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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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getan. Wenn ich so dächte, hätte ich schon vor Jahren darauf bestanden – bevor du und dein dummer Beruf uns wieder und wieder und wieder in Gefahr gebracht haben.«
    Marybeth machte einen Schritt vor und Joe einen zurück. Dann stieß sie ihm den Finger gegen die Brust. Er wünschte, sie hätte sich die Worte »dein dummer Beruf« verkniffen, verzichtete aber auf Einwände.
    Â»Wage es ja nicht, mir hier die Schuld zu geben«, fuhr sie fort. »Dein Problem ist ganz allein dein Problem. Du arbeitest für einen Mann und eine Behörde, an die du nicht mehr glaubst. Du bist enttäuscht. Du stellst allmählich fest, dass deine Laufbahn und deine berufliche Anerkennung auf Sand gebaut sein könnten. Der Gedanke, nur ein x-beliebiger Angestellter im Behördendienst zu sein, nagt an dir. Und statt dir das einzugestehen und dich damit auseinanderzusetzen, schlägst du um dich. Hab ich recht?«
    Joe funkelte sie zornig an.
    Â»Ob ich recht habe?«
    Â»Vielleicht«, räumte er ein. »Aber nur ein bisschen.«
    Â»Na gut.«
    Â»Es macht mich irgendwie sauer, dass du so klug bist.« Er riskierte ein Lächeln. »Wahrscheinlich treibe ich dich manchmal zum Wahnsinn.«
    Sie boxte ihm scherzhaft gegen die Brust. »Es ist schon eine Last mit dir.«
    ***
    Als sie über den Parkplatz und zurück zu den Leuten gingen, sagte Joe: »Aber ich bin noch immer wütend.«
    Â»Du wirst nicht gerade oft wütend – also darfst du es dir hin und wieder erlauben.«
    Â»Hier ist so einiges im Gange.« Er wies auf das Museum und den Scarlett-Flügel, meinte aber den ganzen Bezirk. »Wir sehen es nicht, weil wir zu nah dran sind. Es passiert vor unserer Nase, aber wir merken es nicht, weil wir nach etwas anderem suchen.«
    Marybeth blieb stehen und musterte sein Gesicht. »Wovon redest du, Joe?«
    Â»Was hat Bill Monroe mit all dem zu tun? Ich verstehe seine Rolle nicht. Er ist Hanks Schläger, scheint aber auch für Arlen zu arbeiten. Wie geht das?«
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Bei den Reden ist mir etwas aufgefallen«, sagte Joe. »Und ich habe mich gefragt, ob du es auch mitbekommen hast.«
    Â»Was denn?«
    Â»Was war der Hauptunterschied zwischen den Ansprachen?«
    Â»Arlen war wortgewandt, Hank nicht«, meinte sie.
    Â»Hank hat von seiner Mutter im Präsens gesprochen: ›Wenn Mutter dich bittet, ein paar Worte zu sprechen, sagst du Ja‹ – erinnerst du dich?«
    Â»Klar.« Ihrer Miene war abzulesen, dass sie plötzlich begriffen hatte, worauf Joe hinauswollte.
    Â»Arlen dagegen hat die Vergangenheitsform gewählt: ›Opal Scarlett war mehr als eine Mutter, mehr als die Matriarchin der Thunderhead Ranch … ‹«
    Â»Und was bedeutet das?«
    Joe zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht recht. Aber Hank glaubt offensichtlich, dass seine Mutter noch am Leben ist – im Gegensatz zu Arlen. Für den ist sie gestorben.«
    ***
    Als Joe aufblickte, sah er Arlen durch die Menge auf sich und seine Frau zukommen.
    Â»Wenn man vom Teufel spricht … «, sagte er zu Marybeth und fragte sich, was Arlen wohl von ihnen wollte.
    Der Rancher ignorierte ihn und begrüßte Marybeth. »Wie schön, dass Sie kommen konnten.« Er legte ihr den Arm um die Schultern, drückte sie und trat wieder einen Schritt zurück. »Dank Ihrer Frau«, sagte er dann zu Joe, »können wir die Ranch demnächst rechtmäßig in Besitz nehmen. Sie hat den Code von Mutters Buchhaltung geknackt.« Beim Wort »Code« malte er mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft.
    Â»Hab ich gehört«, sagte Joe.
    Â»Sie ist eine tolle Frau.«
    Â»Stimmt.«
    Â»Sie sollten stolz auf sie sein.«
    Â»Bin ich.«
    Arlen rückte noch einen Schritt von Marybeth ab, die, als er ihr ganz nah gewesen war, nur eisig gelächelt hatte. Er sah plötzlich düster drein und hatte wieder diesen Gesichtsausdruck, den er aufzusetzen pflegte, wenn er mit einer Rede begann.
    Â»Ich habe gehört, was sich bei Ihnen zu Hause zugetragen hat«, sagte Arlen. »Das mit den Wapitis aus dem Stadtpark. Eine Schande ist das.«
    Joe nickte und musterte ihn dabei. »Ich habe vorhin beschlossen, mich an den Ermittlungen zum Verschwinden Ihrer Mutter zu beteiligen.«
    Â»Ach?«
    Â»Ja. Mein Chef hat mich zwar angewiesen, das nicht zu tun, aber das ist mir egal. Mir schwant,

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