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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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erregt und auch sexuell befriedigt. Genau das hatte er wahrscheinlich später in seinen Fantasien gesehen, genau das war der Ursprung jener Begierden, die zu seinem Sturz geführt hatten.
    Sie erinnerte sich an eine Passage in dem ersten Teil, den er für sie geschrieben hatte, als er noch in knallhartem Thrillerstil schrieb.
    Inzwischen hatte sich Imogen im Bett aufgesetzt. Selbst unter diesen beängstigenden Umständen lenkte mich der Anblick ihrer vollkommenen Brüste ab.
    Die Betonung seiner heißblütigen Männlichkeit war ganz klar ein Versuch, ihre Aufmerksamkeit – und auch seine eigene – von der Tatsache abzulenken, dass ihn in Wahrheit nach wie vor ungeformte, frisch knospende Brüste anmachten.
    Und jetzt wusste sie, dass sie ihr ganzes Schauspieltalent aufbieten musste, wenn sie sich das nächste Mal mit ihm traf. Sie durfte ihm keinen Anhaltspunkt dafür liefern, dass sie in seiner Erzählung etwas anderes sah als eine ehrliche und anrührende Erinnerung an die erste Liebe. Tatsächlich wäre es vielleicht ganz gut, ihm einen kleinen Einblick in jene freudsche Laszivität zu geben, die er ihr unterstellte. Sie hielt ihn für einen Mann, der gerne recht hatte, der es gewohnt war, seine Einschätzungen von Personen und Politik bestätigt zu sehen. Ausgeschlossen, dass sie so einen Mann zur Konfrontation mit seinem eigenen dunklen Selbst zwingen konnte, aber mit Umsicht und Geduld würde sie ihn vielleicht dorthin führen können.
    Ein weiterer Grund zur Vorsicht war die Tatsache, dass er sich offensichtlich mit dem Schreibvirus infiziert hatte. Sie hatte das schon bei anderen Patienten erlebt. Die Menschen, mit denen sie zu tun hatte, waren in der Mehrzahl der Fälle obsessive Charaktere, und das nutzte sie gern zu ihrem Vorteil aus. Sehr wahrscheinlich hatte er bereits ein weiteres Schulheft für sie vollgeschrieben, aber wenn sie ihn verärgerte, würde er es ihr zur Strafe nicht aushändigen.
    Das war seine Waffe.
    Ihre Waffe war natürlich sein Wunsch, dass das, was er schrieb, auch gelesen wurde! Es ihr vorzuenthalten mochte zwar eine Strafe für sie sein, aber zugleich strafte er damit auch sich selbst.
2
    »Wolf«, sagte sie. »Erzählen Sie mir von Ihrem Vater.«
    »Was?«
    Sie hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt, das merkte sie ihm an. Er hatte gedacht, sie würde sich direkt auf sein erstes sexuelles Erlebnis oben auf dem Pillar Rock stürzen.
    »Fred, Ihr Vater. Lebt er noch?«
    »Aha. Ich weiß, worauf Sie hinauswollen. Ödipus und Co., was? Nein, ich hab ihm nicht die Schuld am Tod meiner Mutter gegeben. Nein, ich wollte ihn nicht umbringen. Und nein, nur für den Fall, dass Sie sich nicht trauen, zu fragen, er hat mich nie in irgendeiner Weise misshandelt. Es sei denn, Sie rechnen ein paar seltene Ohrfeigen dazu.«
    »Unter gewissen Umständen würde ich die tatsächlich dazurechnen«, sagte sie lächelnd. »Mich interessiert eher seine Einstellung zu den Ereignissen, mehr nicht. Sie deuten an, dass er nicht sonderlich begeistert von Ihrer Heirat mit Imogen war.«
    Das wurde mit einem schwachen Lächeln quittiert. Er lächelte jetzt zwar nicht regelmäßig, aber doch häufiger. Sie fasste das als ein gutes Zeichen auf, obwohl ihr Ziel, was die körperliche Reaktion anging, paradoxerweise Tränen waren und nicht ein Lächeln.
    »Das ist noch sehr milde ausgedrückt«, sagte er. »Er war noch vehementer dagegen als Sir Leon. Der hat seine Tochter schließlich zum Altar geführt. Dad ist nicht mal zur Hochzeit erschienen.«
    »Hat Sie das sehr verletzt?«
    »Natürlich hat mich das verletzt, verdammt noch mal«, sagte er zornig. »Aber ich war wohl darauf gefasst. Er war nicht gerade Feuer und Flamme, als ich anfing, etwas aus mir zu machen. Ich hatte gedacht, er würde stolz auf mich sein, aber er gab mir deutlich zu verstehen, dass ich seiner Meinung nach besser daran getan hätte, in seine Fußstapfen zu treten und Förster zu werden.«
    »Hatte er denn irgendeinen Grund zu der Annahme, dass Sie das tun würden?«
    Hadda zuckte die Achseln und sagte: »Ja, ich denke schon. Er war genau wie ich ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich so früh wie möglich von der Schule abgehen und dann anfangen würde, unter seiner Regie zu arbeiten. Ich meine, wieso auch nicht? Ich hab gern mit ihm zusammengearbeitet, ich habe schon eine Axt geschwungen, seit ich gerade mal groß genug war, um einen Teddybär aufzuheben, ohne gleich umzufallen. Und draußen zu arbeiten, in der Natur, die

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