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Racheherz - Roman

Racheherz - Roman

Titel: Racheherz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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    Als er keine wissenschaftlichen Neuigkeiten fand, die dramatisch genug waren, um seine Stimmung zu heben, wandte er sich der alternativen Medizin zu. Eifrig suchte er nach Geschichten über Patienten, die durch die Rinde eines exotischen brasilianischen Baumes oder mit einem Tee geheilt worden waren, für den man die Blätter einer Pflanze brauchte, die nur im tiefsten Dschungel von Thailand zu finden war.
    Immer wieder las er den dicken Packen Material über Herztransplantationen, den ihm Dr. Gupta mitgegeben hatte. Bei jeder neuerlichen Lektüre wich seine Bewunderung für das Können heutiger Chirurgen der Frustration über die Diskrepanz zwischen der Anzahl von Patienten, die eine Transplantation brauchten, und der Zahl der Organspender. Außerdem verspürte er massiven Unwillen gegenüber einem System, das von der Bürokratie des Gesundheitswesens eingeführt worden war und berechtigt gewesen wäre, etwas gegen diese Diskrepanz zu unternehmen.
    Während er darum rang, sich an seine radikal veränderten Zukunftsaussichten anzupassen - oder an deren Fehlen -, mied Ryan Samantha, indem er so tat, als sei er noch geschäftlich in Denver.

    Bevor er Sam wiedersah, wollte er seine Diagnose zumindest ansatzweise akzeptiert haben. Er wollte sich unter Kontrolle haben, wenn er ihr diese Neuigkeit mitteilte, denn ungeachtet dessen, was aus ihnen wurde, konnte dieses Treffen vielleicht das wichtigste in seinem Leben sein. Er brauchte genügend Gelassenheit, um auf der Hut zu sein und auf jede Nuance dessen zu achten, was sie sagte, auf jede subtile Veränderung ihres Gesichtsausdrucks und ihrer Körpersprache.
    Das Foto von Teresa faszinierte Ryan weiterhin.
    Auf dem Heimflug von Colorado hatte er die Workstation zur Fotoanalyse mitgenommen, die Wilson Mott für ihn in dem Hotel in Denver eingerichtet hatte. Jetzt stand sie auf dem Schreibtisch in dem Alkoven seiner Suite.
    Nachdem er nicht hatte feststellen können, ob im Mund der Toten tatsächlich ein Fremdkörper steckte, unterteilte er die Fotografie als Nächstes in achtzig Quadrate mit einer Seitenlänge von jeweils zweieinhalb Zentimetern, vergrößerte sie eines nach dem anderen und analysierte sie ausgiebig. Ein Gegenstand, der ihm etwas verriet, konnte sich in ihrem schimmernden goldenen Haar verfangen haben oder zur Hälfte in einer Falte des Kissens verborgen sein. Aber vielleicht würde auch auf eine Weise, die im Vorhinein fast unvorstellbar war, ein schwaches Mal auf ihrem Gesicht einen Hinweis liefern, der Teresas Tod mit Ryans derzeitiger Krise in Verbindung brachte.
    Nachdem er im Lauf von zwei Tagen zwanzig dieser Quadrate untersucht hatte, drängte sich ihm jedoch allmählich das Gefühl auf, er hätte sich auf ein blödsinniges Unterfangen eingelassen. Möglicherweise hatte ihn das Foto ausschließlich deshalb elektrisiert, weil Teresa Samanthas Zwillingsschwester war, was ihren Anblick in diesem Zustand
wie einen hellseherischen Blick auf Sams Tod erscheinen ließ und daher einen tiefen Schock bei ihm ausgelöst hatte.
    Schließlich schaltete er den Computer mit dem Vorsatz aus, seine Analyse des Porträts aufzugeben.
    Obwohl das digitalisierte Foto auf dem Monitor keine Faszination mehr auf ihn ausübte und er es regelrecht satthatte, zog ihn der große Hochglanzabzug weiterhin in seinen Bann, als er ihn einmal mehr aus dem braunen Umschlag nahm. Wieder überwältigte ihn, wie schon in Spencer Barghests Arbeitszimmer, schlagartig die Überzeugung, diese Fotografie brächte ihn haarscharf an den Rand einer Entdeckung, die nicht nur all die seltsamen Vorfälle der letzten Zeit erklären, sondern ihn auch buchstäblich retten würde.
    Im Geschäftsleben hatte sich im Lauf der Jahre jede seiner Ahnung als verfolgenswert erwiesen. Aber die irrationalen Spekulationen, die er in den letzten Tagen angestellt hatte, und der Hang zur Paranoia, der sich bei ihm herausgebildet hatte, konnten Folgen der beeinträchtigten Funktionen seines Herzens, des verminderten Sauerstoffgehalts in seinem Blut sein. In diesem Fall konnte er seiner Intuition nicht mehr trauen und auch nicht sicher sein, dass er in Zukunft immer so klar denken würde, wie er es früher getan hatte.
    Er hielt sich nicht einen Moment bei der Ungerechtigkeit auf, mit vierunddreißig sein Todesurteil in Empfang nehmen zu müssen. Wie bei jeder negativen Wendung im Leben, konnte man auch hier jammern oder handeln. Die einzige Hoffnung lag im Handeln.
    Im Gegensatz zum Geschäftsleben, wo

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