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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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schleudert Perun seine Axt auf jede Rüstung.«
    » Stimmt das?«, wollte Bjaelfi wissen, und die Männer waren sich nicht sicher und berieten hin und her.
    » Es stimmt, Knochenflicker«, sagte Aljoscha, » Ich habe es selbst gesehen, und Perun ist eurem Thor so ähnlich, dass sie Zwillinge sein könnten. In der Nähe von Groß-Nowgorod sah ich einmal einen Reiter der Druschina in einem Herbstgewitter wie diesem. Ein stolzer, tapferer Mann, und prächtig anzusehen in Messing und Eisen, ritt er mit erhobenem Speer, als ob ihm Wind und Regen nichts anhaben könnten. Plötzlich gab es einen Blitz, und Peruns Axt hatte ihn getroffen.
    » Es blieb nicht viel von ihm übrig, bis auf etwas verbogenes Metall und ein verkohltes Etwas, das einmal seine Knochen gewesen sein mochten. Bei dem Pferd war das Innere nach außen gekehrt, und im Sommer fanden wir im Wald, ein gutes Stück weiter, eines seiner Hufeisen. Es steckte auf halber Höhe im Stamm einer Birke.«
    Ein Blitz erhellte die weit aufgerissenen Augen der Zuhörer, und alle duckten sich noch tiefer in ihre Umhänge und rückten von den verstauten Waffen ab.
    Als das Gewitter nachließ, bis man nur noch ein fernes Grollen hörte, fing ich im Schein der allmählich verglühenden Kohlen an zu dösen, eingelullt vom Rauschen und Gurgeln des Wassers. Die Männer schliefen in den verschiedensten Stellungen, neben Seekisten, auf Riemen oder in die Ecken gequetscht, aber alle schliefen so tief, als ginge von ihrem Schlafplatz eine ganz besondere Ruhe auf sie über. Ihr Schnarchen, Pfeifen und Röcheln war ebenso tröstlich für mich wie die Wärme der glühenden Kohlen.
    Ich sah, wie Finnlaith sich bewegte, er hatte Wache und war nur ein undeutlicher Umriss im schwachen Licht der Kohlen. Doch plötzlich sackte er in sich zusammen und kippte um, wie ein Sack Korn, der nicht sicher genug gestanden hatte, und ich wusste, er war eingeschlafen. Das machte mich wütend, denn ich hatte es mir gerade bequem gemacht und genoss das Feuer und das Schnarchen der Männer und den Fluss, der als leises Echo des vorübergegangenen Gewitters murmelte. Jetzt musste ich mich wieder aufrappeln und diesen Iren in den Arsch treten, damit er aufwachte.
    Irgendwo heulte ein Wolf, durchdringend und klagend schickte er seinen Ruf durch die Nacht, während ich mich von meinem Schlafplatz erhob und fröstelte, weil mein Umhang sich blähte und die kostbare Wärme verloren ging. Dann hielt ich inne, überrascht.
    Zuerst dachte ich, es sei ein räudiger Bär, der leise und langsam auf unser Schiff zuschlich, denn das tun sie manchmal auf den Verkehrswegen des Gardariki, wenn sie nach dem Winterschlaf nach Futter oder nach etwas Süßem suchen. Doch dann sah ich, dass es ein Mann war, der sich langsam und ohne große Mühe den Weg zu unserem Schiff bahnte, seine Klinge blitzte im Mondlicht.
    Fast hätte ich aufgeschrien, denn ich dachte, es sei einer unserer Männer, der im Dunkeln, weil die Wache schlief, sein Glück bei Schwarzauge versuchen wollte– aber dieser Mann kam vom Ufer, von weiter her. Außerdem sprach die gezogene Klinge für sich.
    Ganz langsam und vorsichtig, jeden Schritt abrollend, wie Großnase es mich einst gelehrt hatte, bahnte ich mir einen Weg zwischen den Schläfern und den eingezogenen Riemen hindurch, bis ich Finnlaith erreicht hatte. Die dunkle Gestalt mit der Klinge blieb kurz stehen, kam dann aber wieder näher.
    Ich riss Finnlaith die Axt aus der Hand und schleuderte sie, und der Ire fuhr mit einem Schrei hoch. Die lange, schwere Axt wirbelte durch die Luft, und ich hörte ein Krachen und einen Schrei, als sie den Mann traf. Ich sprang hinaus und hoffte, dass ich ihn zumindest betäubt hatte, und rannte dorthin, wo er gefallen war. Hinter mir brüllte Finnlaith.
    Ich landete auf dem Rücken des Mannes, was ihm erst recht den Atem raubte, schob meinen Unterarm unter seinen Hals, packte ihn bei der anderen Schulter und riss sein Kinn hoch, bis ich hörte, wie sein Genick knackte. Er wehrte sich heftig, und ich sah, dass er das Messer noch immer in der Hand hatte.
    Er grunzte, als ich nach dieser Hand griff, er wollte mich abschütteln, und wir beide rollten am Boden, wobei ich verzweifelt versuchte, seine Hand mit der Klinge nicht loszulassen. Ich stieß irgendwo mit der Nase an, und mein Kopf schien vor Schmerz zu explodieren.
    Die Männer brüllten, und die Welt bestand nur noch aus Gras und brechenden Zweigen und stank nach Schweiß und Angst und aufgewühlter Erde. Ich

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