Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
Postamt.«
»Das muss das Gericht Ihnen erst einmal glauben. Könnte es nicht so gewesen sein, dass Sie Malten erst zu dieser Tat angestiftet haben? Sie hatten beide Interesse, Vera verschwinden zu lassen. Sie wollten an das Geld, und Malten wollte Vera loshaben. Wohl auch in Ihrem Interesse. Sie haben ja damals geschworen.«
»Herr Kommissar, das ist alles Wahnsinn! Da ist etwas gedreht worden. Ich habe damit überhaupt nichts zu tun.«
»Indizien, Polly. Indizien sind letztlich Beweise. Bei Vera waren sie damals auch Beweise.«
»Aber Vera hatte keine Chance!«
»Ach nein, wie meinen Sie das? Das ist mir ja völlig neu. Also, Fräulein
Pollmann, das müssen Sie mir näher erklären.«
Sie presste ihre Lippen aufeinander. Wusste sie nun, dass sie bereits zuviel gesagt hatte?
»Also, wie ist das gemeint gewesen, dass Vera keine Chance hatte?«
»Nur so. Ich weiß es ja auch nicht genau. Ich habe jedenfalls mit Veras Tod nichts zu tun.«
»Vielleicht packt Malten aus? Vielleicht sagt er, dass Sie an allem beteiligt waren. Sehen Sie, er könnte behaupten, Sie sind die Täterin gewesen. Er könnte sagen, dass er nur die Leiche beseitigt hat. Wissen Sie, was das bedeutet, Fräulein Pollmann?«
»Nennen Sie mich ruhig wieder Polly«, ächzte sie. Der Schweiß stand auf ihrer Stirn. Die Perücke war verrutscht, und das Make-up war verschmiert. Sie fuhr sich mit den Händen über das Gesicht.
»Das kann doch alles nicht wahr sein!«
»Es ist aber wahr, Polly. Sie sitzen mittendrin in dieser Mordgeschichte. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Malten den Mund aufmacht.«
»Er ist 'ne Lügensau! Malten hat schon immer gelogen.«
»Ach, hat er damals im Prozess gegen. Vera Wassilowski auch gelogen? Menschenskind, Polly, mach die Zähne auseinander. Weißt du, die Sache von damals ist jetzt nur Meineid. Darauf steht mindesten ein Jahr, Polly. Für dich gibt es keine Bewährung, hast schon zu viel auf dem Land stehen! Jetzt aber geht es um Mord oder um Beihilfe zum Mord. Das kann lebenslänglich bedeuten.«
»Ich will aber nicht in den Knast! Ich will vor allen Dingen nicht unschuldig in den Knast.«
»Wer will das schon?«, fragte Grätner beinahe süffisant. »Auch Vera hat damals nicht unschuldig in den Knast gewollt. Vielleicht war sie unschuldig und musste dennoch gehen, weil eben diese Indizien da waren. Auch jetzt sind Indizien da, Polly.«
»Aber sie sind falsch!«, brüllte Polly. »Ich weiß ganz genau, dass diese Indizien falsch sind. Es kann überhaupt nicht so gewesen sein.«
»Ach, es kann nicht so gewesen sein, dass Malten Vera beseitigt hat?«
»Das weiß ich nicht«, krächzte sie. »Aber ich habe damit nichts zu tun. Ich habe an diesem Testament nichts gedreht. Ich habe überhaupt nichts getan. Ich bin mir überhaupt keiner Schuld bewusst.«
»Da müsste einer an den Klapperstorch glauben, wenn dir das jemand abnimmt, Polly.«
Da begann sie zu heulen. Sie hockte auf dem Stuhl vor Grätners Schreibtisch und heulte wie ein kleines Kind.
»Ich war es nicht«, wimmerte sie. »Ich habe damit nichts zu tun.«
Eine Weile hörte man nur ihr Schluchzen.
»Hat Vera nicht auch zu dir gesagt, dass sie sich rächen will?«
Pollys Kopf schnellte in die Höhe.
»Rächen? Ja, wofür denn rächen?«
»Das kann keine besser wissen als du, Polly. Ich mach dir 'nen Vorschlag. Du gehst jetzt wieder in dein gemütliches Hotelzimmerchen unserer Pension „Zur Freiheit“ zurück und denkst dort in aller Ruhe über diese Dinge nach. Du solltest vor allen Dingen darüber nachdenken, was für dich auf dem Spiel steht. Und ich meine, du solltest schnell sein, bevor Malten die Zähne auseinander macht und das möglicherweise zu deinem Nachteil. Du weißt ja, dass es Martens Spezialität ist, die Schuld auf andere abzuwälzen. Und das mit Indizien.«
Sie hatte schweißfeuchte Hände. Die Kleider klebten ihr förmlich am Körper. Sie zitterte Angst.
Man brachte sie in die Zelle zurück. Gegen Iris Pollmann war noch kein
Haftbefehl erlangt worden. Aber es war noch Zeit. Noch musste man sie nicht entlassen ...
Der alte Kommissar ließ nicht locker. An jenem Tag begab er sich nochmals zu dem Haus, in dem Vera gewohnt hatte. Er befragte nochmals Frau Pfeifer und sagte ihr, dass sich Malten, der sie bedroht hatte, in Haft befand. Die alte Dame atmete erleichtert auf.
»Ich wollte sie schon einmal anrufen«, sagte sie schließlich. »Mir ist nämlich noch etwas eingefallen.«
»So, dann
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