Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
Pferd. Die Strömung war jetzt auch stark, und schließlich waren wir wieder am Ostufer, und die Ruderer waren ausgepumpt und keuchten schwer. In der Nähe waren dichtere Wälder, also beschlossen wir, den Rest des Tages hierzubleiben. Wir schickten Männer auf die Jagd und um Feuerholz zu sammeln, aber die Stimmung war schlecht, weil wir wenig zu essen und noch weniger Bier hatten.
    Ich selbst hatte zu viel Zeit zum Nachdenken, darüber, wann Odin mich als Opfer verlangen würde, was Thorgunna und die anderen auf Hestreng jetzt wohl machten, und über den nächtlichen Besuch von Pall und seinem Gefährten.
    Als ich ihn sah, hatte ich gedacht, es sei einer von der Mannschaft, der sich an Schwarzauge heranmachen wollte, und ich versuchte mir einzureden, dass meine Wut damit zusammenhing, dass sie sehr wertvoll für uns war. Doch seitdem wandte sie die Augen nur von mir ab, wenn sie das Ufer beobachtete, als hoffte sie, dort ein bekanntes Gesicht zu entdecken. Doch ich spürte diese Augen ständig, selbst wenn ich sie im Rücken hatte.
    Sie war jung, und doch alt genug, dass die ganze Mannschaft nach ihr verrückt sein musste, doch sie war wie ein Tier, das man aus einer Höhle gezerrt und in eine unbekannte Umgebung gebracht hatte; in ihren Augen war eine Sehnsucht, die ich als Sehnsucht nach den Wäldern und Bergen ihrer Heimat verstand. Ich kannte diese Sehnsucht. Die meine galt den Fjorden und nebelverhangenen Klippen und den blauen Bergen in der Ferne, die ich sah, wenn ich abends die Augen schloss. Mit aller Kraft versuchte ich den Gedanken zu verdrängen, dass ihre Sehnsucht sich vielleicht auf etwas anderes richtete, aber es gelang mir nicht.
    An diesem Abend hatten wir ein wirklich großes Feuer, um uns nach unseren Strapazen zu belohnen. Es spiegelte sich im Wasser und machte Kälte und Dunkelheit erträglicher. Ich sah das Mädchen, als alle anderen schon schnarchten und grunzten. Der Mond war hervorgetreten und beleuchtete ihr markantes Profil.
    Sie drehte sich zu mir um, und im Feuerschein sah ich die Andeutung eines Lächelns. Ihr Mund war wie ein schmaler Saum, und doch waren ihre Lippen voll genug, dass ich mich unwillkürlich fragte, ob sie schon geküsst worden waren.

Kapitel 13
    In den Wäldern war es still, und erst wenn man tief genug hineingegangen war, nahm man hier und da plötzlich eine Bewegung oder ein Geräusch wahr; bald schwirrte ein Vogel aus einem Busch, bald lief ein Fuchs am nassen Wiesenrain entlang; auf einem Baum zankten sich Raben, deren Junge sich mit unsicherer Stimme ebenfalls einmischten.
    Ich genoss es, hier zu jagen und die Gegend zu erkunden, endlich einmal allein, fern vom Schiff mit seiner ewig streitenden Mannschaft, auch wenn ich mit Pfeil und Bogen eher meinen eigenen Fuß treffen würde als etwas Nahrhaftes für den Kochtopf.
    Aber das Ausspähen war auch wichtiger. Am Vortag hatten wir Rauch gesehen, nichts weiter als eine dünne Fahne am blassblauen Himmel, aber er versprach frische Nahrung und Bier und vielleicht sogar Frauen. Also schlichen Kuritsa und ich jetzt so leise wie möglich durch den feuchten Wald, wo die plötzlich einsetzende Wärme ganze Schwärme von Stechmücken hervorgelockt hatte.
    Sie quälten mich, und dauernd musste ich welche ausspucken. Sie verirrten sich in mein Haar und versuchten sogar, in Nase und Augen einzudringen– und doch konnten sie mir meine gute Laune nicht verderben. Immer wieder war es so still, dass ich glaubte, ich könne die Knospen der Blätter aufspringen hören. Es war einer dieser Momente der Stille, als ich eine Bewegung wahrnahm, nur aus dem Augenwinkel, so wie man Alben sieht.
    Ich blieb stehen und drehte mich um, aber auch Kuritsa hatte es bereits gesehen – es war nur ein Schatten, dann war er wieder verschwunden. Ein Brachvogel ließ sein scharfes, zweitöniges Pfeifen hören, dann sah ich ihn, wie er auf seinen leicht gerundeten Schwingen dahinglitt; nur die Flügelspitzen bewegten sich. Eine ärgerlich schnatternde Wildente kam aus dem Schilf, gefolgt von einer Reihe von Küken. Die Oder, auf deren Oberfläche sich immer wieder kleine Wirbel bildeten, floss träge dahin.
    Kuritsa legte den Finger auf die Lippen, und ich sah, dass ihm eigentlich schon diese Bewegung zu viel war, also blieb ich zwischen den Weiden stehen und wartete. Ich merkte, wie mir der Schweiß herunterlief, selbst das Sirren der Mücken klang plötzlich laut.
    Irgendwo hinter uns folgte uns die Kurze Schlange mit langen, gemächlichen

Weitere Kostenlose Bücher