Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
Vom Netzwerk:
zu betrügen! Ich könnte meinen Triumph laut herausschreien! Alle werden noch erkennen, wie vergänglich doch die hübsche Larve ist, wie viel Dummheit sich hinter diesen makellosen Gesichtern verbirgt. Wie wenig Hirn sie haben – voll gestopft mit Friseurterminen, Sitzungen bei der Kosmetikerin, Kalorientabellen und Diätvorschriften. Und denen vertrauen wir Aufzucht, Bildung und Erziehung unserer Kinder an!
    Der Geist des Menschen scheint unglaublich beschränkt und so sehe ich nur die Möglichkeit sie teilhaben zu lassen am Akt der Erkenntnis. Es ist die einzige sinnvolle Maßnahme. Nie hätte ich vermutet, ihre intellektuellen Ressourcen könnten so schmal sein. Presse, Fernsehen, Polizei – alle machen sich sinnlose Gedanken, drehen sich im Kreis und sehen doch nicht! Verblendete!
     
    Mein ist die Rache, so spricht der Herr!
     
    Ich werde mir eine suchen, die mir zuhören muss. Eine, die der Welt erklären kann.

37
    »Heute werden wir uns – auf Wunsch eines Kollegen – einem speziellen Täterkreis zuwenden, den Kannibalen.« Dr. Lund sah in die Runde. »In jüngster Zeit wird diesen Tätern wieder vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt, nachdem sich kürzlich in einem Chatroom ein Sadist und ein Masochist getroffen hatten und den Tod des Masochisten planten. Die Tat wurde im Weiteren auch ausgeführt. Der Sadist verzehrte nach dem Tod seines Opfers vereinbarungsgemäß einige Körperteile. Ich nehme an, die meisten von Ihnen haben die Angelegenheit in den Medien verfolgt.«
    »Er stand dafür vor Gericht – trotz der schriftlichen Einwilligung des Opfers. Ich weiß, dass die Polizei nun heftig im Internet nach solchen Chatrooms fahndet, um solche Dinge in Zukunft zu verhindern«, meldete sich Frau Dr. Birnbaum zu Wort. Du liebe Zeit, Frau Dr. Jung atmete möglichst flach um ein gluckerndes Lachen zu unterdrücken, jetzt hatte die liebe Kollegin mal wieder allen deutlich gemacht, dass sie auf der Höhe der Zeit war, na bravo, Frau Dr. Birnbaum.
    »Ich betreue seit sieben Jahren immer wieder einen Patienten, der von der Vorstellung beherrscht wurde töten zu müssen, um Teile oder Organe des Opfers essen zu können. Nun soll ich ein Prognosegutachten erstellen. Das Gericht soll darüber befinden, ob der junge Mann in den gelockerten Vollzug wechseln darf mit der Aussicht auf spätere Entlassung«, umriss Prof. Jürgen Nagel sein Problem.
    »Der junge Patient sitzt ein, weil er gerne Menschenfleisch essen möchte? – Das kann ja wohl nicht sein«, Dr. Zaum schaltete sich mit autoritärer Stimme ein.
    »Ja – nein, natürlich nicht. Er hat seinen Wunsch zumindest in Ansätzen erfüllt. Er tötete ein im Kinderwagen hinter dem Haus schlafendes Baby und versuchte die Beine zu braten und zu essen, bei einer Freundin gelang es ihm, nachdem er die Frau betäubt hatte, ein großes Stück aus der Lende herauszuschneiden. Sie überlebte zwar, bleibt aber für immer gezeichnet. Als er einen kräftigen jungen Mann überwältigen wollte, unterschätzte er dessen Kraft und wurde seinerseits niedergeschlagen und zur Polizei gebracht. Dort erzählte er den Beamten ganz freimütig von seinen Taten und bedauerte, dass er jetzt nicht dazu kommen würde männliches Fleisch zu probieren, um den Unterschied herauszuschmecken. Die weiteren Ermittlungen ergaben allerdings, dass er schon zwei junge Männer getötet und unterschiedliche Organe entnommen, zubereitet und verspeist hatte. Die Leichen fand man vergraben auf einem Schrottplatz, wo der Patient Gelegenheitsarbeiten übernahm.«
    »Konnte er genauer erklären, warum er diese drei Morde begangen hatte – und aus welchem Grund er das Fleisch essen musste?«, fragte Prof. Marburg und bestellte sich bei der vorbeieilenden Bedienung noch Glas Rotwein.
    Frau Dr. Jung erschauerte, als das Glas mit der träge schwappenden Flüssigkeit vor ihm auf den Tisch gestellt wurde – der Wein war dunkel wie Blut. Nimm dich zusammen, rief sie sich zur Ordnung, schließlich bist du diesen Anblick durchaus gewohnt. Zimperliesen hatten in ihrem Beruf nichts zu suchen!
    Fast hätte sie die Antwort des Kollegen versäumt.
    »… mit Freunden im Wald gezeltet. Seiner Darstellung nach war plötzlich ein scharf begrenztes Areal in weißes, blendendes Licht getaucht. Er kroch aus dem Zelt, um nachzusehen, was draußen los war und wurde so, als Einziger der Gruppe, Zeuge einer UFO – Landung. Diffuse Stimmen und Summgeräusche seien in seinem Kopf gewesen und obwohl er niemanden hatte aussteigen

Weitere Kostenlose Bücher