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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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richtig macht.
    Er las weiter.
    So anregend die Lektüre war, sie machte Pete auch ein wenig traurig. Er wusste nicht genau, weshalb, aber er glaubte, dass es etwas mit seiner Sehnsucht zu tun hatte, am Schauplatz der Handlung zu sein. Er wollte nicht nur darüber lesen, er wollte sie miterleben. Es nicht zu können, war für ihn wie ein schmerzlicher Verlust.
    Dieses Gefühl hatte er eigentlich nur, wenn er Hemingway las.
    Es tat ihm richtig weh, nicht Hemingway in einem Pariser Café sein zu können oder Nick Adams, wie er an einem Waldbach sein Lager aufschlug oder eine Eisenbahnstrecke entlangging. Er wollte Robert Jordan sein, der mit Maria nackt in seinem Schlafsack lag, oder Harry Morgan, der am frühen Morgen sein Boot durch die stillen Gewässer vor Key West steuerte, wo das Tuckern des Dieselmotors und das Kreischen der Möwen die einzigen Geräusche waren.
    Beim Lesen von Hemingway verlangte es ihn so sehr, an all diesen Orten zu sein, dass er es wie einen körperlichen Schmerz spürte. Und ebenso schmerzlich verspürte er den Wunsch, selber auch so gut schreiben zu können.
    Wie wunderbar musste es sein, so was in den Menschen hervorzurufen.
    Aber Pete war klar, dass das mehr war, als er hoffen durfte, und auch das machte ihn traurig.
    Zumindest aber konnte er es versuchen.
    Auf einmal bemerkte er, dass seine Blicke lediglich über die Zeilen des Buchs gewandert waren und er sich, anstatt zu lesen, seinen Tagträumen hingegeben hatte.
    Er nahm wieder seine Kaffeetasse und stellte fest, dass sie nicht mehr dampfte. Noch immer spiegelte sich der Himmel in der leicht zitternden Oberfläche, auf der Pete jetzt regenbogenfarbene Schlieren sehen konnte. Als hätte jemand etwas Benzin in den Kaffee gekippt, dachte er und überlegte, dass es sich dabei um das in den Kaffeebohnen enthaltene Öl handeln musste.
    Zumindest hoffte er das.
    Die Schlieren sahen nicht gerade appetitlich aus. Trotzdem musste er sie sich genau einprägen, damit er sie irgendwann einmal in einen Roman einbauen konnte.
    Ich sollte es mir aufschreiben, sagte er sich, bevor ich es wieder vergesse.
    Aber er hatte keine Lust, noch einmal das Heft mit den Notizen aufzuschlagen. Er wollte lieber an seinem Roman arbeiten.
    Er nahm einen Schluck von dem Kaffee, der inzwischen fast kalt geworden war und nicht mehr allzu gut schmeckte.
    Vielleicht sollte ich ihn wegschütten und mir einen frischen eingießen, dachte er. Dann könnte ich mir auch gleich meinen Roman holen.
    Pete stand auf und brachte den Kaffee in die Küche. Dort goss er ihn ins Spülbecken und ging weiter in sein Zimmer. Auf der Kommode lag die Sonnenbrille. Pete setzte sie auf, aber sie ließ den Raum so dunkel erscheinen, dass er sie gleich wieder abnahm und mit einem Bügel in den Bund seiner Badehose steckte.
    Dann trat er hinüber zum Schreibtisch, wo er in einer der Schubladen unter einem Stapel Papier die beiden spiralgebundenen Schreibhefte mit seinem Roman versteckt hatte. Er nahm sie heraus, schloss die Schublade wieder und holte sich aus einer anderen Schublade einen schwarzen Kugelschreiber, den er sich ebenfalls in den Elastikbund der Badehose steckte. Dann ging er rasch zurück in die Küche.
    Er schenkte sich eine frische Tasse Kaffee ein, nahm die Hefte und ging wieder nach draußen. Als er die Hefte auf den Tisch am Pool legte, verspürte er vor lauter Aufregung ein flaues Gefühl im Magen.
    Dieses Gefühl war nicht immer da, wenn er anfing zu schreiben, aber manchmal. Meistens dann, wenn er gerade etwas wirklich Gutes gelesen hatte. Als Pete sich hinsetzen wollte, spürte er den Widerstand von Sonnenbrille und Kugelschreiber in seinem Hosenbund und zog sie heraus. Er setzte die Sonnenbrille auf, nahm die Hefte und ließ sich in einen Liegestuhl fallen.
    Er öffnete das Heft mit dem Titel TEIL 2 und blätterte bis ans Ende des Geschriebenen. Das letzte Kapitel hatte zwei Seiten und Pete las es noch einmal von Anfang an.
    »Was glaubst du denn, dass es ist?«, fragte Shana mit einem Zittern in der Stimme.
    Ralph blickte blitzschnell in den Rückspiegel und kniff die Augen zusammen, weil ihn die Scheinwerfer des Autos, das hinter ihnen fuhr, blendeten.
    Pete verzog das Gesicht.
    Des Autos. Das hinter ihnen fuhr.
    Das war nicht allzu gut, besonders weil nach dem Relativsatz nur noch ein einziges Wort folgte.
    Das musste er irgendwie anders formulieren.
    »Ich hab’s!«, sagte er.
    Dann strich er den letzten Teil des Satzes aus und schrieb stattdessen: weil ihn die

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