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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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die Vorgehensweisen in einem Notfall nur durch die eigene Intelligenz und die Bereitschaft zu harter Arbeit eingeschränkt wurden, waren
die Möglichkeiten bei einer gesundheitlichen Krise begrenzter. Aber Ryan weigerte sich, ein Opfer zu sein. Wenn überhaupt eine Möglichkeit bestand, der grausigen Prognose zu entgehen, die ihm die Hände band, würde er herausfinden, wie sich die Fesseln lockern und abstreifen ließen.
    Während er sich auf seine Krankheit einstellte und sich schleunigst kundig machte, was die Organisation zur Organverteilung und die Techniken der Transplantationschirurgie anging, rechnete er jeden Augenblick damit, von einem weiteren Anfall niedergestreckt zu werden, doch dazu kam es nicht. Dr. Gupta hatte ihm drei Medikamente verschrieben, die anscheinend, zumindest für den Moment, die Symptome unterdrückten, die ihn in der letzten Zeit geplagt hatten.
    Bis einschließlich Donnerstag blieb er in seiner Suite und kam nicht ein einziges Mal heraus. Den Rest des Hauses mied er vollständig, da er niemandem begegnen wollte. Er befürchtete, selbst während des unschuldigsten Gesprächs könnte er andeuten - oder jemand anderer schlussfolgern -, dass er ein ernsthaftes gesundheitliches Problem hatte. Er wollte nicht, dass auch nur eine Andeutung davon, wie es um ihn stand, zu Samantha vordrang, ehe er so weit war, ihr die Neuigkeiten selbst zu berichten.
    Auf Kay Tings Mailbox nannte er eine Reihe von Gerichten und Snacks, die er bevorzugen würde, und die Zeiten, zu denen er sie zu erhalten wünsche. Die Übergabe erfolgte, indem der Teewagen neben dem Fahrstuhl vor seiner Suite abgestellt wurde.
    Manchmal, wenn er beim Programmieren von Software in einen hyperkreativen Schaffensrausch geriet, verbrachte Ryan seine Tage wie ein Einsiedler; er lebte im Schlafanzug und rasierte sich erst, wenn seine Bartstoppeln zu jucken begannen.
Daher würde diese Lebensweise den Hausangestellten nicht weiter verwunderlich erscheinen.
    Er machte sich keine Sorgen mehr, dass seine Speisen oder Getränke mit Gift oder halluzinogenen Drogen versetzt sein könnten. Seit sein Verdacht ihn erst zu Rebecca Reach und dann zu Spencer Barghest und ins Haus der modernen Mumien geführt hatte, schien kaum etwas so unwahrscheinlich wie die Vermutung, die Tings oder andere Hausangestellte könnten sich gegen ihn verschworen haben. Jeder andere Mensch in seinem Leben käme eher dafür infrage.
    Außerdem war der Schaden an seinem Herzen ja bereits angerichtet. Falls es überhaupt jemanden gab, der ihn vergiften wollte, dann würde derjenige damit zum jetzigen Zeitpunkt nur riskieren, dass seine Identität ans Licht kam.
    Die Träume von versunkenen Städten, einsamen Teichen und Palästen, die von Dämonen bevölkert waren, machten Ryan nicht mehr zu schaffen. Er hörte auch kein unerklärliches Pochen mehr, keinen Nachtfalter oder Vogel und auch keine Hand in einem Handschuh, die an eine Fensterscheibe, eine Wand oder eine Tür klopfte.
    Vielleicht hatten die präzise Diagnose und die ernüchternde Prognose dazu geführt, dass er sich ganz und gar auf eine reale Bedrohung konzentrierte und sein Verstand nicht länger nervöse Energien für eingebildete Bedrohungen verschwendete. Das konnte er sich in der Tat auch gar nicht leisten, wenn er sich darauf konzentrieren wollte, zu überleben, bis ein Spenderherz zur Verfügung stand.
    Am Freitag war er so weit, Samantha in seine schlimmen Neuigkeiten einzuweihen. Er rief sie an, um zu sagen, er sei aus Denver zurück und hoffe, sie könnten sich zum Abendessen treffen.

    »Was hältst du davon, dieses neue Restaurant auszuprobieren, auf das du letzte Woche so scharf warst?«, schlug sie vor.
    »Die letzten Tage waren reichlich hektisch, Sam. Mir wäre es lieber, wenn wir einen ruhigen Abend miteinander verbringen könnten, nur wir beide. Ist es dir recht, wenn ich zu dir komme?«
    »Ich habe nur absolut keine Lust zu kochen, Dotcom. Bring einen Imbiss mit, dann soll es mir gleich sein.«
    »Also dann bis halb sechs«, sagte er und legte auf.
    Er spielte mit dem Gedanken, das Todesfoto von Teresa auch mitzunehmen, nur für den Fall, dass der Abend eine Wendung nahm, die kalte Fragen und harte Antworten erforderte.
    Nachdem er das Porträt der Toten noch einmal angesehen hatte, kam Ryan zu dem Schluss, dass dieses Bild, nur um ihre Zuversicht zu erschüttern, eine Grausamkeit darstellte, zu der er nicht fähig war. Selbst wenn sich ein Grund dafür ergeben sollte, Samantha mehr zu

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