Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sondern stand weiter auf dem fernen Höhenzug neben seinem Pick-up. Seine Umrisse zeichneten sich vor den dunkel aufziehenden Wolken ab. Er hatte keine Eile, denn zwischen ihm und Joe lag noch eine weite Strecke.
    Vielleicht würde er gar nicht fliehen? Vielleicht würde er auf Joe warten, und sie könnten die Sache an Ort und Stelle austragen? Joe gefiel diese Vorstellung.
    Als er sich in etwa auf halber Höhe des Hügels befand, geschahen drei Dinge gleichzeitig:
    Das Funkgerät ging an; die Frau aus der Zentrale nannte ohne Umschweife seine Codenummer und forderte ihn auf, sich sofort bei Direktor Randy Pope zu melden.
    Das Motorwarnlicht am Armaturenbrett meldete sich flackernd, während die Temperaturnadel immer tiefer in den roten Bereich wanderte.
    Die Wolken brachen mit einem Beckenschlag, und es goss so sehr, dass der erste Schauer den Staub in die Luft katapultierte, als würde der Regen den Boden bombardieren.
    ***
    Bill Monroe befand sich noch auf dem Hügelrücken und stand im Regen, als spürte er gar nicht, wie das Wasser ihn durchnässte. Joe war näher gekommen, nahe genug, um Monroes anzügliches Grinsen und die in die Hüften gestemmten Hände zu sehen. Er blickte zu Joe hinunter, der den Hang hochgefahren kam, direkt auf ihn zu.
    Im nächsten Moment knallte es unter der Motorhaube, und beißender grüner Dampf quoll aus dem Grill des Pick-ups und durch die Lüftung ins Führerhaus. Der Kühlerschlauch war geplatzt. Fluchend schlug Joe mit der Hand aufs Armaturenbrett und hielt den Wagen an. Der Motor starb, noch bevor er den Zündschlüssel umgedreht hatte.
    ***
    Joe öffnete die Tür und sprang aus dem lahmgelegten Pick-up. Trotz des Platzregens war der Boden knochentrocken; die Nässe hatte die oberste Erdschicht noch nicht durchdrungen, und in jeder Senke sammelte sich das Wasser in Pfützen. Es regnete stark und ausdauernd, und die Tropfen brannten auf seinen Händen.
    Joe blickte den Hang hinauf.
    Â»Was hat Ihr Pick-up denn?«, rief Monroe herunter.
    Â»Sie sind verhaftet«, rief Joe zurück.
    Â»Wieso?«
    Â»Weil Sie eine Pronghorn Antilope getötet haben. Ich hab alles mit angesehen.«
    Monroe schüttelte den Kopf. »Ich hab keine Antilope getötet.«
    Â»Ich hab Sie gesehen.«
    Â»Ich besitze nicht mal ein Gewehr.«
    Â» Ich hab Sie gesehen .«
    Â»Dann steht ja wohl Aussage gegen Aussage.«
    Â»Genau.«
    Â»Ich habe gehört, Sie sind ziemlich überzeugend, was Richter Pennock anbelangt«, sagte Monroe.
    Joe spürte einen Stich in der Brust. Monroe wusste über den abgelehnten Durchsuchungsantrag also Bescheid.
    Der Regen hämmerte auf seine Hutkrempe, rann ihm eisig in den Kragen und schlängelte sich das Rückgrat hinab.
    Â»Zum Glück ist Ihr Wagen kaputtgegangen«, fuhr Monroe fort. »Sonst hätten Sie unerlaubt Privatgelände betreten.«
    Joe erkannte den Zaun, der direkt vor Monroe verlief.
    Und er begriff: Monroe hatte es darauf angelegt, dass er das Gelände der Thunderhead Ranch betrat, nachdem Hank ihm zuvor den Zutritt verwehrt hatte. Was hätte er getan, wenn Joe die Grenze überschritten hätte? Was war sein Plan gewesen?
    ***
    Seltsam, wie es manchmal im wildesten Chaos Momente völliger Klarheit geben kann. Während der Regen vom Himmel strömte, sein Wagen kaputt war, die Zentrale ihn über Funk rief und Bill Monroe ihn von der anderen Zaunseite her angrinste, klärte sich für ihn immerhin ein Teil des Puzzles. Portensons Anruf hatte Joe an etwas erinnert.
    Monroes Wagen war hellgelb und zehn Jahre alt und hatte eine verrostete Tür. In welchem Zusammenhang hatte diese Beschreibung gestanden? Plötzlich fiel der Groschen.
    Joe sah zu Bill Monroe hoch, der nicht Bill Monroe war.
    Â»Jetzt wissen Sie, wer ich bin, stimmt’s?«
    O Gott. Es fröstelte Joe.
    Er rief sich den Namen, den Special Agent Gary Child ihm genannt hatte, ins Gedächtnis. »Sie sind John W. Kelly!«
    Monroe schnaubte. »Nahe dran«, gab er zurück.
    Â»Sie haben einen Cowboy im Shirley Basin erschossen.« Joe entsann sich plötzlich der .40er Glock an seiner Hüfte und der Schrotflinte im Pick-up. Doch dort oben auf dem Höhenrücken war der Kerl ihm gegenüber im Vorteil.
    Monroe lachte. »Ich hab keinen Cowboy erschossen – so wenig wie eine Antilope.«
    Â»Ich hab Sie gesehen.«
    Â»Zu schade, dass Ihr

Weitere Kostenlose Bücher