Rachegott: Thriller
niemand im Erdgeschoss auf ihn lauerte. Zwar sah er unten einige Beamte, doch sobald diese erkannten, dass er Nora als Geisel hatte, zogen sie sich kontrolliert zurück. Sie wagten es nicht, sich ihm in den Weg zu stellen. Junker konnte problemlos die Treppe passieren, den Flur im Erdgeschoss durchqueren und zur Eingangstür gelangen.
„Öffnen Sie die Tür! Machen Sie schon!“, befahl er Nora.
Die Kommissarin griff zur Klinke, drückte sie herab und schob die Tür mit dem rechten Fuß auf.
„Gut so!“ Junker schubste sie hinaus auf den beleuchteten Parkplatz, der direkt vor dem Gebäude lag. „Welcher von denen ist Ihrer?“, wollte er wissen, während er sich die geparkten Autos ansah. Zur Sicherheit warf er auch noch einen Blick zurück auf die gläserne Eingangstür. Doch niemand folgte ihnen nach draußen. Es waren lediglich einige Silhouetten hinter dem Glas zu sehen.
„Es ist der grüne Ford“, sagte Nora, wobei sie mit dem Kopf in die entsprechende Richtung deutete.
Junker nahm den Wagen in Augenschein und spottete: „Ein toller Fluchtwagen! Riesig! Damit kommen wir nicht einmal bis zum nächsten Supermarkt! Aber was soll man von einer Polizistin auch schon erwarten? Ich schätze, dass Sie nicht allzu gut verdienen, oder?“
„Haben Sie einen Porsche erwartet?!“
„Das wäre eine nette Überraschung gewesen.“ Junker drängte sie hinüber zum Ford.
„Und wie soll es jetzt weitergehen? Wo wollen Sie sich vor meinen Kollegen verstecken? Die werden Sie überall finden! Egal, wo Sie sich verkriechen!“
„Das bezweifle ich stark. Aber darüber brauchen Sie sich nicht Ihren Kopf zu zerbrechen. Lassen Sie das meine Sorge sein.“ Während Junker die Polizeidirektion im Auge behielt, zog er mit der linken Hand einen Schlüsselbund aus Noras Hosentasche. Er angelte sich den Autoschlüssel und schloss die Türen per Fernbedienung auf. Anschließend öffnete er die Beifahrertür, presste Nora die rechte Hand an den Hinterkopf und zwang sie somit zum Einsteigen. „Rein da! Los! Machen Sie keine Dummheiten!“
Nora konnte sich nicht gegen ihn zur Wehr setzen. Schon saß sie auf dem Beifahrersitz ihres Fords und musste mit ansehen, wie Junker die Tür zuschlug, die Waffe auf sie gerichtet hielt und zur Fahrerseite lief, um ebenfalls einzusteigen.
„Sie werden damit nicht durchkommen, Junker! Nie im Leben!“
„Behalten Sie Ihre Prognosen für sich. Ich konnte noch nie viel mit Weissagungen anfangen. Das ist alles fauler Zauber.“ Er startete den Motor und fuhr aus der Parklücke. Als er den Parkplatz verließ, gab er amüsiert von sich: „Allerdings werfe ich in diesem speziellen Fall selbst einen Blick in die Zukunft. Meine magischen Fähigkeiten sagen mir, dass Sie die nächsten Stunden nicht überleben werden.“ Er lachte auf widerliche Weise. „Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.“
26
Thomas rannte los. Nachdem er am Fenster beobachtet hatte, dass Junker mit Nora davongefahren war, verlor er keine weitere Zeit. Er preschte aus seinem Büro und lief über den Flur zur Treppe.
„Korn! Was ist hier los?! Wie konnte das passieren?!“, schrie Kortmann ihm wutentbrannt hinterher. Doch Thomas antwortete dem Schwergewicht nicht. Er reagierte nicht einmal. Ohne einen Blick über die Schulter zu werfen, hastete er die Treppe hinab, um so schnell wie möglich ins Erdgeschoss zu gelangen.
„Korn, verflucht! Was fällt Ihnen ein? Antworten Sie mir gefälligst!“
Tommy war schon weg. Er sprang die letzten Treppenstufen hinunter und stürmte zur zweiten Tür auf der rechten Seite. Kaum hatte er diese geöffnet, da schrie er auch schon lauthals: „Das Handy! Sie müssen ihr Handy orten! Schnell!“
In dem kleinen Büroraum saß Waldemar Ruttig. Er blickte Thomas verwirrt an und wollte wissen: „Wovon reden Sie? Wessen Handy muss ich orten?“
„Haben Sie etwa nicht mitbekommen, dass Nora gerade zum zweiten Mal entführt wurde?! Von Junker?! Direkt vor unseren Nasen?!“
Waldemar richtete sich in seinem Stuhl auf und schüttelte den Kopf. „Nein, das habe ich nicht bemerkt. Hier in der Direktion? Wie konnte das passieren?“
„Ich habe keine Zeit für Erklärungen! Sie müssen sofort ihr Handysignal anpeilen! Das können Sie doch, oder?!“
„Ja, natürlich. Geben Sie mir Frau Feldts Nummer und schon geht es los.“
Tommy fischte sein Mobiltelefon aus der Tasche und suchte nach Noras Nummer. Nachdem er sie Waldemar genannt hatte, tippte der 35-Jährige sie in
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