Rachegott: Thriller
seinen Computer ein. Gleichzeitig begab Tommy sich hinter den Schreibtisch, um einen Blick auf den Bildschirm werfen zu können.
Bereits nach wenigen Sekunden sahen sie einen Teil des Göttinger Stadtplans vor sich. Ein roter Punkt leuchtete in der Mitte auf.
„Ist sie das?“, fragte Tommy, wobei er auf die Markierung deutete.
„Ja. Sie befindet sich momentan auf der Hauptstraße und fährt Richtung Süden.“
„Sehr gut. Haben Sie hier ein transportables Gerät, mit dem ich das Signal verfolgen kann?“
„Wir haben ein Ortungsgerät unten im Archiv. Soll ich es holen?“
„Ja, ich brauche es so schnell wie möglich. Beeilen Sie sich.“
„Bin schon unterwegs.“ Waldemar sprang auf und rauschte aus dem Raum.
Tommy folgte ihm auf dem Fuß. „Ich gebe den Kollegen Bescheid! Wir treffen uns in einer Minute draußen auf dem Parkplatz!“
„Wahrscheinlich werden Sie mir nicht glauben, aber es war niemals meine Absicht, Ihnen ernsthaft etwas anzutun, Frau Feldt. Nun bleibt mir jedoch nichts anderes übrig. Ich habe keine Wahl. Sie und Ihre Kollegen haben mich in diese Lage gebracht.“
„Wie bitte?“, fragte Nora ungläubig. Sie saß gefesselt auf dem Beifahrersitz ihres Fords und hatte keine Ahnung, wohin Junker sie nun bringen würde. „ Sie haben vier Frauen getötet! Sie haben Ihre eigene Entführung vorgetäuscht! Sie sind ganz alleine in diesen Sumpf gegangen! Meine Kollegen und ich haben nur unseren Job gemacht!“
„Hören Sie schon auf! Diesen Satz kann ich nicht mehr hören! Alle Menschen machen immer nur ‚ihren Job’ und denken, damit sei alles gut! Ein Job wird überbewertet! Von heute auf morgen wird man auf die Straße gesetzt! Und dann? Ich habe mir jahrelang den Arsch für ein beschissenes Verlagshaus aufgerissen, nur um am Ende gefeuert zu werden und vor dem Ruin zu stehen!“
„Laut unseren Informationen haben Sie mit einem anderen Verlagshaus heimliche Absprachen getroffen. Diese führten dazu, dass der Verlag von Frau Muster weniger Umsatz gemacht hat! Und da wundern Sie sich allen Ernstes, warum Sie rausgeschmissen wurden?!“
„Ich habe lediglich versucht, mehr Geld zu verdienen! Ist das nicht das Ziel jedes Menschen?! Jeder muss schauen, wo er in dieser Welt bleibt!“
„Aber doch nicht auf Kosten anderer! Und schon gar nicht auf Kosten des eigenen Arbeitgebers!“
„Der Muster-Verlag hat aufgrund meiner Geschäfte nur ein paar hundert Euro weniger im Monat gemacht! Gertrud hätte sich nicht so anstellen sollen! Oder sie hätte mir von Anfang an ein höheres Gehalt zahlen müssen! Dann wäre ich nie auf die Idee gekommen, unter der Hand in meine eigene Tasche zu arbeiten!“
„Wo kämen wir denn hin, wenn das alle so machen würden? Zu einem gewissen Grad fühlt sich wahrscheinlich jeder Arbeitnehmer unterbezahlt! Aber deshalb driftet nicht gleich jeder auf die illegale Schiene ab!“
„Nein, aber nur deshalb nicht, weil die Leute zu feige sind! Sie fürchten die Konsequenzen! Daher lassen sie es sich gefallen, in diesem System der Großen und Mächtigen für einen Hungerlohn zu schuften! Das mache ich nicht mehr mit! Ich habe jetzt endlich bekommen, wovon ich immer geträumt habe: Kohle! Jede Menge Kohle! Dafür musste ich nicht einmal arbeiten! Ich musste kaum einen Finger krumm machen! Es ist viel leichter, anderen Menschen deren Geld und Besitz zu stehlen, als sich in diesem verkorksten System um einen ‚gerechten Lohn’ zu bemühen. Finden Sie nicht auch?“
„Nein, das finde ich nicht! Die Hartigs haben hart für ihr Geld gearbeitet! Sie haben es verdient!“
„Einen Dreck haben die verdient! Kein Mensch braucht den Luxus, den die beiden sich gegönnt haben! Diese Prahlerei! Diese Angeberei! Das hing mir zum Hals heraus! Während ich meinen unterbezahlten Job verloren habe, kauften die Hartigs sich eine sechste Wohnung in Monaco! Die Kosten haben die aus der Portokasse bezahlt! Ist das etwa fair?!“
„Vielleicht ist das nicht fair. Aber dann nennen Sie mir mal einen Grund, warum ausgerechnet Sie das Geld verdient hätten?!“
Junker bog in eine Nebenstraße ein und gab etwas mehr Gas. Doch er antwortete nicht auf Noras Frage.
„Fällt Ihnen etwa keine Antwort ein? Woran das wohl liegen mag?!“
„Halten Sie Ihre Klappe! Ich habe die Kohle verdient, weil ich wirklich hart gearbeitet habe! Härter als alle anderen! Punktum!“ Er riss das Lenkrad herum und bog in die Straße Am Rischen ein. Dann gab er noch einmal etwas mehr Gas, ehe er
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