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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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geht nicht um einen Scheißbegriff«, unterbrach er sie. »Das hat nichts mit intellektueller Einordnung zu tun. Sie haben gefragt, was ich empfinde. Was soll ich darauf antworten? Verachtung? Ekel? Wut? Abscheu? Ein bisschen von allem, denke ich. Aber Hass genügt, finde ich. Hass bringt es auf den Punkt.«
    »Aber was hat sie getan, um das zu verdienen?«, fragte sie.
    »Sie hat die Lügen geglaubt, die über mich verbreitet wurden«, sagte er. »Und weil sie sie geglaubt hat, ist meine schöne Tochter tot.«
    Alvas frühere Versuche, ihn dazu zu bringen, über seine Tochter zu sprechen, waren jedes Mal an seiner immensen ausdruckslosen Miene abgeprallt, jetzt jedoch sah sie für einen Moment den Schmerz, der unter der felsigen Oberfläche brodelte.
    Sie sagte so neutral sie konnte: »Geben Sie ihr die Schuld an Ginnys Tod?«
    Er hatte sich wieder unter Kontrolle, doch in seiner scheinbaren Ruhe spürte sie eine Spannung wie jene knisternde Stille in der Luft, kurz bevor ein Gewitter losbricht.
    »Mag sein«, sagte er. »Aber vor allem gebe ich ihrem Miststück von Mutter die Schuld.«
    Offenbar, so stellte sie fest, tat er sich trotz der extrem negativen Emotionen, die er über Imogen zum Ausdruck gebracht hatte, doch schwer, sie allein für den Tod des Mädchens verantwortlich zu machen. Welche Bindung zwischen ihm und seiner Frau auch bestanden hatte, sie musste ungewöhnlich stark gewesen sein, sonst wäre eine solche Ambiguität der Gefühle wohl kaum erhalten geblieben.
    »Sie geben Lady Kira die Schuld?«
    »Oh ja. Alles geht auf sie zurück. Sie wollte nie, dass ich ihre Tochter bekomme. Und jetzt hat sie dazu beigetragen, dass ich meine verliere.«
    »Und wie hat sie das getan? Durch ihre familiären Kontakte in Paris, wo ihre Enkelin zur Schule ging, damit sie vor unserer sensationslüsternen Presse geschützt war?«
    Sie ließ bewusst einen Hauch Zweifel in ihre Stimme einfließen, in der Hoffnung, ihm so noch mehr von dem entlocken zu können, was in seinem Kopf vor sich ging, doch sie erreichte lediglich, dass er wieder dichtmachte.
    Er sagte gleichmütig: »Falls Sie sie mal kennenlernen, werden Sie’s verstehen.«
    In dieser Richtung ging es vorerst nicht weiter. Lass die Schwiegermutter aus dem Spiel, komm wieder auf Imogen zurück, sagte sie sich.
    Sie sagte: »Falls Sie unschuldig sind, wie Sie behaupten, dann muss Sie jemand reingelegt haben. Haben Sie irgendeinen Verdacht, wer?«
    Die Frage schien ihn zu amüsieren.
    »Ich habe eine kurze Liste von Kandidaten, ja.«
    »Steht Imogen darauf?«
    Die Frage überraschte ihn anscheinend. Oder vielleicht gefiel sie ihm einfach nicht. Sie musste wirklich einen Weg finden, um Einblick in diese enge Beziehung zu gewinnen.
    »Was spielt das für eine Rolle?«, erwiderte er. »Was ist schlimmer? Dass sie bei einer Intrige mitgemacht hat, um mich reinzulegen? Oder dass sie tatsächlich geglaubt hat, ich wäre schuldig im Sinne der Anklage?«
    »Seien Sie fair«, sagte Alva. »Die Beweise waren erdrückend. Die Geschworenen haben bloß zwanzig Minuten gebraucht, um Sie schuldig zu sprechen …«
    »Zwölf Fremde!«, fiel er ihr ins Wort. »Zwölf Bürger, die man von der Straße geholt hat! In dieser Welt, in der wir unglücklicherweise leben, und besonders auf dieser vergifteten Insel, auf der wir leben, wo verkommene Politiker sich mit einer verkommenen Presse zusammentun, um eine halb gebildete und total willfährige Öffentlichkeit mit einer Kost aus verlogenen und belanglosen Informationen zu füttern, ließe sich garantiert sogar eine Beweislage fabrizieren, die zwölf Fremde davon überzeugt, dass Nelson Mandela Kannibale ist.«
    Wow!, dachte sie, während sie ihn eingehend musterte. So leicht, wie dir das von der Zunge gegangen ist, muss es sich über Jahre hinweg in deinem Kopf angestaut haben!
    Seine Stimme war noch immer beherrscht, aber sein Auge funkelte. Was hatte er vorhin gesagt, was er für seine Exfrau empfand?
    Verachtung.
    Ekel.
    Wut.
    Abscheu.
    Es waren allesamt notwendige Elemente jenes Zustands der Selbsterkenntnis, zu dem sie ihn bringen wollte. Indem er diese Emotionen von sich selbst auf seine Frau transferierte, zeigte er ihr möglicherweise, dass er näher dran war, als sie dachte. Seine bemühte Parallele zu Mandela war ebenfalls bedeutsam. Ein ehrbarer und rechtschaffener Mann, der lange Jahre von einem perversen Regime eingekerkert worden war, um schließlich nach seiner Freilassung und Rehabilitierung zu einer Symbolfigur für

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