Rachedurst
würde.«
»Ja.«
»Wann sagen wir es den Mädchen?«, fragte Marybeth. »Und was sagen wir ihnen?«
»Die Wahrheit.« Das war der Teil, der ihm am schwersten fallen würde. Nein: Noch schwerer würde sein, wenn die beiden von ihm die Versicherung erwarteten, sie sollten sich keine Sorgen machen, denn er würde sich wie immer um sie kümmern. Aber das vermochte er nicht zu sagen, wenn er ihnen dabei in die Augen sehen wollte.
***
Hatte Joe je ein schlimmeres Abendessen erlebt? Sie saÃen mit Missy und Bud am groÃen Tisch im Esszimmer. Missys Köchin, eine Latina namens Maria, hatte Brathähnchen gemacht, und das Fleisch dampfte in einer groÃen Schüssel auf dem Tisch. Bud aà wie ausgehungert. Missy stocherte an einer enthäuteten Brust herum, die eigens für sie zubereitet worden war. Joe hatte keinen Appetit, obwohl Brathähnchen sein Leibgericht war. Jedenfalls zu Zeiten, in denen er noch Arbeit gehabt hatte. Marybeth schwieg. Sheridan blickte die ganze Mahlzeit über zwischen ihrer Mom und ihrem Dad hin und her und versuchte herauszufinden, was vorging. Lucy bekam nichts mit.
Der Regen trommelte aufs Dach und gurgelte die Fallrohre hinab. Bud sagte ein halbes Dutzend Mal, wie froh er über den Regen sei.
***
Nachdem das Geschirr abgeräumt war, fragte Joe Bud, ob er ihm einen Ranch-Pick-up leihen könne.
»Wo willst du hin?«, wollte Missy wissen. Jetzt, da sie unter ihrem Dach lebten, fühlte sie sich zu solchen Fragen berechtigt.
»Die Vögel müssen gefüttert werden«, erwiderte Joe.
»Hast du schon rausgeguckt?« Ihrer Miene war deutlich abzulesen, dass sie ihn für einen Idioten hielt.
»Warum? Passiert da gerade was?« Er hatte an diesem Abend wirklich nicht die Geduld, sich mit seiner Schwiegermutter abzugeben.
Marybeth warf ihm einen mahnenden Blick zu. Sheridan unterdrückte ein Lächeln.
»Ich hoffe, Bud muss nicht wieder rausfahren und dich retten, falls du festsitzt«, bemerkte Missy und wandte sich ab.
»Das macht mir nichts«, erklärte Bud. »Ich fahr gern im Regen rum. Da fühl ich mich gut.«
»Ich werde versuchen, nicht wieder stecken zu bleiben«, sagte Joe auf dem Weg zur Umkleide, wo seine noch feuchten Stiefel standen und sein Mantel hing. Marybeth folgte ihm dorthin.
»Sheridan weiÃ, dass was im Busch ist.«
»Ich weiÃ.« Joe zuckte zusammen, als er in einen nassen Stiefel fuhr.
»Vielleicht können wir mit den Mädchen reden, wenn du zurückkommst.«
»Bestimmt«, seufzte er. Den ganzen Abend lang hatte er das Gespräch aufgeschoben.
»Joe, das ist nichts, worüber man sich schämen muss.«
Er blickte auf. »Oh doch, Schatz.«
»Mein Geschäft floriert.«
»Zum Glück.« Er stand auf und zwängte den anderen Fuà in den Stiefel. »Zum Glück gibt es dein Büro. Sonst säÃen wir auf der StraÃe.«
»Joe ⦠«
Er sah zu ihr hoch, und seine Augen blitzten. »Ich hab mir das selbst eingebrockt, das weià ich. Ich hätte die Dinge anders angehen und etwas kompromissbereiter sein können.«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Hättest du nicht, Joe.«
Er verstummte. Was er auch sagte, würde die Sache nur schlimmer machen â das war ihm klar. Er hatte Bauchweh. Wie wollte sie wissen, wie ein Mann es erlebte, seine Arbeit zu verlieren, also auch die Mittel, seine Familie zu versorgen? Die ganze Zeit drückte er diese niederschmetternde Realität von sich weg und dachte nur an die kleinen Dinge: dass er das rote Hemd nicht mehr anziehen, kein Dienstabzeichen und keine Dienstwaffe mehr tragen, nicht mehr auf Anhöhen hocken und Rotwild, Pronghorns und Wapitis beobachten würde. Und dass er keinen monatlichen Scheck mehr nach Hause brächte.
»Pass auf dich auf.« Sie nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. »Ich mach mir Sorgen, wenn du so bist.«
Er versuchte zu lächeln, war sich jedoch bewusst, dass er das Gesicht zu einer gequälten Grimasse verzog.
»Ich muss für eine Weile nach drauÃen«, war alles, was er herausbrachte. Wie dankbar er war, sie als Frau zu haben!
Missy tauchte mit funkelnden Augen und geschürzten Lippen hinter Marybeth auf. »Interessant, oder?«
»Wovon spricht du?«
Sie breitete die Arme in Richtung des Fensters der Umkleide aus â eine Gebärde, die die gesamte Ranch
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