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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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Brust.
    »Klar. Einen Suizidanten oder einen Besoffenen, den seine genauso abgefüllten Kumpel in den See geworfen haben – aber doch keine verstümmelte Leiche.« Albrecht Skorubski, 1,78 groß, hager, mit grünen, weit auseinander stehenden Augen, Nickelbrille und wollener Schirmmütze, die seine weit fortgeschrittene Glatze verbergen sollte, dachte nicht zum ersten Mal, es sei eine falsche Entscheidung gewesen, sich in das Team von Peter Nachtigall zu bewerben. Jugendfreund hin oder her – bei den Kollegen von der Steuerfahndung wäre ihm so manches erspart geblieben. Er seufzte. Schweigend steuerte er durch den prasselnden Regen und schüttelte unwillig den Kopf.
    »Hat Michael noch was Genaueres gesagt?«, fragte er dann.
    »Es handelt sich wohl um ein sehr junges Mädchen. Dem Opfer wurden angeblich beide Brüste amputiert. In seinem sympathischen Badisch klingt das viel weniger scheußlich als bei mir.«
    »Mensch, Peter. In Cottbus?«
    »Warum überrascht dich das so? Weißt du noch zu Walpurgis? Da hat doch dieser junge Kerl ein Mädchen auf dem Spielplatz umgebracht. Drogendealer schießen sich bei uns gegenseitig tot – mitten in der Stadt oder in Erotikbars. Cottbus ist eine Großstadt. Lass uns erstmal einen Blick auf die Sache werfen. Dann sehen wir weiter«, meinte Peter Nachtigall zuversichtlich. Angespannt starrten sie durch die Schlieren, die die Wischerblätter auf der Windschutzscheibe hinterließen, ins Dunkel.
     
    Schon von weitem sahen sie die flackernden Blaulichter auf dem Parkplatz beim Badesee. Polizeibänder sperrten große Bereiche des Waldes ab. Ein Team war damit beschäftigt Scheinwerfer aufzubauen und das gesamte Areal, in dem nach Spuren gesucht werden sollte, auszuleuchten.
    Kaum hatten sie den Wagen abgestellt, als auch schon die dünne, alle Kollegen überragende Gestalt von Michael Wiener auf sie zustürzte.
    »Gut, dass Sie da sinn«, begrüßte er die beiden Kollegen mit einem Stoßseufzer.
    Der junge Mann, der in der Regel immer perfekt durchgestylt war, machte jetzt einen derangierten Eindruck und wirkte unnatürlich blass im Widerschein des Blaulichts. Seine sonst streng nach hinten geföhnten Haare hingen nass herunter und ließen sein schmales Gesicht noch spitzer wirken. Die Brille war beschlagen und die Regenjacke schief geknöpft.
    »Haben Sie die Tote schon gesehen?«, fragte Peter Nachtigall und Michael Wiener nickte bedrückt, während er mit seltsam unrunden Bewegungen vor ihnen hereilte, um sie zum Fundort zu führen.
    »Das ist mein zweites Mordopfer. Vielleicht nimmt mich das später nimmer so arg mit«, erklärte der junge Mann.
    »Ich bin schon so lange dabei – und mich nimmt es immer noch mit. Sie sollten nicht darauf hoffen, sich an solche Anblicke zu gewöhnen. Außerdem wären Sie dann auch nicht der Richtige für mein Team«, antwortete Nachtigall und klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern. »Emotionale Kälte friert das Denken ein.«
    »Ist denn der Mediziner noch da?«, fragte Albrecht Skorubski kurzatmig und schüttelte den Regen von seinem Kragen um die Jacke fester um den Hals zu ziehen. Wiener nickte.
    »Da drüben liegt sie«, presste er hervor, wies auf einen entfernter liegenden Platz tiefer im Wald und zeigte dann hastig auf eine kräftige rothaarige Frau im Jogginganzug, die abseits der Stelle auf dem Boden saß und fast verdeckt von einem Schirm mit einer Polizistin sprach.
    »Und des isch die Frau, die die Tote gefunde hot. Eine Frau Mehlbrunner.«
    »Aha. Wir sehen uns erst einmal die Tote näher an und sprechen mit dem Arzt. Vielleicht können Sie sich schon mit Frau Mehlbrunner unterhalten.« Peter Nachtigall stapfte zielstrebig auf die Stelle zu, die ihm der junge Mann gezeigt hatte und Michael Wiener wandte sich dankbar der Zeugin zu.
    »Wie konnte sie hier die Leiche finden? Die Stelle liegt doch nicht direkt am Weg. Zufällig?«, rief Nachtigall Wiener im Gehen nach.
    »Net so ganz zufällig. Sie hot nach ihrer Katz g’sucht. Die isch heut no net nach Haus komme. So isch sie ebe mit einer Taschenlampe bewaffnet losg`laufe um nach der Katz zu suche. Und als sie dann …«
    Wiener sprach nicht weiter.
    Zwei Schritte später sahen sie die Leiche.
    Peter Nachtigall schnappte nach Luft. Ein Bild, von dem er glaubte, es sei das schrecklichste seiner Laufbahn, brannte sich fest in seine Seele ein. Wie sollte man sich auch gegen so etwas wappnen?
     
    Sie lag, vollständig entkleidet, auf einer Art Altar, aufgeschichtet aus Laub und

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