Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
Vom Netzwerk:
Systemadministrator zu begleiten. Sie wusste, wie man solche Mail-Eindringlinge auf dem Server entdecken und einen Blick auf deren Nachricht werfen konnte. Sobald sie den richterlichen Beschluss in Händen hätte, würde sie es so einrichten, dass der Firmen – PC sofort einen automatischen Abgleich der MAC- Adressen und IP Nummern auf der Firmenliste durchführte, wann immer sich jemand einwählte. Angelika Wiesendorf könnte dann sofort sehen, wenn jemand einen Hackversuch unternehmen wollte. Sie hätte Zugriff auf die Datenpakete und könnte auf jede Mail einen ultrakurzen Blick werfen. Auf dem Weg in Häckels Büro diskutierten sie auch die Möglichkeit Filter einzubauen, die zum Beispiel alle Mails an die Lausitzer Rundschau oder den lokalen Fernsehsender LTV herausfischen konnten.
     
    Peter Nachtigall setzte sich zu Jens Wilde an den Schreibtisch.
    »Das sieht nicht gut für Sie aus, Herr Wilde. Sie waren mit einem der Opfer befreundet, sie arbeiten mit der Hostessenagentur zusammen, bei der zwei der drei Opfer registriert waren, Sie haben zwar ein Alibi für die jeweiligen Tatzeiten – aber vielleicht hält es einem intensiven Abklopfen durch meine Leute nicht stand. Ich denke, Sie brauchen einen Anwalt. Wird dieser Firmenanwalt Sie vertreten?«
    Jens Wilde nickte kleinlaut.
    »Während wir auf ihn warten, könnten Sie mir noch ein bisschen über Anna Magdalena erzählen.«
    »Sie wissen doch schon ganz gut über sie Bescheid. Sie war anders als die meisten Mädchen. Immer hatte sie Verständnis, wenn ich eine Verabredung absagen musste, nie war sie sauer. Im Gegenteil, meistens bedauerte sie mich, weil ich so viel arbeiten musste. Nie kam ihr der Gedanke, ich könne sie belügen und mit einer anderen Frau betrügen, wenn ich für sie keine Zeit hatte. – Aber eine Ehe hätte trotzdem nicht funktioniert.«
    »Und, haben Sie Anna betrogen?«
    »Ja. Mehrmals.«
    »Hätte deshalb eine Ehe mit ihr keine Zukunft gehabt? Können Sie sich nicht auf eine beschränken?«
    »Ach, Quatsch. Es ist – wissen Sie, ich habe sie nicht geliebt. So! Jetzt ist es raus.« Einen Moment lang wirkte der junge Mann erleichtert, doch dann kehrte die Besorgnis zurück.
    »Daraus werden Sie mir doch jetzt keinen Strick drehen?«
    »Nein, nicht wenn Sie mit den Morden nichts zu tun haben. Ich verstehe nur nicht, warum Sie sich nicht von ihr getrennt haben. Vielleicht wäre das Mädchen auch mit einer platonischen Beziehung einverstanden gewesen«, überlegte Nachtigall laut und dachte dabei an die Packung Kondome im Rucksack. Laura Hellberg hatte ihnen nicht die Wahrheit gesagt!
    »Ich habe sie wirklich sehr gern gemocht. Eine Trennung hätte sie tief verletzt. Außerdem hätte mein Vater eine Auflösung der Verlobung als persönlichen Triumph für sich gewertet! Und das wollte ich auf gar keinen Fall!«
    »Was störte Ihren Vater denn so sehr an Anna?« Unvermittelt fiel Peter Nachtigall seine morgendliche Begegnung mit Emile Couvier wieder ein. Tja – was hatte er eigentlich gegen den Freund seiner Tochter? Arrogant und overdressed zu sein reichte doch nicht aus, um vom Schwiegervater in spe nicht gemocht zu werden, oder?
    »Ach, seiner Meinung nach ging es bei der Auswahl des Ehepartners gar nicht um große Gefühle sondern um knallharte Überlegungen. Ich sollte möglichst eine Frau mit buchhalterischen Erfahrungen heiraten, die sich im Betrieb einbringen kann. Dann könnte man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, erklärte er mir immer wieder: Haushalt, Betrieb und das Gehalt für den Buchhalter könnten wir auch noch sparen, schließlich wird ja ein Familienmitglied keine angemessene Bezahlung erwarten«, kalter Hass schwang in seiner Stimme.

36
     
    11. November
     
    Offensichtlich ist es notwendig den Menschen eine eindeutige Nachricht zu senden – doch inzwischen fürchte ich, dass sie auch diese Mitteilung nicht verstanden haben. Jedenfalls hat die Zeitung sie nicht veröffentlicht, wohl weil sie die Bedeutung meiner Worte nicht zu erfassen vermochte.
    Nun gut. Das bedeutet, meine Mission ist noch nicht erfüllt und sie scheinen meilenweit von jedem Verstehen entfernt. Zunächst befürchtete ich, die mir gestellte Aufgabe sei zu schwer für mich, doch zunehmend fühle ich mich berauscht, befriedigt, beinahe beseelt. Endlich kriegen sie, was sie verdienen, diese Schönheiten, die nur geboren und erzogen wurden, um den Klugen und Edlen das Leben schwer zu machen, sie um die Männer, die Liebe und die Familien

Weitere Kostenlose Bücher