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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass die Dinge nicht so sind wie sie scheinen, Arlen. Während ich mich aus allem rausgehalten habe, ist der Fall – soweit ich das beurteilen kann – keinen Millimeter vorangerückt. Und gleichzeitig hat jemand meine Familie ins Visier genommen. Ich denke, all diese Vorkommnisse hängen mit Opals Verschwinden zusammen.«
    Arlen hatte mit halb geschlossenen Lidern und ausdrucksloser Miene zugehört. »Im Ernst?«, fragte er und sah Marybeth an, um aus ihrer Mimik auf ihre Meinung zu schließen, doch sie schaute teilnahmslos zurück. Joe bemerkte den Blickwechsel.
    Â»Im Ernst«, bestätigte er.
    Â»Sagen Sie mir das in der Hoffnung, dass ich Direktor Pope nicht informiere?«
    Â»Das ist mir egal. Pope weiß über alles Bescheid, was ich tue. Dafür sorgt der Sheriff. Und womöglich noch jemand anderes.«
    Â»Verstehe.« Arlens Gesicht versteinerte, als konzentrierte er sich darauf, sich nichts anmerken zu lassen.
    Â»Deshalb hoffe ich, dass Sie mir ein paar Fragen beantworten.«
    Arlen reagierte nicht.
    Â»Es wäre hilfreich, wenn Sie mir sagten, in welchem Verhältnis Sie zu Bill Monroe stehen«, begann Joe. »Ich versuche herauszufinden, wie … «
    Â»Das ist vertraulich«, unterbrach ihn Arlen.
    Joe seufzte. »Er scheint für Hank zu arbeiten, aber Sheridan hat ihn gesehen, und zwar … «
    Â» Vertraulich! «, brüllte Arlen mit markerschütternder Stimme, erklärte die Diskussion damit für beendet und sah sich um, ob jemand ihn gehört hatte. Anscheinend hatte niemand etwas mitbekommen.
    Joe musterte Arlen und prägte sich seine Züge ein, als sähe er ihn zum ersten Mal: das kantige Profil, das Silberhaar, den massigen Kiefer mit kräftigem Unterbiss, die stechenden Augen.
    Â»Sehen Sie die Planierraupe hinter mir?«, fragte Joe.
    Verdutzt blickte Arlen über Joes Schulter. Marybeth sah ihren Mann an.
    Â»Was ist damit.«
    Â»Falls Sie ein Spiel mit mir treiben – und das glaube ich allmählich – , setz ich mich in das Ding und reiße dieses Gebäude nieder. Und danach nehme ich mir Sie vor.«
    Arlen fiel die Kinnlade herunter. Er war wirklich überrascht.
    Â»Heute Morgen war eine Nachricht auf meinem Handy«, fuhr Joe fort. »Das Messer in unserer Haustür passt zu denen in Ihrer Küche: gleiches Modell und gleicher Hersteller. ›Geschmiedeter deutscher Chrom-Molybdän-Stahl, rostfrei, eisgehärtet, oberflächenversiegelt‹, hat die Spurensicherung ermittelt.«
    Â»Bei mir gehen viele Leute ein und aus – Angestellte, Rancharbeiter … «
    Â»Gut. Und anscheinend hat Meade Davis ein wenig an seiner Geschichte gefeilt, und zwar ganz nach Ihrem Geschmack. Ist da was dran? Meinen Sie, er bleibt bei seiner letzten Version, wenn ich ihn festnehme?«
    Joe staunte, wie eisig Arlens Blick geworden war. Auch seine Mimik war erstarrt. Das war ein anderer Mensch als der freundlich Hände schüttelnde Redner. Das war der Arlen, den Joe im Sheriffbüro dabei beobachtet hatte, wie er seinen Bruder Hank so lange provoziert hatte, bis dieser ausrastete. Und Arlen selbst hatte dabei so getan, als wäre er die Unschuld in Person.
    Mit erhobenem Zeigefinger sagte Arlen: »Mit diesen Anschuldigungen haben Sie die rote Linie überschritten. Ist Ihnen eigentlich klar, mit wem Sie reden?«
    Â»Durchaus. Der Spruch wird langsam alt.«
    Arlen betrachtete Joe kopfschüttelnd, schwieg aber,
als wäre ihm sein Gegenüber kein weiteres Wort mehr wert.
    Dann wandte er sich an Marybeth: »Sie werden nicht länger meine Buchhaltung erledigen. Falls Sie Ihren Mann zur Besinnung bringen, gebe ich Ihnen vielleicht die Chance, wieder für mich zu arbeiten.«
    Marybeth funkelte ihn zornig an. »Mein Mann ist völlig bei Sinnen, Arlen. Wir können ohne Ihr Geld leben.«
    ***
    Auf der Rückfahrt zur Longbrake Ranch brach Marybeth die Stille.
    Â»Du denkst also, sie lebt noch«, sagte sie, als sie die Stadtgrenze passiert hatten. Sheridan und Lucy besichtigten mit Missy das Museum, und Joe und Marybeth hatten den Wagen für sich.
    Â»Ja. Ich denke, sie hält sich auf der Ranch versteckt, rührt sich nicht und beobachtet, was sich tut. Vermutlich möchte sie wissen, wie weit ihre Söhne gehen, um die Ranch zu bekommen. Und wie sehr ihre Kinder den Hof lieben, worin sich wiederum spiegelt, wie sehr sie sie lieben. Alles, was sie

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