Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
eigentlich geht.«
»Meinst du, mich interessiert das?«, fragte Polly keuchend.
»Ich denke, dass es dich vielleicht interessieren könnte, was Hubert mit dir vorhat.
»Mit mir?«, fragte Polly erschrocken. »Können wir uns nicht irgendwo treffen?«
»Ich weiß nicht«, meinte Polly zögernd. Aber- schließlich siegte doch die Neugier in ihr.
»Okay, vielleicht in einer halben Stunde im »Schmuckkörbchen«?«
»Und wenn - Malten kommt?«
»Es wäre mir egal«, sagte Polly. »Mir ist eigentlich alles egal.«
»Du bist ziemlich runter, Polly«, sagte Vera ganz ruhig.
»Vielleicht!«, schrie Polly unbeherrscht. »Aber daran bist doch nur du schuld.«
»Ich? Was habe ich dir getan, Polly?«
»Wir müssen es nicht hier am Telefon bequatschen«, sagte Polly nun müde und kniete sich dabei auf die Couch. »Ich bin in einer halben Stunde bei Pitty.«
»Okay, Polly, du wirst sehen, dass ich dir nur helfen will!«
»Ehrlich, Vera?«
»Mein Ehrenwort«, versicherte Vera Wassilowski. Dann legte sie auf.
In einem zartlila Hausanzug räkelte sich Vera auf der teuren Ledercouch. Sie hatte sich eben ein Glas Champagner eingegossen. Mit geschlossenen Augen schlürfte sie das Getränk. Wie lange hatte sie auf dieses Leben verzichten müssen.
Nun stand sie auf, holte sich eine Zigarette und steckte sie an. Sie ging im Raum auf und ab und überlegte. Das Treffen mit Iris Pollmann gehörte ebenfalls zu ihrem Plan der Rache. Sie drückte die angerauchte Zigarette in einem Aschenbecher aus, ging ins Schlafzimmer, um sich umzukleiden. Sie wählte ein beiges Wildlederkostüm, das sie erst vor wenigen' Tagen in einem sehr teuren Geschäft an den Alsterarkaden erstanden hatte. Es stand ihr sehr gut zu Gesicht. Sie wirkte in diesem Lederkostüm unübertroffen elegant.
Make-up brauchte sie nur wenig. Die Jahre im Gefängnis hatten das nicht erfordert. Durch diese Schonung war Veras Haut jung geblieben.
So tuschte sie sich nur leicht die dunklen, seidigen Wimpern und legte einen mattroten Lippenstift auf. Das Haar trug sie in der letzten Zeit immer hochgesteckt. Es ließ sie ungemein seriös wirken.
Schließlich ging sie zum Telefon und bestellte ein Taxi. Sie hatte sich zwar vorgenommen den Führerschein zu machen. Aber ihre Planungen der Rache ließen ihr dazu überhaupt keine Zeit.
Als Vera bei Pitty ankam, war Polly noch nicht da. Im Lokal saßen ein paar Dirnen aus dem Viertel, sowie ein paar Männer, die sich mit den Mädchen vergnügten. Viel war, wie üblich, bei Pitty nicht los.
»Hallo, Mädels!«, rief Vera richtig aufgekratzt. »Heute schmeiße ich mal 'ne Runde. Wie wär denn das?«
»Hast du wieder was geerbt?«, wollte Pitty wissen und rückte ihre tizianrote Perücke gerade. »Oder hast du dich entschlossen, meinen Vorschlag anzunehmen?«
»Weder noch«, antwortete Vera. »Ich tu es nur einfach so. Nur, weil ich dazu Lust habe.«
Auch Hanna Steger war da. Als sie Vera erblickte, duckte sie sich ein wenig. Vera ging auf die Prostituierte zu.
»Hallo, Hannchen«, sagte sie. »Ich muss mich bei dir bedanken. Du hast deine Sache sehr gut gemacht.«
»War doch Ehrensache, Vera. Aber ich verstand überhaupt nicht, was ...«
»Du brauchst es nicht zu verstehen, Hannchen. Wenn ich dich wieder brauche, komme ich gern auf dich zurück. Hier hast du was. Du kannst es entweder versaufen oder dir gelegentlich mal 'ne neue Perücke kaufen. Deine alte ist ja längst in der Mauser.«
Hannchens Hand zuckte vor und ergriff den Hundertmarkschein, den ihr Vera hinhielt. Hannchen war eine Dirne, die auf einem absteigenden Ast saß. Das wusste jeder. Jeder wusste, dass sie weit unter dem üblichen Preis agierte, und jeder wusste auch, dass es Hannchen mit den Sicherheitsvorkehrungen nicht so genau nahm. Daher wurde Hannchen überall ein wenig gefürchtet und sogar die Dirnen hielten Abstand von Hanna Steger.
»Danke, Vera«, sagte Hanna Steger nun ergeben. »Du bist echt 'ne gute Haut.«
»Tröste dich«, sagte Vera, »ich habe noch nie etwas umsonst getan. Und wenn einer etwas für mich getan hat, dann tut er das auch nicht umsonst.«
Nun zog Hanna die Polin in eine Ecke des Lokals. Hannchens Augen leuchteten vor Angst.
»Kannst du denn nicht vergessen, was ich damals sagen musste?«
Vera musste schlucken. Ja, plötzlich hatte sie Mitleid mit Hanna Steger. Vera kannte Malten. Sie wusste, wie er war. Hanna hatte Angst gehabt. Vielleicht hatte Malten die damals junge Prostituierte sogar mit Schlägen zu dieser Aussage
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