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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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über die Jahre getan hat, scheint dazu zu passen: die geheimen Testamente, die undurchsichtige Buchführung, die Besessenheit, mit der sie sich dem Vermächtnis der Scarletts gewidmet hat. Das ging mir auf, als ich über Tommy Waymans Behauptung nachdachte, er habe sie gesehen – und über Sheridans Traum. Vielleicht war es ja keiner. In den Beschreibungen von Tommy und Sheridan ist jedenfalls jeweils davon die Rede, Opal habe gelächelt .«
    Marybeth dachte kurz nach. »Meinst du, Hank weiß es?«
    Â»Nein.«
    Â»Arlen?«
    Joe wiegte den Kopf. »Möglich, aber das kann ich nicht sicher sagen. Ich hatte gehofft, ihn bei der Eröffnung in die Enge treiben zu können, aber er ist zu gerissen für mich.«
    Nach einigen Kilometern wandte sie sich ihm zu. »Eines allerdings könnte an deiner Theorie falsch sein.«
    Â»Nämlich?«
    Â»Ich glaube nicht, dass es dabei um Liebe geht. Sondern um Hass.«
    Â»Das versteh ich nicht.«
    Â»Schau dir doch ihre Söhne an«, gab Marybeth zurück. »Opal hat sie dazu erzogen, einander zu hassen, sie aber zu lieben. Welche Mutter tut denn so was?«

23. KAPITEL
    Am Montagmorgen zog Joe vielleicht zum letzten Mal sein rotes Uniformhemd an, rief Maxine und fuhr in die Breaklands, um die Zählung trächtiger Maultierhirschkühe, die er Wochen zuvor begonnen hatte, zum Abschluss zu bringen.
    Auf der Fahrt behielt er die mächtigen Gewitterwolken im Auge, die von den Bighorns heranzogen. Sie wirkten prall und regenschwer. »Na los, kommt näher«, sagte er halblaut. Seit fünfundzwanzig Tagen hatte es nicht geregnet. Maxine glaubte, er spräche mit ihr, und sah ihn aufgeregt an.
    Er musste ein letztes Planquadrat abarbeiten, bevor er seinen Bericht abgab. Das Gebiet grenzte an die obere Thunderhead Ranch, also an Hanks Hälfte.
    Als sein Handy klingelte, rechnete Joe mit den Worten: »Bitte dranbleiben – Direktor Pope am Apparat.«
    Doch es war Tony Portenson. »Hallo, Joe.«
    Â»Was verschafft mir die Ehre?«, fragte Joe, verkniff es sich aber, sarkastisch zu klingen, und wünschte, er hätte dem FBI -Agenten nicht vor Jahren seine Handynummer gegeben.
    Â»Ein Informant aus Idaho hat bei uns angerufen«, so Portenson. »Jemand, der aussieht wie Nate Romanowski, ist an einer Tankstelle in Victor gesehen worden. Er war nach Osten unterwegs, Richtung Wyoming. Ich frage mich, ob Sie Ihren alten Freund vielleicht kürzlich gesehen haben.«
    Joe lächelte, antwortete aber ungerührt: »Nein, ich habe ihn weder gesehen, noch von ihm gehört.«
    Â»Sie würden mich doch nicht anlügen, oder, Joe?«
    Â»So was mach ich nicht.«
    Portenson seufzte. »Wahrscheinlich nicht. Aber Sie informieren mich, falls er auftaucht, richtig?«
    Â»Nein, vermutlich nicht.«
    Â»Dann sagen Sie ihm wenigstens, dass ich mit ihm reden will, ja?«
    Â»Das weiß er bestimmt.«
    Â»Sie sind nicht sonderlich hilfsbereit, Joe.«
    Â»Er ist mein Freund«, gab Joe zurück und wechselte das Thema. »Haben Sie diesen Kerl eigentlich gefunden, nach dem Sie suchten? Den Mann, der den Cowboy erschossen hat?«
    Portenson erwiderte mit gedämpfter Stimme: »Er ist noch immer auf freiem Fuß. Wir haben unsere Informationen dem Sheriff zugefaxt, aber nichts von ihm gehört.«
    Â»Das überrascht mich nicht«, meinte Joe.
    Â»Sagen Sie Romanowski, ich habe ihn nicht vergessen«, mahnte Portenson zum Schluss.
    ***
    Als Joe den südöstlichen Abschnitt des Planquadrats erreichte, waren die dunklen Wolken doppelt so groß geworden und noch näher herangezogen. Er sah, wie sich fünfzig Kilometer entfernt die Wolken entluden, ein Anblick, der die Illusion erweckte, als regnete es von unten nach oben. Regen – in welcher Form auch immer – war eine Offenbarung.
    Â»Kommt näher«, wiederholte er. Er wünschte, er könnte die Geheimnisse und Motive der Talbewohner ebenso klar und schon von Weitem erkennen.
    Statt auf Maultierhirsche stieß er auf eine Herde von dreißig Pronghorn Antilopen, die in der Ferne auf dem Vorsprung eines Felsplateaus grasten. Ihr braunweißes Fell, das ihnen acht Monate im Jahr zur Tarnung diente, ließ sie im grellgrünen Frühlingsgras nun so auffällig erscheinen wie Signalkegel.
    Joe befestigte sein Spektiv auf der Fahrerseite oben am Fenster und beobachtete die Tiere. Pronghorns bekamen

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