Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
seine Schwester geredet hatte.
    Er selbst benutzte die Redewendung nicht mehr.
    »Na, was ist jetzt?«, fragte Jeff. »Können wir schwimmen oder was?«
    »Hast du denn deine Badehose dabei?«
    »Die habe ich an«, sagte Jeff und klopfte auf die Hüften seiner Jeans.
    Jeff hatte immer seine Badehose an, wenn er herüberkam.
    »Allzeit bereit«, sagte Jeff. »Das ist mein Motto.«
    »Und ich dachte immer, dein Motto wäre: ›Leg sie alle um und lass Gott die Guten aussortieren.‹«
    »Das ist mein anderes Motto.«
    »Ach so. Wenn du willst, können wir eine Runde schwimmen.«
    »Und dann knallen wir uns noch ein bisschen in die Sonne, okay?«
    »Klar doch.«
    Jeff ging durchs Haus zum Swimmingpool, legte seine Sonnenbrille auf den Tisch neben Paris - ein Fest fürs Leben . »Wie stark war denn bei euch gestern der Sturm?«, fragte er, während er sich auf einem Bein hüpfend den linken Cowboystiefel vom Fuß zog.
    »Ziemlich stark.«
    »Es hat neun Tote gegeben, hast du das gehört?«
    »Ja.«
    »Ganz schön heavy.« Er hatte jetzt Stiefel und Socke ausgezogen und widmete sich dem anderen Bein. »Die meisten wurden von Bäumen erschlagen, aber ein paar haben auch einen Stromschlag bekommen. Und in Orange County wurde ein Feuerwehrmann regelrecht geröstet. Muss echt heavy gewesen sein.«
    »Bei mir war es nicht so schlimm«, sagte Pete. »Hier im Haus ist nicht mal der Strom ausgefallen.«
    »Aber das Telefon war tot.«
    »Tatsächlich?«
    »Bei uns schon.« Jeff, der jetzt barfuß war, stieg aus seiner Jeans und zog sich das T-Shirt aus. »Und zwar die ganze Nacht über. Manche Häuser hatten auch keinen Strom. Schätzungsweise das halbe Tal war dunkel.«
    »Da habe ich ja Glück gehabt.«
    »Richtig. Allein im Haus hättest du im Dunklen ganz schön Muffensausen gekriegt, stimmt’s?«
    »Kann schon sein.«
    Jeff zog sich seine herabhängende Badehose hoch. Es war die ausgewaschene rote, die er immer anhatte. »Andererseits hättest du natürlich was zum Schreiben gehabt. Du bist doch immer so scharf auf Erfahrungen . Das wäre doch mal eine gewesen, oder?«
    »Ja, hätte interessant sein können.«
    »Stell dir vor, ein Mörder sieht, dass alles dunkel ist, und schleicht sich ins Haus. Und du kannst niemanden zur Hilfe rufen, weil das Telefon tot ist, und du hast keine Waffe, weil deine Eltern so was ablehnen und …« Jeff sah seinen Freund mit großen Augen an. »Hey!«, rief er aus. »Wow. Hast du schon von den Morden letzte Nacht gehört?«
    »Da stand was in der Zeitung von einem Amoklauf in einer Wohnanlage.«
    »Genau. Drüben in West L.A. Keiner weiß, was da wirklich los war, aber irgendwer hat ohne Grund zwei Leute abgestochen. Der Mann scheint durchzukommen, aber die Frau hat’s hinter sich. Erstochen. Aber das Irrste kommt noch: In einer Wohnung hat die Polizei einen abgeschnittenen Kopf gefunden.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Einen Kopf ohne Körper. Cool, oder?«
    Pete schüttelte den Kopf und lachte.
    »Für einen blutrünstigen Irren vielleicht.«
    Jeff grinste. »Genau das bin ich. Ein blutrünstiger Irrer.« Er trat an den Rand des Swimmingpools und blickte stirnrunzelnd auf das Wasser. »Sauber ist anders, Kumpel.«
    Pete näherte sich dem Beckenrand, blinzelte gegen das grelle Licht und sah, dass im Pool ein paar Blätter und abgebrochene Zweige schwammen. Andere Pflanzenteile waren in tiefere Schichten hinabgesunken, und manche lagen bereits auf den Bodenkacheln.
    »Der blöde Sturm«, murmelte er. »Ich habe den Pool erst gestern sauber gemacht.«
    »Du hättest ihn vielleicht abdecken sollen.«
    »Hab ich vergessen. Na ja, so schlimm ist es auch wieder nicht.«
    »Hätte schlimmer kommen können, bei dem Wind.«
    »Stimmt. Die Mauer hält das meiste ab.« Er deutete auf die zwei Meter hohe Mauer aus Schlackensteinen, die den Pool von einem direkt dahinter aufragenden, mit Bäumen, Büschen und Gras bewachsenen Abhang trennte. »Schade, dass sie nicht doppelt so hoch ist«, sagte Pete. »Dann müsste ich den Pool nur halb so oft sauber machen.«
    »Warum entlaubst du nicht einfach den ganzen Abhang?«
    »Gute Idee.«
    »Besorg dir doch etwas Agent Orange.«
    Pete schüttelte den Kopf. »Warum nicht gleich eine Atombombe?«
    »Spinnst du?«
    Pete schaute seinen Freund einen Augenblick lang an, bevor er in lautes Lachen ausbrach.
    »Was ist denn so lustig?«
    »Du«, sagte Pete und schubste ihn in den Pool.
    Jeff stieß einen lauten Schrei aus, strecke aber im Fallen geistesgegenwärtig

Weitere Kostenlose Bücher