Racheengel der Vampire - Sehnsucht
betäuben?“
Um seine Maschine gründlich zu reinigen, drehte sich der Tätowierer dem Tisch zu und werkelte seelenruhig mit seinen Utensilien herum. Sein unfreiwilliger Kunde konnte ohnehin nicht wegrennen.
Tja, so gefasst war Jack nun nicht mehr, er überprüfte, ob der Stuhl im Boden verschraubt war, und kippte ihn an. Leise ließ Jack den schweren Stuhl zurückkippen und sah sich um. Beide waren allein im Zimmer und so schnell würde sicher keiner kommen, hoffte Jack zumindest. Der Tätowierer drehte ihm immer noch den Rücken zu und wechselte irgendwas an seiner Maschine aus. Der Motor tuckerte leise vor sich hin und Jack hob den Stuhl an.
„Bin fertig“, murmelte der Typ und drehte sich um.
So schnell, wie Jack reagierte, konnte der Vampir nicht umsetzen, was geschah und die hohe Kante der Rückenlehne hatte ihn an der hinteren Wand den Kopf vom Rumpf getrennt.
Einem Rammbock gleich war Jack in Vampirgeschwindigkeit losgestürmt.
Wie sehr der Vampir in der Schocksekunde seines Todes erstarrte, sah Jack an der Tätowiermaschine, die er weiterhin kopflos in den Fingern hielt.
Jack streckte sich durch und das Leder der Schnallen begann zu reißen. Endlich bekam er seine Arme frei und löste die Haken der stählernen Brustkette. Die Stahlklammern an den Knöcheln öffnete er mit dem Schlüssel, der auf dem Tisch neben den Farben lag.
So konnte er den Raum jedoch nicht verlassen, er musste vorher noch etwas erledigen.
Wilde Flüche in den Himmel schickend nahm Jack die Tätowiermaschine an sich und zog die Hand des Toten vor.
„Von wegen schnelle Verwesung“, murmelte Jack und machte die Maschine per Knopfdruck an. Zwecks Test zeichnete er dem Toten einen Punkt mit dem Blut auf und sah sich die Farbe danach genauer an. Geronnenes Blut blieb nicht rot, es wurde rostrot und dunkler. Der Punkt auf der toten Hand verfärbte sich und hinterließ einen rotbraunen Schimmer. Jetzt wurde es interessant, Jack setzte sich an den Tisch, mixte die Farbe, bis er zufrieden lächelte. Abermals gereinigt und mit neuer Farbe bestückt hielt er die Maschine an seinen Arm. Nun bekam der Drache eine geschlitzte Pupille. Jack wischte sich die verlaufene Farbe ab und stellte sich vor den schmalen Spiegel neben der Tür. „Chic, ich sollte umschulen.“
Jack lauschte an der Tür, hörte nicht mal einen Windhauch, was aber auch nichts bedeuten musste, denn Vampire waren nicht laut.
Äußerst leise öffnete er die Stahltür und stand allein im Gang, schloss die Tür hinter sich ab und schob den Schlüssel unter der Ritze zurück in den Raum. Leider gab es nur eine Richtung, in die er konnte, da das Zimmer am Ende des Ganges lag. Um kein Aufsehen zu erregen, ging Jack normal los. Sicher kam er nach seinem widerwilligen Transport nicht weit und würde eh in die Arme der anderen laufen und so war es dann auch.
Anerkennend begutachtete Lex Conner das frische Werk an Jack, indem er ihn umrundete und seinem Arm einen längeren Blick gönnte. „Gute Arbeit, die Pupille ist ihm gut gelungen. Geschlitzt sieht sie besser aus“, sprach Lex und nickte lobend.
„War meine Idee, nachdem ich wusste, was der Hirni stechen wollte.“
„Gut, gut, dann wollen wir gehen. Die Hubschrauber stehen bereit“, murmelte Lex Conner und winkte zwei Vampire heran.
„Du wirst verstehen, bis mein Blut in dir wirkt, werde ich etwas Vorsicht walten lassen. Aber du hast deinen Freiraum bald zurück.“
Beherrscht nickte Jack und blickte die beiden Vampire mit geschlossenem Mund an, weil seine Zähne voller aufgebrachter Rage wuchsen.
Überall hatte Konga sich erkundigt und gefragt, aber nirgends bekam er eine Auskunft oder eine angedeutete Antwort, wo Jack sei. Grimmig ging er auf ihr gemeinsames Zimmer und packte seine Sachen. Mit gefülltem Koffer öffnete er Jacks Schrank, leer wie alles und nichts wies mehr auf seinen Freund hin. Wo war Jack?
Verbotene Gefühle
Seit Jacks Kampf beendet war, zitterte Angel am ganzen Körper. Irgendwas stimmte nicht, sie fühlte sich so elend wie noch nie.
Eine schleppende Woche verging, dann kündigte sie den Mietvertrag des Hauses in LA. Hier in diesem Land hielt sie nichts mehr, Jack war nicht mehr da, sie wusste es.
Doch wo war Jack?
Gegen Abend brachten Milly und Joyce sie zum Flughafen. Die Hunde würde sie nachholen, wenn sie ihr neues Haus bezog. Momentan war jeder und alles zu viel für ihre Nerven.
In Bremen goss es aus Kübeln. Eisige Kälte trieb ihr die Nässe
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