Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
dieser Nummer, oder nachts unter der, die darunter steht. Machen Sie keinem Fremden auf, hören Sie, keinem.«
»Oh, mein Gott, Sie machen mir ja Angst!«
»Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte Grätner wieder tröstend. »Es kommt schon alles in Ordnung.«
»Im Präsidium angekommen, sprach Grätner mit seinem jüngeren Kollegen Bert Jensen über das Ergebnis seines Besuchs in dem alten Miethaus in Pöseldorf.
»Und du meinst, Malten könnte die Leiche von Vera Wassilowski in diesem Karton aus dem Haus transportiert haben?«
»Ich meine das nicht nur, ich bin mir da fast ganz sicher«, erklärte Grätner. »Du kennst dich in diesem Milieu noch zu wenig aus, um es zu wissen.«
»Um was zu wissen?«, erkundigte sich Jensen neugierig. Er beugte sich dabei ein wenig nach vorn.
»Weißt du, es ist eine sehr beliebte Methode unter den Zuhältern, auf diese Art und Weise Leichen verschwinden zu lassen. Aus diesem Grunde können wir manche Vermisstenfälle nie aufklären. Es funktioniert nämlich so: Die Täter packen ihr Opfer beispielsweise in einen Waschmaschinenkarton und transportieren den dann zur Müllverbrennungsanlage. Zu bestimmten Zeiten darf dort Hausmüll angeliefert werden. Dieser Hausmüll wird nicht oder nur oberflächlich kontrolliert.«
»Aber das ist ja Wahnsinn!«
»Ist es auch. Aber es ist den Leuten in der Müllverbrennung ganz einfach nicht möglich, diese Mengen privaten Mülls genau zu durchsuchen. Schließlich ist es auch so, dass nicht jeden Tag eine Leiche im Karton angeliefert wird. Ich will damit ausdrücken, dass dies nicht der Regelfall ist. Aber wie gesagt, es kommt vor, und eben gerade diese Zuhälter bedienen sich sehr gern dieser Methode. Manchmal lassen sie ihre Opfer auch auf einer Müllkippe verschwinden. Dann wird eben die Leiche mit dem nächsten Schub der Müllautos ganz einfach verschüttet. Du kannst dir vorstellen, dass hier nie wieder etwas zutage tritt.«
»Und wohin ist Malten mit diesem Karton gefahren? Oder wohin hat er ihn gebracht?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich muss ihn mir jetzt erst einmal vornehmen. Vorher möchte ich mit Polly reden. Ich habe sie für elf Uhr herbestellt. Sie müsste eigentlich jeden Augenblick hier sein, sofern sie pünktlich ist ...«
»Und sofern sie überhaupt kommt«, meinte Bert Jensen.
»Oh, ja, da bin ich mir ganz sicher. Polly wird kommen. Die ist doch scharf auf das Geld von Vera, das sie sich zu erschwindeln versucht hat. Aber es beweist im Grunde, wie naiv Polly ist. Ich frage mich daher, ob sie etwas von diesem Mord weiß oder gewusst hat. Eine weitere Frage ist, ob Malten dieses Testament gekannt hat. Vielleicht ist er es gewesen, der Polly dazu gebracht hat, das Papier zu fälschen. Es zu seinen Gunsten zu fälschen wäre ja wohl der hellste Wahnsinn gewesen.«
Bert Jensen hob den Kopf und blickte in Grätners helle Augen.
»Könnte es sein«, fragte er, »dass die Pollmann und Malten hier gemeinsame Sache gemacht haben?«
»Es wäre gut möglich«, meinte Grätner. »Wenn nämlich das, was Vera immer behauptet hatte, der Wahrheit entspricht, dann sind die Pollmann und Malten irgendwie aneinander gekettet. Wenn die Pollmann damals falsch ausgesagt hat, dann weiß sie etwas über Malten. Wenn Malten hochgeht, ginge auch die Pollmann hoch.«
»Ein gutes Argument. Aber was mich stutzig macht, ist das an sich nicht besonders hohe Vermögen von Vera Wassilowski. Bis an ihr Lebensende hätte es ihr wohl nicht gereicht.«
Der alte Kripobeamte wiegte den Kopf.
»Hier magst du recht haben. Aber erinnerst du dich nicht, was Pitty sagte, als wir am Mordtag in der Wohnung gewesen sind? Irma Pitmann sagte, dass Vera mich sprechen wollte. Vera hätte angeblich Beweise für Maltens Schuld gehabt. Dies muss dann wohl für Hubert Malten der ausschlaggebende Grund gewesen sein, Vera zu beseitigen. Ja, und da natürlich noch etwas Geld vorhanden war, hatte Malten geglaubt, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen zu können. Möglicherweise hat er sich da wieder einmal mit Hilfe der Pollmann bedient. Aber wie gesagt, vorläufig sind das alles Hypothesen. Wir müssen die Beweise dafür finden.«
In diesem Augenblick surrte die Sprechanlage auf Grätners Schreibtisch. Grätner drückte einen Knopf.
»Ja, was gibt es?«
»Eine Frau Pollmann möchte zu Ihnen!«
»Schicken Sie sie rauf!«
Grätner rieb sich die Hände und holte sich die Akte herbei.
Einige Minuten später kam Polly in das Büro des Kommissars.
»Hier bin ich«,
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