Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Mörder Veras Leiche außer Haus gebracht haben musste.«
»Aber es war helllichter Tag!«
»Egal, wie dem ist, Er muss es irgendwie fabriziert haben. Du weißt ja selbst, dass ein Mord ohne Leiche für uns mit den allergrößten Schwierigkeiten der Beweisführung verbunden ist. Die Staatsanwaltschaft kann sich hier nur auf Indizien stützen, denn ein Geständnis des mutmaßlichen Täters wird hier immer fehlen, denn er wird natürlich mit allen Mitteln versuchen, unsere Indizien zu entkräften. Ich glaube, ich muss nochmal die Leute im Haus befragen. Die alte Dame, die die Wohnung unter Vera innehat, war an jenem Tag offensichtlich nicht zu Hause. Jedenfalls hat sie nicht geöffnet. Sie kann nichts bemerkt haben. Aber vielleicht kann sie uns irgendeinen Hinweis geben. Ich werde zusehen, dass ich sie morgen noch einmal aufsuche. So, für heute ist aber nun Feierabend. Meine Schwester kommt und kocht mir einen Bohneneintopf. Darauf hab ich mich die ganze Woche gefreut.«
Karl Grätner war seit längerer Zeit verwitwet und lebte allein. Seine Schwester Lisa kam fallweise vorbei, um ihm den Haushalt zu führen.
An jenem Abend ging Grätners Schwester gegen zehn Uhr.
»Es war wie immer prima, Lisa«, sagte Karl zu ihr. »Ich hatte heute einen harten Tag. Ich glaube, ich werde einmal früh zu Bett gehen.«
»Ja, tu das«, sagte Grätners Schwester. »Du willst mir überhaupt nicht so recht gefallen. Du siehst in den letzten Tagen sehr abgespannt aus.«
»Bin ich auch«, gab er unumwunden zu. Dann zwinkerte er mit einem Auge. »Es sind wohl die Alterserscheinungen«, meinte er mit einem verschmitzten Lächeln.
»Um so mehr solltest du dich schonen«, schimpfte Lisa.
»Ja, ja, schon gut«, brummelte er vor sich hin.
Nachdem sie gegangen war, nahm er ein Buch und machte es sich auf dem Sofa bequem. Er hatte noch keine fünf Minuten gelegen, als das Telefon läutete. Manchmal kam es vor, dass er seine private Telefonnummer hergab und darum bat, dass ihn wichtige Zeugen auch zu Hause anriefen.
»Grätner«, meldete er sich.
Aus dem Hintergrund drangen Stimmen und Musik. Es war sehr laut.
»Hallo!« rief Grätner. »Melden Sie sich doch!«
»Hier ist Irma Pitmann«, hörte er ein Flüstern aus dem Lärm heraus.
»Ach, Pitty, du bist es. Was gibt es denn?«
»Malten ist zurück«, flüsterte Pitty. »Er sitzt mit Polly hier im Lokal.«
Wie elektrisiert ruckte Grätner in die Höhe.
»Versuch ihn aufzuhalten! Halt ihn unter allen Umständen auf- Es dauert nicht lange und ich werde im »Schmuckkörbchen« sein.« Grätner war hellwach und fühlte sich fit wie ein Turnschuh.
Er legte auf und wählte dann die Nummer des Reviers.
»Ich brauche einen Wagen«, erklärte er. »Er soll sich in der Nähe der Kneipe »Zum Schmuckkörbchen« postieren. Ich nehme meinen Piepser mit. Wenn etwas los ist, dann sollen die Männer zur Stelle sein.«
Grätner, der sonst stets einen Anzug und Binder trug, achtete jetzt nicht auf seine Kleidung. Er hatte eine einfache Hose an und trug einen weiten, schlabbrigen Pulli. Im Gehen riss er seinen Mantel vom Haken, hetzte die Treppe hinunter und lief hinüber zum Parkplatz, wo sein Wagen abgestellt war.
Nicht lange darauf öffnete sich im »Schmuckkörbchen« die Tür. Karl Grätner hatte mit Pitty sofort Blickkontakt. Die Frau mit der tizianroten Perücke machte einen leichten Kopfruck nach rechts. Dann sah Karl Grätner Hubert Malten und Iris Pollmann zusammen. Die Pollmann erblickte den Kommissar zuerst. Sie sagte etwas zu Malten, was Grätner natürlich wegen des Lärms nicht verstehen konnte. Malten zeigte keine Reaktion. Er drehte sich nicht um, als der Kripobeamte auf den Tisch zusteuerte.
»Guten Abend, Herr Malten«, sagte er.
»Ach, Sie. Ja, ja, Polly hat mir eben erzählt, was passiert ist. Eine bedauerliche Geschichte.«
»Darf ich mich einen Moment setzen?«
»Bitte«, sagte Malten und um seine Lippen spielte dabei ein anzügliches Grinsen. »Sind Sie privat oder dienstlich hier? «
Darauf gab Grätner keine Antwort. »Wo waren sie am elften September morgens zwischen halb zehn und zehn Uhr?«
»Weiß ich nicht mehr«, sagte Malten. »Warum? Ist das so wichtig?«
»Es ist der Tag und der Zeitpunkt, an dem Vera Wassilowski ermordet wurde!«
»Hören Sie mal, Sie glauben doch nicht etwa, ich ...?«
»Hören Sie mal, Malten, ich glaube überhaupt nichts«, sagte Grätner. »Ich habe in diesem Fall zu ermitteln. Wir haben Hinweise darauf, dass Sie sich in dieser
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