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Rache ist lavendelblau

Rache ist lavendelblau

Titel: Rache ist lavendelblau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fannie Ennser
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Satz ab, während die Hasiba, getrieben von Annettes zornigem Ausbruch, zum Telefon in die Küche zurückeilte.
*
Das letzte, müde Tageslicht glitt an der Hausfassade vorüber, langsam senkte sich die Dämmerung über die Terrasse, als es zaghaft klopfte. Claus stand in der Tür, er war bleich und fahrig. Annette stand auf und wollte soeben das Zimmer verlassen, als sie Solveigh erblickte, die hinter Claus stand. Heidrun schlug in diesem Moment die Augen auf.
„Claus“, flüsterte sie mit großer Kraftanstrengung und lächelte müde. Das Lächeln verwandelte sich in ein Strahlen, als Heidrun Solveigh erblickte, die nun mit tränennassen Augen hinter Claus hervortrat.
„Komm her.“ Solveigh beugte sich zu Heidrun hinunter und hauchte einen Kuss auf deren brennend heiße Wange. Das geheimnisvolle Licht der Diamanten und Smaragde spann einen wundersamen Faden zwischen den beiden Frauen.
Die Stille brach lautlos in das Totenzimmer herein.
„Wie zerbrechlich sie wirkt, so schmal und zart“, sagte Annette und die Umstehenden nickten, unfähig ihre Trauer in Worte zu fassen. „Porzellanhände“, dachte sie und schaute zu Romana hinüber, die so gar nichts von ihrer Mutter hatte.
Dr. Westheimer hatte an Heidruns Sekretär Platz genommen und füllte den Totenschein aus.
*

Beim Notar – 2
 
     

    „Es tut mir leid, aber das ist der letzte Wunsch ihrer Mutter.“ Der Notar erklärte zum wiederholten Male, dass er nur ein Sparbuch über exakt fünftausend Euro ausfolgen könne, demjenigen, der für die Begräbniskosten aufgekommen war.
Romana und Claus starrten sich an; Romana riss wütend ihre Augen auf und hielt den Atem an, und Claus´ Maßschuhe kratzten verlegen am Teppichboden der Anwaltskanzlei. Ihr Barvermögen habe Frau Dr. Estermann wohltätigen Organisationen zukommen lassen, an welche genau, wisse auch er, der Notar, nicht.
„Mutters teurer Schmuck muss ja auch irgendwo sein, in der Wohnung jedenfalls war er nicht“, warf Romana erregt ein.
„Aber die teure Wohnung, die gibt´s doch noch“, stammelte Claus, der um seine Fassung rang. Romana saß wortlos und ungewöhnlich bleich neben ihrem Bruder, ihre Finger krallten sich nervös um die Henkel ihrer teuren Jimmy-Choo Handtasche, wo die Knöchel kreideweiß hervortraten. „Eine Wahnsinnsimmobilie, das Penthouse, ich habe das mitgebracht“, fügte Claus hastig hinzu, sprang auf und hielt dem Notar einen Grundbuchauszug über den Schreibtisch entgegen, so, als müsse er den Nachlassverwalter von der vermeintlichen Unrichtigkeit seiner Angaben überzeugen.
„Herr Estermann, ich kenne die Eintragung im Grundbuch, aber Ihr Dokument ist gut ein Jahr alt und nicht mehr aktuell. Ihre Mutter wohnte zur Miete, und das schon seit Monaten, wussten Sie das nicht? Die Wohnung hatte sie verkauft.“ Das traf wie eine Granate mitten in das Herz der vermeintlichen Erben. Romana war einem Ohnmachtsanfall nahe, ihre Manolo Blahnik hatte sie abgestreift, sie drückten, wie alles auf einmal zu drücken schien.
„Und wo ist das Geld?“, fauchte sie wie eine Katze, der man die Futterschüssel vor der Nase weggezogen hatte.
„Ich sagte schon, Ihre verstorbene Mutter hat ihr Geld an wohltätige Organisationen verschenkt und ich weiß auch nicht, an welche. Die Kunstgegenstände in der Wohnung und die Möbel gehen an eine Freundin Ihrer Mutter, Frau Annette Becker.“ Desider Angerbauer richtete seine Brille zurecht. „Was ich noch sagen wollte“, meinte er, an Romana gewandt, „auf den Banktresor können Sie ab sofort zugreifen, vielleicht finden Sie darin den Schmuck Ihrer Mutter.“
Die schmalen, blutleeren Lippen des Notars waren noch schmaler, noch blutleerer geworden.
Das heftige Zuschlagen der schweren Eichentür drang an Desiders Ohr; er sank in seinen Lehnstuhl zurück, nahm seine Nickelbrille ab, rieb den Steg zwischen seinen Fingern und sagte nur: „Arme Heidrun.“
*Ende*

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