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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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gemacht?«
    »Ich hab die ganzen Weihnachtstage den Kopf hängen lassen. Muss eine ganz schöne Zumutung gewesen sein. Dad blieb die meiste Zeit im Dog verschwunden. Dann kam Silvester. Der richtige Zeitpunkt für Vorsätze, sein Leben zu ändern, zumindest laut den Leuten im Fernsehen. Ich träumte immer öfter davon, von zu Hause abzuhauen, viele Abenteuer zu bestehen, reich zu werden, indem ich auf eine Goldader stieß oder so was in der Art, und dann total weltgewandt und sexy zurückzukehren, um Imogen den Hof zu machen. Bloß dass sie gar nicht merken würde, dass ich es bin, bis sie schließlich meinem männlichen Charme erlag. Jämmerlich, was?«
    »Wir haben alle so unsere Träume«, sagte Alva und dachte an ihre Teenagerfantasie, in der sie einen Oscar für die beste weibliche Hauptrolle verliehen bekam.
    »Klar. Ich würde gern behaupten, dass ich loszog, um meinem Traum nachzujagen, aber so war es nicht. Ich wusste nur eins: Was ich auch wollte, ich würde es nicht bekommen, wenn ich weiter in Cumbria herumhing. Also machte ich mich eines Morgens wie gewohnt auf den Weg zur Schule, in meiner Sporttasche alles, was ich besaß, und in der Hosentasche meine sämtlichen Ersparnisse. Und ich ging einfach immer weiter. Der Rest ist Geschichte, wie man so sagt.«
    »Ich würde sie gerne hören«, sagte Alva.
    »Ich bitte Sie«, sagte er. »Sie machen auf mich den Eindruck einer gewissenhaften kleinen Forscherin. Der kometenhafte Aufstieg von Wilfred Hadda vom ungehobelten cumbrischen Tölpel zum millionenschweren Wirtschaftsboss ist so oft dokumentiert worden, dass Sie ihn doch bestimmt auswendig können!«
    »Allerdings«, sagte sie und griff in ihre Aktentasche. »Ich hab hier Kopien der meisten Artikel. Über die Ereignisse nach Ihrer Rückkehr herrscht generelles Einvernehmen. Aber die Spekulationen, was Sie in der Zeit zwischen Ihrem Verschwinden als armer Sohn eines Holzfällers und Ihrer Rückkehr als geschliffener Mann von Welt, mit genügend Geld auf dem Konto, um Ihr Unternehmen zu starten, gemacht haben, sind an Abenteuerlichkeit nicht zu überbieten. Kommt irgendeine davon der Wahrheit nahe?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich hab sie nie gelesen. Welche erscheint Ihnen am überzeugendsten?«
    »Nun ja, ich schwanke wischen der südamerikanischen Diamantenmine und der mexikanischen Lotterie. Aber letzten Endes würde ich doch auf den Observer setzen; der schreibt, Sie seien wahrscheinlich von Feen entführt worden, wie Thomas der Reimer in der Ballade.«
    Er lachte auf, ein seltener Klang, ein Lachen, das ansteckend sein konnte.
    »Ja, nicht schlecht«, sagte er. »Weit weg bei den Feen, das kommt ungefähr hin. Hat er sich gut amüsiert, dieser Thomas?«
    »Sie haben ihn an einen seltsamen Ort gebracht«, sagte Alva. »Moment, in dem Artikel wird aus der Ballade zitiert.«
    Sie schlug die Akte auf und las vor:
    »Die Nacht war dunkel und sternenlos,
    Sie wateten knietief durch Ströme von Blut;
    Denn alles Blut, das auf Erden vergossen
    Rinnt durch jenes Land als Flut.«
    Als sie verstummte, nickte er heftig und sagte: »Oh ja, der Mann weiß, wovon er spricht. Wie ist es denn diesem Thomas ergangen, als er zurückkam?«
    »Na ja, er hatte ein kleines Problem, Wolf«, sagte sie. »Die einzige Bedingung für seine Rückkehr war, dass er von nun an nicht mehr lügen konnte.«
    Ihre Blicke trafen sich. Dann lächelte er, diesmal nicht das attraktive gewinnende Lächeln, sondern eines, das sehr viel wissender war, nahezu spöttisch.
    »Also genau wie ich, Elfe«, sagte er. »Ihr guter alter Lügendetektorverstand hat doch bestimmt schon längst gemerkt, dass Sie von mir immer nur himmlische Wahrheiten hören!«
    »Himmlisch? Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Religion in Ihren Jahren als junger Ausreißer eine große Rolle gespielt hat.«
    »Da täuschen Sie sich sehr, Elfe«, sagte er mit einem Grinsen. »Ich bin regelmäßig in die Kapelle gegangen.«
    »Kapelle?«, wiederholte sie. »Nicht in die Kirche? Das ist interessant. In den Zeitungen wurde an keiner Stelle spekuliert, dass Ihr Verschwinden auch einen religiösen Aspekt gehabt haben könnte.«
    »Herrje«, sagte er plötzlich ungehalten. »Können wir endlich über was anderes reden als über die lebhaften Fantasien der Zeitungsleute? Hören Sie, Elfe, ich versuche, ehrlich zu Ihnen zu sein, aber wenn ich sage, dass es etwas gibt, worüber ich nicht reden möchte, dann müssen Sie das akzeptieren, okay?«
    »Okay, okay«, sagte sie

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