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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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einige Kunstwerke geben, die des Erhaltens wert sind, wenn die Blutigen Jahre vorbei sind.«
    »In Styrien oder bei Ihnen.«
    »Es war doch besser, dass ich sie mitnahm, anstatt sie den Flammen zu überantworten. Die nächsten Feldzüge werden bald beginnen, und ich werde morgen früh nach Visserine aufbrechen, um die Stadt zu belagern. Scharmützel, Eroberungen und Brände. Märsche und Gegenangriffe. Hungersnöte und Pestilenz natürlich auch. Und Verstümmeln und Morden. Mit der schrecklichen Beliebigkeit eines Blitzes aus heiterem Himmel. Kollektive Bestrafung aller, für nichts. Krieg, Schenkt, Krieg. Wenn man bedenkt, dass ich einst davon träumte, ein Ehrenmann zu sein. Gutes zu tun.«
    »Davon haben wir alle geträumt.«
    Der General hob eine Augenbraue. »Sogar Sie?«
    »Sogar ich.« Schenkt zückte sein Messer. Es war eine gurkhisische Metzgersichel, klein, aber zornesscharf.
    »Dann wünsche ich Ihnen viel Vergnügen. Ich kann nicht mehr tun, als für ein möglichst … episches Ausmaß dieser ganzen Verheerung zu sorgen.«
    »Es sind verheerende Zeiten.« Schenkt zog ein kleines Holzstück aus der Tasche, in dessen Vorderseite bereits ein kleiner Hundekopf geschnitzt worden war.
    »Sind sie das nicht immer? – Wein? Er stammt aus Cantains eigenem Keller.«
    »Nein.«
    Schenkt machte sich sorgsam mit seinem Messer über die Figur her, und während der General sein eigenes Glas füllte und Holzstückchen auf den Boden zwischen seine Stiefel fielen, nahmen die Hinterbeine des Hundes allmählich Gestalt an. Es war kaum ein solches Kunstwerk wie jene, von denen er hier umgeben war, aber das machte nichts. Es lag etwas Beruhigendes in den konzentrierten Bewegungen der gekrümmten Klinge und im sanften Fall der Späne.
    Ganmark lehnte sich gegen die Kamineinfassung, nahm den Schürhaken zur Hand und stocherte unnötig im Feuer herum. »Sie haben von Monzcarro Murcatto gehört?«
    »Die Generalhauptmännin der Tausend Klingen. Eine sehr erfolgreiche Soldatin. Ich hörte, sie sei tot.«
    »Können Sie ein Geheimnis bewahren, Schenkt?«
    »Ich bewahre viele Hunderte.«
    »Natürlich. Natürlich.« Ganmark holte tief Luft. »Herzog Orso hat ihren Tod und den ihres Bruders befohlen. Aufgrund ihrer vielen Siege wurde sie in Talins zu beliebt. Seine Exzellenz fürchtete, sie könne ihm den Thron entreißen, so wie Söldner das gelegentlich einmal tun. Sie sind nicht überrascht?«
    »Ich habe schon jede Art des Todes aus jedem möglichen Motiv einmal gesehen.«
    »Natürlich.« Ganmark blickte düster ins Feuer. »Dieser war kein guter Tod.«
    »Kein Tod ist gut.«
    »Dennoch. Dieser war es überhaupt nicht. Vor zwei Monaten verschwand Herzog Orsos Leibwächter. Das war keine große Überraschung, denn er war ein Narr, der wenig auf die eigene Sicherheit achtete; außerdem führte er ein lasterhaftes Leben in schlechter Gesellschaft und hatte sich viele Feinde gemacht. Ich schrieb dem keine besondere Bedeutung zu.«
    »Und?«
    »Einen Monat später wurde Orsos Bankier in Westport vergiftet, zusammen mit seiner halben Belegschaft. Das war schon eine andere Sache. Er achtete ausgesprochen stark auf seine Sicherheit. Ihn zu vergiften war eine äußerst schwere Aufgabe, die mit unglaublicher Professionalität und außergewöhnlicher Gewissenlosigkeit durchgeführt wurde. Aber er hatte sich stark in die styrische Politik eingemischt, und die styrische Politik ist ein tödliches Pflaster, auf dem sich einige höchst gewissenlose Mitspieler tummeln.«
    »Das stimmt.«
    »Valint und Balk selbst führten den Anschlag auf eine lange Feindschaft mit gurkhisischen Rivalen zurück.«
    »Valint und Balk.«
    »Das Unternehmen ist Ihnen bekannt?«
    Schenkt hielt kurz inne. »Ich glaube, sie haben meine Dienste einmal in Anspruch genommen. Fahren Sie fort.«
    »Aber nun wurde Prinz Ario ermordet.« Der General fasste sich mit einer Fingerspitze hinters Ohr. »Und man durchbohrte ihn an der gleichen Stelle wie Benna Murcatto und warf ihn dann aus einem hohen Fenster.«
    »Sie glauben, dass Monzcarro Murcatto noch lebt?«
    »Eine Woche nach dem Tod seines Sohnes erhielt Herzog Orso einen Brief. Von einer gewissen Carlot dan Eider, Prinz Arios Mätresse. Wir hatten bereits seit langem vermutet, dass sie für die Union spionierte, aber Orso hatte die Affäre dennoch zugelassen.«
    »Überraschend.«
    Ganmark zuckte die Achseln. »Die Union ist unser anerkannter Verbündeter. Wir haben ihnen geholfen, die letzte Runde in ihrem endlosen

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