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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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sehen, fühlte er doch ganz körperlich die Anwesenheit der Außerirdischen im Wald. Er erzählte, dass er am Arm gepackt wurde, sie betasteten sein Gesicht und strichen ihm mit knochigen, langen Fingern, die er allerdings ebenfalls nur spüren aber nicht sehen konnte, über den gesamten Körper. Gesprochen wurde nichts – er konnte aber Klicklaute hören, ähnlich den Geräuschen, die Delfine zur Verständigung benutzen.«
    »Und die anderen haben nichts gehört oder gesehen?«
    »Nein. Er glaubt, die Außerirdischen hatten sie eingeschläfert, damit sie sich mit ihm allein beschäftigen konnten. Seiner Überzeugung nach wussten sie auch, dass ihm niemand glauben würde, da er keine Zeugen hatte. Sie waren mit menschlicher Denkungsart also vertraut.«
    »Und was hat das mit dem Kannibalismus zu tun?«
    »Ach so – ja. Das Ufo startete nach einiger Zeit wieder – doch bevor es ganz verschwunden war, hörte er eine der Stimmen deutlich in unserer Sprache sagen, dass es ihnen sehr leid täte, aber er sei von ihrem Licht verstrahlt worden mit der Folge, dass seine Körperteile und Organe nach und nach verkümmerten und absterben würden, es sei denn, er führe sich die entsprechenden Teile zu. Dazu müsse er Menschenfleisch essen. Wenn er dabei töten müsse, sei das eben der unvermeidliche Preis, der für sein Weiterleben bezahlt werden müsse. Entweder er, oder der Andere. Und Fleisch und Organe sollten von unterschiedlichem Geschlecht sein und von Menschen unterschiedlichen Alters stammen. Er musste es demnach tun, um sein eigenes Leben zu erhalten. Für ihn irgendwie logisch.«
    »Er hat das Fleisch doch nicht roh gegessen?« Die Stimme des Fragestellers schwankte etwas.
    »Nein, nein«, beeilte sich Herr Prof. Nagel lebhaft zu versichern. »Er kehrte mit dem entnommenen Organ oder dem amputierten Körperteil an jene Stelle im Wald zurück, an der er das UFO gesehen hatte, entfachte ein Lagerfeuer und kochte oder briet es dort. Ging das nicht, weil er zum Beispiel im Urlaub von dem Gefühl überrascht wurde, eines seiner Organe könne schwächer werden, so suchte er sich eine geeignete Waldlichtung, führte einen Tanz auf, dessen genaue Abfolge ihm von körperlosen Stimmen zugeflüstert wurde und briet dann dort das Fleisch.«
    »Und wie glaubte er, könne ein zubereitetes Organ beispielsweise die Funktion seines eigenen Herzens übernehmen?« Prof. Lund beugte sich gespannt vor.
    »Tja, Herr Kollege. Das wird für immer sein Geheimnis bleiben. Er wollte das nicht erklären.«
    »Ich gehe davon aus, dass Sie Zweifel an seinen Therapiefortschritten haben – sonst hätten Sie den Fall schließlich nicht hier in dieser Runde vorgestellt. Die offensichtlich bestehende Psychose ist nicht wirklich »im Griff«, oder?« Dr. Zaum deutete die Anführungszeichen mit beiden Händen an.
    »Ja, ich habe Zweifel. Große Zweifel sogar. Der betreuende Therapeut der Einrichtung hält ihn für ausgesprochen intelligent. Aus den Eintragungen der Bibliothek geht hervor, dass er viel Zeit damit verbracht hat, Lehrwerke der Psychiatrie und Psychologie zu lesen. Möglicherweise hat er aus dieser Lektüre gelernt viele Symptome zu verbergen und auf den Fragebögen die »richtigen« Kreuzchen zu setzen, die »richtigen« Antworten zu geben. Zu Beginn der Therapie hatte er wohl wirklich Angstzustände. Er hatte das Gefühl zu ersticken, weil seine Lunge abstürbe, erzählte er dem Pfleger. Oder er untersuchte stundenlang seinen Körper nach schwarzen Stellen, die ihm das Absterben eines Körperteiles anzeigen könnten. Doch damit ist nun Schluss. Überwunden? Oder macht er uns allen nur was vor?«
    »Vielleicht hat er einen Deal mit den Außerirdischen gemacht«, schlug Dr. Seidel vor, der sich sonst eher im Hintergrund hielt. »Möglicherweise haben seine Aliens sich bereit erklärt die Wirkung der Strahlung aufzuheben bis er wieder für sich und seinen Körper sorgen kann?«
    »Das könnte sein …«, Prof. Nagel strich sich mit dem Zeigefinger übers Kinn. »Das könnte sehr gut sein … Würde auch zu seiner Denkweise passen, er könnte es für sich logisch mit der Geschichte verweben.«
    »Hat vielleicht jemand beobachtet, dass Säugetiere verstorben sind? Vielleicht hält er seine Körperfunktionen mit Tierorganen funktionsfähig bis er wieder »richtiges« Material zur Verfügung hat. Woher wusste er denn eigentlich immer, welches Organ er »ersetzen« musste?«
    »Das war wohl unterschiedlich. Einmal steht in einem

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