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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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noch nichts.
    »Ich weiß einen verschwiegenen Mann zu schätzen. Ein Mann, der seinen Freunden wenig sagt, wird seinen Feinden noch weniger verraten.«
    Schweigen.
    »Mein Sohn wurde ermordet. Wie Abfall aus dem Fenster eines Hurenhauses geworfen. Viele seiner Freunde und Gefährten, meine Untertanen, wurden ebenfalls getötet. Mein Schwiegersohn, niemand Geringerer als Seine Majestät, der König der Union, entkam dem brennenden Gebäude nur knapp. Sotorius, der halbtote Kanzler von Sipani, der ihr Gastgeber war, ringt die Hände und sagt mir, er könne nichts tun. Ich wurde verraten. Ich wurde beraubt. Ich wurde …
brüskiert
. Ich!«, brüllte er plötzlich so laut, dass der Saal dröhnte und jeder der Anwesenden zusammenzuckte.
    Jeder außer Schenkt. »Also Rache.«
    »Rache!« Orso schlug mit der Faust auf die Lehne seines Sessels. »Schnell und entsetzlich.«
    »Schnell kann ich nicht versprechen. Entsetzlich schon.«
    »Dann soll sie von mir aus langsam sein, vernichtend und gnadenlos.«
    »Es könnte sich als unvermeidlich erweisen, einigen Ihrer Bürger und ihrem Besitz bei der Ausführung Schaden zuzufügen.«
    »Was auch immer nötig sein mag. Bringen Sie mir ihre Köpfe. Jeden Mann, jede Frau, jedes Kind, das darin verwickelt ist, und wenn auch nur in geringstem Maße. Was auch immer nötig sein mag. Bringen Sie mir ihre Köpfe.«
    »Also ihre Köpfe.«
    »Welchen Vorschuss verlangen Sie?«
    »Keinen.«
    »Nicht einmal …«
    »Wenn ich meinen Auftrag erfülle, werden Sie mir einhunderttausend Waag für den Kopf des Anführers zahlen sowie zwanzigtausend für den Kopf jedes Gehilfen, bis zu einer Gesamtsumme einer Viertelmillion. Das ist mein Preis.«
    »Ein sehr hoher!«, quiekte der Schatzmeister. »Was wollen Sie mit so viel Geld anfangen?«
    »Ich werde es zählen und lachen, während ich darüber nachdenke, dass ein reicher Mann nicht auf die Fragen von Idioten antworten muss. Sie werden nirgendwo einen Dienstherrn finden, der mit meiner Arbeit nicht zufrieden war.« Schenkt sah gemächlich zu dem Abschaum, der hinter ihm im Halbkreis dastand. »Sie können natürlich weniger an weniger gute Leute zahlen, wenn Sie wollen.«
    »Das werde ich«, sagte Orso. »Wenn einer von ihnen die Mörder zuerst aufspürt.«
    »Eine andere Vereinbarung würde ich nicht akzeptieren, Euer Exzellenz.«
    »Gut«, knurrte der Herzog. »Dann gehen Sie. Sie alle! Rächen … Sie … mich!«
    »Sie sind entlassen!«, kreischte der Schatzmeister. Unter Rascheln, Klappern und Rasseln erhoben sich die Assassinen und verließen den großen Saal. Schenkt wandte sich um und ging über den Teppich zu den großen Türen zurück, ohne unangemessene Eile und ohne nach links noch nach rechts zu sehen.
    Einer der Meuchelmörder stellte sich ihm in den Weg, ein dunkelhäutiger Mann von durchschnittlicher Größe, aber breit gebaut wie ein Scheunentor. Dicke Muskelstränge waren dort zu sehen, wo sein grellbuntes Hemd die Haut freiließ. Seine breiten Lippen verzogen sich abfällig. »Du bist Schenkt? Ich hätte mehr erwartet.«
    »Bete zu jenem Gott, an den du glauben magst, dass du niemals mehr zu sehen bekommst.«
    »Ich bete nicht.«
    Schenkt beugte sich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich würde dir raten, damit anzufangen.«
     
    Obwohl General Ganmarks Arbeitszimmer eigentlich recht groß war, wirkte der Raum vollgestopft und eng. Eine übergroße Büste des Juvens sah finster vom Kaminsims herab, und ein fantastischer Spiegel aus buntem Visserine-Glas reflektierte die steinerne kahle Stelle auf seinem Kopf. Zwei enorm große, beinahe schulterhohe Vasen lauerten auf beiden Seiten des Schreibtisches. An den Wänden drängten sich Ölgemälde in vergoldeten Rahmen, darunter zwei von ebenfalls enormen Ausmaßen. Schöne Gemälde. Viel zu schön, um derart eingezwängt zu werden.
    »Eine höchst bemerkenswerte Sammlung«, sagte Schenkt.
    »Das da ist von Coliere. Es wäre in dem Herrenhaus, in dem ich es fand, beinahe verbrannt. Das da sind zwei Nasurins, und das ist von Orhus.« Ganmark zeigte mit dem Finger auf die entsprechenden Bilder. »Aus seiner frühen Schaffensperiode, aber dennoch. Die Vasen gelangten als Tributzahlung des ersten Imperators von Gurkhul hierher, vor vielen Hundert Jahren, und fanden irgendwie den Weg in das Haus eines reichen Mannes vor Caprile.«
    »Und von dort wiederum hierher.«
    »Ich versuche stets zu retten, was zu retten ist«, sagte Ganmark. »Vielleicht wird es auf diese Weise in Styrien noch

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