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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ich so liebte, schien die beste Möglichkeit, mein Leben so weiterzuführen wie bisher.«
    »Und was hat sich geändert?«
    »Stellen Sie sich nicht dumm. Sie wissen, was sich geändert hat. Ich hab Imogen kennengelernt.«
    »Sie haben sich nach dem ersten Mal weiter getroffen?«
    »Na klar. Den ganzen Sommer lang, so oft wir konnten. Sie musste es natürlich geheim halten. Und ich auch. In meinem Fall war das leichter, ich machte einfach ganz normal weiter, zog morgens mit meiner Wander- und Kletterausrüstung los. Sie musste sich irgendwelche Ausreden einfallen lassen. Darin war sie ziemlich gut, glaube ich. Sie konnte nicht jeden Tag kommen, aber wenn sie sich mal drei Tage hintereinander nicht blicken ließ, war ich ziemlich frustriert.«
    »Sie beide hatten weiter Sex?«
    »Warum denn nicht?«
    »Sie war minderjährig. Und hätte schwanger werden können. Haben Sie Kondome benutzt?«
    »Nein, sie sagte, sie hätte an alles gedacht. Und was ihr Alter betrifft, nun ja, ich war selbst auch minderjährig. Jedenfalls hab ich daran nie einen Gedanken verschwendet. Wir haben es ständig gemacht. Immer im Freien und bei jedem Wetter. Auf dem Berg, im Wald.«
    Er lächelte erinnerungsverloren.
    »Auf dem Grundbesitz waren überwiegend Nadelbäume gepflanzt worden, weil die schneller Geld bringen, aber mittendrin hatte eine alte Eberesche überlebt, und an ihr trafen wir uns oft frühmorgens oder spätabends, wenn einer von uns sich tagsüber nicht hatte freimachen können. Imo schlich sich dann aus dem Schloss, und ich kletterte über die Mauer, die hinter Birkstane verlief, und war in rund zwanzig Minuten da. Wir mussten uns gar nicht extra verabreden. Es war, als wüsste jeder von uns, dass der andere unter dem Baum warten würde.«
    »War das die Eberesche, die Sie in ihren Londoner Garten haben verpflanzen lassen?«
    Er sagte: »Dass Sie das behalten haben! Ja, genau die. Als die Nadelbäume in dem Teil des Waldes gefällt werden sollten, hätte die Eberesche mit dran glauben müssen, weil ein Zugangsweg für die schweren Maschinen gebraucht wurde. Also hab ich sie gerettet. Romantische Geste, finden Sie nicht?«
    »Eher sentimental, würde ich sagen. Besonders Männer neigen dazu, ihre jugendlichen Abenteuer in der Erinnerung zu verklären. Lust ohne Verantwortung. Ich kann verstehen, wie reizvoll das war. Sie trafen sich also unter dem Baum, hatten einen Quickie und gingen dann wieder nach Hause?«
    Das war eine bewusste Provokation. Der Schlüssel zu dem, was aus ihm geworden war, musste in dieser ersten bedeutsamen sexuellen Beziehung zu suchen sein.
    Er sah sie kalt an.
    »So war das nicht. Wir wurden magnetisch voneinander angezogen. Ich spürte ihre Präsenz immer und überall, bei allem, was ich tat. Sie war immer bei mir. Unter der Eberesche waren wir vollkommen eins, aber wir konnten uns physisch noch so weit voneinander entfernen, sie war immer bei mir.«
    Sie wollte schon nachfragen, wie er das heute sah, ob er noch immer glaubte, dass Imogen diese Gefühlsintensität wirklich genauso empfunden hatte wie er. Aber sie hielt den Moment für unpassend. Konzentrier dich auf die Fakten.
    »Und wie ging es zu Ende?«
    »Woher wissen Sie, dass es zu Ende ging?«
    »Weil das auf der Hand liegt. Nach dem, wie Sie Lady Kira beschrieben haben, hat sie sich bestimmt nicht ewig an der Nase herumführen lassen. Außerdem haben Sie in dem ersten Teil, den Sie geschrieben haben und der wie ein Märchen anfängt, etwas über den Sohn des Holzfällers erzählt, der drei unmögliche Aufgaben gestellt bekommt und in die Welt hinauszieht und die Aufgaben meistert. Das impliziert ein Ende – und natürlich auch einen Neubeginn.«
    »Das hab ich geschrieben? Ja, hab ich wohl. Kommt mir jetzt irgendwie sehr lange her vor.«
    »Drei Wochen«, sagte sie.
    »Mehr nicht? Dafür sind wir aber schon weit gekommen.«
    Er sagte das gleichmütig, und sie hätte gern nachgehakt, entschied sich aber dagegen. Je mehr man voranschritt, desto gefährlicher wurde das Terrain.
    »Also, das Ende?«, sagte sie.
    »Das kam in den Weihnachtsferien«, sagte er langsam. »Im Herbst hatte für uns beide wieder die Schule angefangen. Sie kehrte in ihr piekfeines Mädchencollege im Süden zurück, ich ging wieder auf die Sekundarschule. Ich konnte die nächsten Ferien kaum erwarten.«
    »Hatten Sie keine Angst, Imogen könnte es sich in den Monaten der Trennung mit der Beziehung zu Ihnen anders überlegen?«
    »Daran hab ich nie gedacht«, sagte er

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