragte ich, » ehe euch der tolle Einfall mit unserem Schiff kam?«
    Seine spitze Zunge fuhr über die trockenen Lippen, aber ich legte die Hand hinten an meinen Gürtel unter dem Umhang, worauf er zusammenzuckte und mit seiner guten Hand die verletzte umschloss.
    » Flussaufwärts«, sagte er mit weinerlicher Stimme, und als er mein Messer der Wahrheit sah, fügte er hastig hinzu: » Wir wollten die Sachsen warnen, dass ihr kommt. Pallig will deinen Tod, weil du seinen Bruder umgebracht hast.«
    » Aber er selbst traut sich nicht«, sagte ich verächtlich.
    » Kreuzige ihn«, riet Finn, dann erinnerte er sich daran, wie die Rus christliche Verbrecher bestraften, und fügte hinzu: » Verkehrt herum.«
    » Christus Jesus«, stöhnte Pall und brach wieder zusammen. Vielleicht bildete er sich ein, vor seinem weißen Christus auf den Knien zu liegen, aber in Wirklichkeit steckte er mit der Nase zwischen Finns Stiefeln. Finn lachte und stieß ihn mit dem Zeh an, und ich fügte dieses neue schlechte Omen unserem ständig wachsenden Berg von Problemen hinzu.
    Es regnete wieder, und der Wind stürmte, manchmal so stark, dass er den Bug oder das Steuerruder erfasste und das Schiff zur Seite drückte wie ein scheuendes

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