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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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diesen Worten durch. Claus verneinte, doch Heidrun wollte dem Sohn, der sicher seine Freundin mitbringen würde, eine Freude bereiten. Heidrun konnte Solveigh gut leiden, sie war etwas älter als Claus und von besonderer Liebenswürdigkeit. Obendrein war sie von Beruf Textildesignerin, eine Tatsache, die sie Heidrun besonders sympathisch stimmte. „Architektur und Design, das könnte gut funktionieren“, dachte sie, als Claus, der gerade sein zwanzigstes Lebensjahr vollendet hatte, ihr seine Freundin zum ersten Male vorgestellt hatte. Die beiden Frauen hatten inzwischen schon einige Stunden mit Fachsimpeln zugebracht, ergab doch Heidruns Textiliensammlung genug Stoff für stundenlange Fachgespräche.
Vor dem Haus waren Stimmen zu vernehmen.
Heidrun eilte zur Tür, doch schon im nächsten Augenblick drehte sich ein Schlüssel im Schloss und der Türflügel wurde langsam aufgetaucht. Im Türrahmen stand Claus. Er drehte sich etwas verlegen zur Seite und winkte mit einer Hand nach jemandem, den noch die Dunkelheit verbarg.
„Komm, komm doch weiter“, flüsterte Claus erregt und schaute einige Male unsicher zu seiner Mutter in den hell erleuchteten Vorraum hinein, die - verwundert über das sonderbare Verhalten ihres Sohnes - wie angewurzelt im Raum stand. Claus trat nun zur Seite und hielt die Tür auf. Ein Blumenstrauß entschlüpfte der Finsternis und näherte sich langsam, dann ein Hut und plötzlich eine leicht gebückte Gestalt, die sich erst beim Eintreten aufrichtete.
Heidrun stand reglos da.
Es war Conradin, der unter der Tür aufgetaucht war.
„Heidrun, es tut mir leid, ich wollte dich nicht überfallen, aber …“, dabei blickte er kurz seinen Sohn an und hob unsicher eine Schulter an.
„Mama, ich dachte …“
Heidrun unterbrach ihn. „Lass gut sein, Claus, kommt rein, es geht kalt herein“, bemerkte sie ganz nebenbei, so als wäre das überraschende Auftauchen ihres Ehemannes nach acht Jahren ganz selbstverständlich und alltäglich.
Heidrun hatte ihre Fassung nach einigen Sekunden wieder erlangt. Sie war stets beherrscht und konnte ihre Nervosität vor anderen meist gut verbergen.
Der große Salon wurde nur spärlich von der weißen Bogenlampe, erhellt, deren Licht sich über die lederne Sitzgruppe ergoss. Der alte Schreibtisch und die große Bücherwand dahinter lagen im stillen Dunkel. An einem der hölzernen Fensterläden rüttelte der Wind, der am Abend aufgekommen war. Claus hatte sich gleich nach dem Essen, das Heidrun eigentlich für ihn und Solveigh vorbereitet hatte, verabschiedet.
„Ich gehe mit Solveigh ins Kino, weiß noch nicht, wann ich zurückkomme“, rief er ihnen - schon im Hinauseilen - zu. Heidrun war erleichtert, ein wahrscheinlich bevorstehendes Zerwürfnis mit ihrem Gatten, nicht vor dem Sohn austragen zu müssen.
„Du hast nichts verändert“, hatte Conradin zögerlich die Unterhaltung begonnen, nachdem sie sich aus dem kleinen Esszimmer, das der Küche angeschlossen war, hierher zurückgezogen hatten. Er drehte sein Wasserglas in Händen und schaute seiner Frau erstmals geradeaus in die Augen.
„Ich hatte kein Geld dazu“, antwortete Heidrun spontan und wahrheitsgemäß.
Conradin blickte verlegen auf seine Hände und dann zu seiner Frau hin, die ihm gegenüber Platz genommen hatte.
„Ich möchte, aber nur wenn auch du es willst“, dabei stockte Conradin, „wieder in mein altes Leben zurückkehren. Chiara und ich, wir haben uns getrennt. Es ging schon lange nicht mehr. Du hast es vielleicht schon im Sommer gemerkt, als du mich in Italien aufgesucht hast.“ Conradin sprach mit einem Mal sehr leise und Heidrun hatte Schwierigkeiten, ihn zu verstehen.
„Heißt das, dass du einfach so zurückgekommen bist, einfach so, weil dich deine Geliebte fallengelassen hat?“, brauste Heidrun auf. Ihre Stimme war schneidend geworden, sie holte kräftig Luft, bevor sie weiter sprach. „Du bist also nicht gekommen, weil ich dich darum gebeten habe? Weil ich dich an deine Vaterpflichten unseren Kindern gegenüber erinnert habe?“
„Heidrun, ich habe schon versucht mit Romana Kontakt aufzunehmen und Claus hat versprochen, mir dabei zu helfen. Und jetzt bin ich da. Die Beziehung zu Chiara ist schon seit einem Jahr zerbrochen, das hat mit meinem Zurückkommen gar nichts zu tun. Ich komme wegen euch, besonders wegen Romana“, ergänzte er noch schnell und vermied es, seiner Frau in die Augen zu sehen.
„Du bist damals abgehauen, einfach weggegangen und jetzt sollen wir so mir

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