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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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benimmst dich grade wie einer.«
    »Aber ich bin keiner. Ich bin der große Wallenda.« Mit diesen Worten lief er mit seitwärts ausgestreckten Armen auf der Mauer entlang.
    »Seiltänzer fallen runter und brechen sich das Genick, du Idiot.«
    »Nicht alle.«
    »Komm jetzt runter!«
    Jeff kam an einer Ecke an, zog sich rasch noch mal die Badehose hoch und ging dann auf dem hinteren Teil der Mauer weiter.
    »Du bist ein Naturtalent«, rief Pete, während er um den Pool herumging.
    »Aus dir spricht der blanke Neid, weil du so was nicht kannst.«
    »Unsinn. Ich bin bloß kein solcher Angeber wie du.«
    »Bist du denn jemals auf diese Mauer geklettert?«, fragte Jeff und balancierte, ohne sich umzublicken, weiter auf der schmalen Mauer entlang.
    »Natürlich. Was glaubst denn du?«
    »Dann komm doch rauf.«
    »Ich habe jetzt keine Lust dazu.«
    »Pass auf Pete, ich mache dir einen Vorschlag. Du kletterst zu mir rauf, und ich gebe dir deinen Hemingway.«
    »Leck mich.«
    Jeff blieb stehen und blickte grinsend hinunter zu Pete. »Ich könnte natürlich auch mal ausprobieren, wie weit ich so ein Buch in den Wald hineinwerfen kann.«
    »Versuch’s, und du wirst es bitter bereuen.«
    Jeff drehte sich wieder zum Abhang und holte mit dem rechten Arm aus, als wolle er das Buch hoch in die Luft schleudern. Aber dann hielt er urplötzlich mitten in der Bewegung inne, ließ den Arm sinken und bemühte sich nicht einmal mehr, einen Wurf zu simulieren.
    »Was ist los?«, rief Pete.
    Sein Freund stand wie vor Schreck erstarrt auf der Mauer.
    »Jeff? Was ist los? Ist da was?«
    Jeff drehte den Kopf zur Seite und sagte mit tonloser Stimme: »Pete, du solltest jetzt wirklich raufkommen und dir das hier ansehen.«
    Pete rannte zur Mauer, kraxelte nach oben und setzte sich rittlings auf die Mauerkrone.
    »Da drüben«, sagte Jeff und deutete mit ausgestrecktem Arm auf den Abhang direkt unter ihnen.
    Ein paar Sekunden lang sah Pete nichts weiter als Gras und grüne Büsche.
    Aber dann entdeckte auch er die Leiche.

32
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    Sie lag keine zehn Meter von der Mauer entfernt am Fuß des Abhangs.
    »Siehst du sie?«
    »Ja.«
    »Wow!«
    »Sieht aus wie eine Leiche.«
    »Ja.«
    Die Leiche lag mit dem Gesicht nach unten und gespreizten Beinen da wie ein Fallschirmspringer. Nur dass sie keinen Schirm anhatte.
    Sie hatte überhaupt nichts an.
    Und sie war voller Schrammen, Blut und Schmutz.
    »Scheint eine Frau zu sein«, sagte Jeff.
    »Ich weiß nicht. Sieh dir mal die Haare an.«
    Das blonde Haar war sehr kurz geschnitten und größtenteils mit Blut verkrustet.
    »Der Hintern sieht aber nach Frau aus«, sagte Jeff.
    »Meinst du?«
    »Aber klar doch. Komm, lass sie uns anschauen.«
    »Wir sollten lieber die Polizei rufen.«
    »Dann ruf du die Polizei. Ich sehe nach, was wir da haben.« Er nahm das Buch von der rechten in die linke Hand und reichte es Pete. »Gehört das dir?«
    Pete nahm das Buch. »Du wirst doch nicht etwa …?«
    Jeff sprang von der Mauer hinunter auf den Abhang und landete nur wenige Meter unterhalb der Leiche. »Jetzt komm schon, Mann. Willst du sie dir denn nicht ansehen?«
    »Man darf einen Tatort nicht betreten. Damit vernichtet man wichtige Spuren.«
    »Das ist kein Tatort.«
    »Glaubst du etwa, dass sie bei einem Unfall so zugerichtet wurde?«
    »Nein, natürlich nicht. Wahrscheinlich hat jemand sie erst vergewaltigt und dann umgebracht. Aber sicher nicht hier.« Jeff deutete den steilen Abhang hinauf. »Bestimmt hat er sie oben am Mulholland Drive aus dem Auto geworfen.«
    »Kann schon sein.«
    »Kommst du jetzt?«
    »Nein. Und du solltest auch …«
    Ohne auf ihn zu hören, machte Jeff einen Schritt auf die Leiche zu.
    »Komm zurück!«, rief Pete.
    Jeff beachtete ihn nicht.
    »Verdammt noch mal«, murmelte Pete, während er das Buch auf die Mauerkrone legte und sein zweites Bein hinüberschwang. Dann stieß er sich ab und ließ sich fallen. »Warte auf mich!«, rief er.
    Jeff blieb stehen, sah ihn an und grinste.
    Mit gemischten Gefühlen stapfte Pete den Abhang hinauf zu seinem wartenden Freund.
    Er war erschüttert und ein wenig beängstigt angesichts der Tatsache, dass jemand ein Mordopfer hinter seinem Haus abgeladen hatte, aber auch verärgert über Jeffs Weigerung, zu ihm zurückzukommen. Einerseits hatte Pete Angst, die Leiche näher zu betrachten, aber gleichzeitig versetzte es ihn in eine seltsame Aufregung. Er hatte bisher weder einen toten Menschen noch eine völlig nackte Frau gesehen.
    Ich möchte mir

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