Rache einer Hure ROTE LATERNE Band 9 (Rote Laterne Liebesroman) (German Edition)
doch, dass du mir vertrauen kannst. Wann warst du bei Vera? Es waren ja offensichtlich eine ganze Menge Leute bei ihr an jenem Morgen.«
»Sie rief mich gegen acht Uhr an!«
»Und was wollte Vera?«
»Sie werden mir das wohl nicht abnehmen!«
»Also, was wollte sie?«
»Sie hatte mich schon vorher einmal angerufen und mich um einen Gefallen gebeten.
»Welchen Gefallen?«
»Sie werden es nicht glauben, Herr Grätner, aber sie wollte, dass ich ihr Blut abnehme.«
»Wie bitte?«
»Ja, sie wollte eine Blutkonserve von ihrem eigenen Blut!«
»Wozu?«
»Sie sagte, sie habe Angst vor Infektionen, falls sie einmal in ein Krankenhaus müsse.«
»Aber das ist doch Irrsinn!«
»Nein, ist es eigentlich nicht. Ich bin früher beim Roten Kreuz gewesen und ich habe auch dorthin noch Verbindungen. Ich konnte also an eine Konserve gelangen, der ein Gerinnungsmittel beigefügt ist. Wenn man diese Konserve im Kühlschrank aufbewahrt, ist sie eine gewisse Zeit lang haltbar. Vera sagte mir, sie würde das Blut für einen Notfall benötigen.«
»Und du hast ihr diese Konserve beschafft?«
Hanna Steger nickte und musste dabei schlucken.
»Ja, und eben an jenem Morgen rief sie mich gegen acht an und sagte, es sei soweit. Sie fragte mich, ob ich die Flasche besorgt hätte. Ich sagte ihr, dass ich die Flasche hätte, und sie bat mich, sofort vorbeizukommen.«
»Und du bist zu ihr gefahren?«
Hanna nickte.
»Ich habe ihr einen halben Liter abgezapft. Ich habe ja Erfahrung damit. So etwas kann man überall machen.«
»Und was tat Vera mit diesem Blut?«, fragte Grätner wie lauernd.
»Sie hat es in den Kühlschrank gebracht, wie ich es ihr angeraten habe. Sie musste Angst gehabt haben, verletzt zu werden. Sie sagte zu mir, dass sie diese Konserve brauche, falls man einmal ihr eigenes Blut benötigte. Sie wollte kein fremdes, verstehen Sie.«
»Aber sie hätte jederzeit zu einer Station des Roten Kreuzes oder in ein Krankenhaus gehen können, um diese Vorsorgemaßnahme dort zu erledigen.«
»Ich weiß nicht, weshalb sie es nicht wollte.«
»Und du sagst, dass diesem Blut ein Gerinnungshemmer beigefügt wurde?«
»Ja, er ist bereits in der Flasche, bevor man mit dem Abzapfen anfängt«, erklärte Hannchen. »Aber wieso fragen Sie danach?«
»Ich muss einmal telefonieren«, sagte Grätner plötzlich und sprang auf.
»Hier bitte«, erklärte Pitty und führte ihn in die Küche. Dort stand auf dem altertümlichen Büfett ein Telefon. »Bitte, bedienen Sie sich.«
Grätner telefonierte mit dem Präsidium.
»Weshalb bist du denn so aufgeregt?« fragte Bert Jensen.
»Weil mir etwas schwant, verstehst du? Mir schwant etwas, was Vera mir angekündigt hat. Nur konnte ich alter Esel nicht erkennen, was sie damit meinte.«
»Und was meinte sie?«
»Ich habe nochmal einen Laborbericht angefordert. Wir werden ihn morgen im Laufe des Vormittags bekommen. Wenn wir da nicht wieder Augen machen, will ich Hase heißen!«
Grätner hieß nicht Hase, als er den Bericht vor sich liegen hatte.
»Wie konntet ihr Rindviecher diesen Umstand übersehen?«, erkundigte er sich, als ihm der Laborbeamte das Ergebnis brachte.
»Es hat uns niemand darauf hingewiesen. Solche Analysen erfordern eine Spezialuntersuchung.«
»Was ist denn los?«, wollte Jensen wissen, der hereinkam.
»Setz dich, Bert«, sagte Grätner. »Das Blut, das im Kofferraum, in der Wohnung und an den Klamotten von der Pollmann gefunden wurde, stammt astrein aus einer Konserve. Man hat das Gerinnungsmittel analysieren können.«
»Was bedeutet das?«
»Das bedeutet, dass Vera unter Umständen gar nicht ermordet wurde.«
»Du meinst, sie könnte das alles nur inszeniert haben, um ... «
»Ich weiß es nicht. Jedenfalls stammt dieses Blut nicht direkt aus den Adern von Vera Wassilowski. Kein Tropfen von all den Blutspuren, die wir in der Wohnung, im Treppenhaus und sonst wo fanden, stammt direkt aus Veras Körper. In allen Blutspuren fand sich Gerinnungsmittel. Weißt du, was das bedeutet?«
»Vera hat uns aufs Glatteis geführt!«
»Sie wollte sich rächen«, sagte Grätner und nun lief ein breites Grinsen über sein Gesicht. »Ganz offensichtlich ist ihr diese Rache gelungen. Sie hat erreicht, was sie wollte.«
»Allerdings habe ich das!«
»Vera!«, sagte Grätner.
In voller Lebensgröße und äußerster Eleganz stand Vera Wassilowski im Rahmen der Tür zu Grätners Büro.
»Vera, du hast uns an der Nase herumgeführt!«
»Ich?« fragte Vera Wassilowski,
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