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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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dass du sie nicht kennenlernen kannst …. Du weißt, dass ich mit Chiara zwei Kinder habe?“, fragte er ganz unvermittelt, so, als ob er sich nicht mehr sicher wäre, seine Ehefrau, sowie Romana und Claus von seinen Kindern mit Chiara in Kenntnis gesetzt zu haben.
„Unsere Kinder haben mir davon erzählt, sie haben ja auch Fotos von dir erhalten“, antwortete Heidrun kühl.
Heidrun erhob sich langsam zum Gehen, sie wollte die Gastfreundschaft nicht mehr länger in Anspruch nehmen, aber hauptsächlich wollte sie ein nochmaliges Zusammentreffen mit Chiara vermeiden.
„Überlege dir etwas, ich denke, du solltest dir aber nicht noch einmal acht Jahre Zeit lassen.“
„Ja, ich verspreche es“, antwortete Conradin, dessen Hand zitterte, während er hastig nach dem Wein griff. Seine blaugrauen Augen schauten müde zu ihr auf, und Heidrun bemerkte seine dicken, schweren Tränensäcke an den Unterlidern.
„Er arbeitet zu viel“, dachte sie „und trinken tut er auch zu viel“.
Auf der Terrasse hatte der Wind einen Kübel umgeweht. Dunkle Erde bröselte über die unebenen, rotbraunen Fliesen, denen der umgekippte Ginster einen kräftig gelben Farbakzent entgegensetzte.
„Alles stürzt, mit und ohne Wind“, dachte sie im Davoneilen, ohne sich noch einmal nach Conradin, der unter der Eingangstür zurückgeblieben war, umzudrehen.
Heidrun verließ das Haus in Richtung Stadtzentrum; sie hatte Conradins Begleitung mit der Begründung abgelehnt, dass sie in den letzten acht Jahren auch jeden Weg alleine gefunden habe.
Der Abend war hereingebrochen. Vereinzelt blinzelten Lichter zu ihr herauf. Ferienhäuser und Villen duckten sich ins Gelände des Val d´Orcia. Ein würziges Duftgemisch von Rosmarin, Minze, Salbei und Oregano zog an ihr vorbei.
„Die Kräuter werde ich morgen pflücken, heute ist es schon zu dunkel“, schob Heidrun ihr Vorhaben auf.
*
Nach einem regenreichen, ungewöhnlich kühlen Herbst war - ohne Vorankündigung - der Winter hereingebrochen. Es war Ende November, und eines Morgens lag gänzlich unerwartet eine weiße Decke über dem Land. Heidrun fror. Der Weg zur Schule war ungemütlich, die Straße nicht geräumt, und in den Klassen waren die Fenster nicht dicht. Ihre Oberkläßler saßen mit dicken Pullovern im Unterricht, und beim Zeichnen störten die klammen Finger.
Heidrun wickelte ihren Unterricht heute lustlos ab, die Schüler waren missmutig und Heidrun in Gedanken. Diese kreisten um Romana, die die letzten Nächte wieder nicht zuhause geschlafen hatte.
„Das Mädchen war doch gerade erst sechzehn, ich weiß mir wirklich nicht mehr zu helfen.“ Resigniert schaute sie zum Fenster hinaus, wo der Wind kalten Schneeregen vor sich hertrieb. Vor einigen Wochen hatte Conradin angerufen, Romana war am Apparat gewesen. Mit viel Geschick war es ihrem Vater gelungen, sie davon abzuhalten, sogleich die Verbindung zu unterbrechen, wie sie es schon viele Male zuvor getan hatte, wenn er mit seiner Tochter in Kontakt treten wollte. Romana war wortkarg gewesen, doch ihr Vater hatte lange auf sie eingeredet, und seinen Besuch angesagt. Seither hatten sie nichts mehr von Conradin gehört, und Romana war wieder störrisch, wie eh und je.
„Vier Monate sind seit Italien vergangen, und der Mistkerl hat sich seither nur einmal gemeldet und das nur am Telefon“, sagte Heidrun eines Tages zornentbrannt zu Annette. Annette - die Freundin aus Jugendtagen - war es gewesen, die Heidrun letztendlich zur Reise nach Italien überredet hatte. War Heidrun unschlüssig gewesen und hatte sie gezaudert, so war es an Annette gelegen, deren Bedenken auszuräumen. Annette dachte meist pragmatisch, ihre Entschlüsse traf sie schnell, aber nie vorschnell, sodass sich Heidrun letztendlich gerne auf die Ratschläge der alten Freundin verließ.
Nach dem Unterricht war Heidrun direkt nachhause geeilt, sie wollte der feuchtkalten Ungemütlichkeit so schnell wie möglich entfliehen. Kaum hatte sie ihre Aktenmappe niedergestellt, klingelte das Telefon. Im - von der Kälte vollgesogenen - Mantel, die Mütze noch am Kopf, hob sie überstürzt ab, in der Hoffnung, Romana in der Leitung zu haben. Claus meldete sich, seine Stimme klang aufgeregt.
„Ist etwas passiert?“, keuchte Heidrun in den Hörer.
„Nein, Mama, nichts ist passiert. Ich wollte mich nur ankündigen, dass ich heute Abend noch bei dir vorbeikomme, und ich bringe jemanden mit.“
„Schön von dir, Claus, soll ich euch was zu essen richten?“ Die besorgte Mutter kam in

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