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Rache: Die Eingeschworenen 4

Rache: Die Eingeschworenen 4

Titel: Rache: Die Eingeschworenen 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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sagte ich, » ich weiß, man nennt dich Haken, du trägst aber auch den Namen dieses christlichen Heiligen–Paul. Ich weiß auch, dass du weder ein Wende noch ein Sorbe bist.«
    » Richtig, richtig«, stöhnte er. » Lass mich runter! Ich erzähle dir alles. Alles.«
    » Wer war der andere Mann?«
    » Welcher andere Mann? Ich war…«
    Er verstummte, denn schon hatte ich eine seiner Hände gepackt und den kleinen Finger abgeschnitten; das Messer war so scharf, dass er nicht mehr als ein Zucken spürte– doch dann sah er das Blut fließen, und der Schmerz kam, und er schrie, hoch und schrill, es klang wie bei Sigrid, als sie ihren Sohn zur Welt brachte.
    » Ja, ja«, schrie er. » Wir waren zu zweit. Pallig hat uns geschickt.«
    » Richtig, ich erinnere mich«, sagte Styrbjörn plötzlich. » Er war immer mit einem anderen zusammen, der hieß Frey…irgendwie.« Er dachte einen Moment nach, dann hellte sich sein Gesicht auf. » Freystein, ja, so hieß er.«
    Der Aufgehängte stöhnte und heulte, als Finn Styrbjörn mit spöttischem Gesicht dankte, denn er hätte ruhig etwas schneller sein können.
    » Ich bin sicher, Pall hier wird dir den Verlust seines Fingers verzeihen«, sagte er, » schließlich ist es nur ein kleiner.«
    Styrbjörn machte ein finsteres Gesicht, und die beiden funkelten sich einen Augenblick böse an– aber schließlich war dies Finn, vor dem die Felsen erzitterten, also stahl Styrbjörn sich wortlos davon. Ich nahm das alles nur am Rande wahr, denn dieser Visbur-Pall hatte angefangen zu reden.
    Es strömte aus ihm heraus wie das Blut aus seinem Finger, während die Fackel im aufkommenden Wind flackerte, der ihn hin und her schwingen ließ und gegen den Mast stieß.
    Pallig hatte ihn und drei weitere geschickt. Pall und Freystein waren abgesetzt worden, sobald sie unser Schiff erspäht hatten. Die beiden anderen waren mit ihrem kleinen Faering leise und unbemerkt an uns vorbeigerudert, um Pall und seinen Kumpan wieder aufzunehmen, nachdem sie ihre Aufgabe erledigt hatten. Sie hatten vorgehabt, unser Schiff loszumachen und, wenn möglich, vielleicht sogar in Brand zu setzen.
    Ich schickte ein paar Männer ans Ufer, und wir warteten, schlecht gelaunt wie nasse Katzen, während Pall am Mast schaukelte und stöhnte.
    » Lasst ihn herunter«, sagte eine helle, leise Stimme, und Schwarzauge trat ins Licht der Fackel.
    » Das hier ist keine Sache für dich«, sagte Finn. » Such dir ein warmes Plätzchen, und leg dich wieder hin.«
    Schwarzauge sah ihn lange an, und die meisten hätten gesagt, sie war dabei so kühl wie ein frisch gekalbter Eisberg, aber ich merkte, wie sie zitterte. Und plötzlich sah ich uns wie mit ihren Augen– ein Haufen wild blickender, grimmiger Männer mit wirrem Haar, die um einen Mast standen und ein unglückliches Opfer quälten. Sie sah mich mit ihren Seehundaugen an, und ich schämte mich.
    » Lasst ihn runter«, sagte ich, und nach einigem Zögern befolgten Hlenni und der rote Njal meinen Befehl. Pall brach auf dem Deck zusammen, und Bjaelfi, der von solchen Geschichten überhaupt nichts hielt, trat zu ihm und gab ihm einen seiner vielen Lappen, die er mit heilenden Runen versehen hatte.
    » Hier«, sagte er rau, » verbinde die Wunde damit, und halte sie sauber. Nimm es nicht ab, denn die Rune darauf ist Ul, eine Lim-Rune, und das bedeutet, dass es eine heilende Rune ist, falls du schon so sehr Christ bist, dass du es vergessen hast. Sie beschwört Waldh, den alten Heilgott der Friesen.«
    Schwarzauge lächelte, ein kleiner Sonnenstrahl, der einen Moment leuchtete und sofort wieder verschwunden war, als sie zu ihrem Platz auf der Leeseite des Hecks zurückkehrte. Finn zog den Rotz hoch und spuckte ins Wasser.
    » Also regieren uns jetzt die Sklaven«, knurrte er, und in mir stieg der Zorn auf. Jeder andere hätte jetzt meine Faust zu spüren bekommen.
    » Sie ist keine Sklavin«, sagte ich scharf. » In ihrem Land ist sie eine Prinzessin und für uns so wertvoll wie eine Königin. Und hier regiert niemand, nicht einmal ich, und du schon ganz und gar nicht.«
    Er sah mein Gesicht und merkte, dass er zu weit gegangen war. Da er aber nicht zurücknehmen konnte, was er einmal gesagt hatte, drehte er sich einfach um und ging ans andere Ende des Schiffes. Jetzt stand er am Heck, wo er seinen zerknautschten Hut abnahm und sich ratlos am Kopf kratzte.
    Die Männer, die ich ans Ufer geschickt hatte, kamen zurück, als die Vögel mit ihrem Morgenchor zu Ende waren.
    » Sie

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