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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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enorm lohnen, wenn ich ihm anschließend die Tausend Klingen brächte.«
    »Es wäre jedoch wohl kaum das erste Mal, dass Sie sich verrechneten. Was, wenn wir hier hängen bleiben, direkt auf dem Weg, den das nachrückende Heer nehmen wird? Sie haben mich dafür angeheuert, um einen Mann nach dem anderen zu töten, und nicht, um ganz allein einen Krieg …«
    »Ich habe Sie angeheuert, um einen Mann in Westport zu töten, und Sie haben gleich noch fünfzig weitere umgebracht. Von Ihnen brauche ich mir keine Vorträge über Umsicht anzuhören.«
    »Es waren kaum mehr als vierzig, und das hatte seinen Grund vielmehr darin, dass ich zu viel Sorgfalt darauf verwendete, den richtigen Mann zu erwischen, und nicht zu wenig!
    Fiel Ihre Metzgerrechnung in Cardottis Haus der Sinnesfreuden vielleicht geringer aus? Oder in Herzog Saliers Palast? Oder in Caprile, wo wir schon davon reden? Bitte entschuldigen Sie, wenn ich
wenig
Vertrauen in Ihre Fähigkeiten habe, Gewalt nur begrenzt anzuwenden!«
    »Das reicht jetzt!«, fauchte sie ihn an. »Sie sind wie eine Ziege, die nie aufhört zu meckern! Tun Sie, wofür ich Sie bezahle, und sonst nichts!«
    Morveer zog hart die Zügel an und brachte den Wagen ruckartig zum Stehen. Day kreischte, als sie beinahe ihren Apfel fallen ließ. »Ist das der Dank, den ich für Ihre rechtzeitige Rettung in Visserine bekomme? Nachdem Sie meinen weisen Rat so
entschieden
überhört hatten?«
    Vitari, die es sich zwischen ihren Vorräten hinten auf dem Wagen einigermaßen bequem gemacht hatte, streckte einen langen Arm hoch. »Diese Rettung war ebenso mein Werk wie seins. Mir hat auch noch niemand gedankt.«
    Morveer überhörte das. »Vielleicht sollte ich mir einen dankbareren Dienstherrn suchen!«
    »Und ich mir vielleicht einen gehorsameren scheiß Giftmischer!«
    »Vielleicht …! Aber warten Sie.« Morveer reckte einen Finger in die Höhe und kniff die Augen zusammen. »Warten Sie.« Er spitzte die Lippen und holte tief Luft, hielt sie eine Weile an und atmete dann langsam aus. Und noch einmal. Espe ritt zu ihnen hinüber und sah mit gehobenen Brauen Monza an. Noch ein Atemzug, und Morveers Augen öffneten sich wieder, dann stieß er ein ekelhaft gekünsteltes Glucksen aus. »Vielleicht … sollte ich mich
ganz ernsthaft
entschuldigen.«
    »Was?«
    »Mir ist klar, dass ich … im Umgang nicht immer einfach bin.« Vitari platzte laut lachend heraus, und Morveer verzog das Gesicht, sprach aber weiter. »Wenn ich Ihnen stets zu widersprechen scheine, dann nur deshalb, weil ich nur das Beste für Sie und Ihre Unternehmungen im Sinn habe. Es war stets einer meiner Fehler, dass ich in meinem Streben nach hervorragenden Leistungen zu kompromisslos bin. Für einen Mann, der notgedrungen Ihr bescheidener Diener sein sollte, gibt es keine wichtigere Eigenschaft als eine gewisse
Nachgiebigkeit
! Ob ich Sie wohl dazu überreden könnte … mir mit heldenhafter Willensanstrengung noch einmal entgegenzukommen? Damit wir diese unangenehme Situation überwinden?« Er schnalzte mit den Zügeln und ließ den Wagen weiterrollen, wobei er über die Schulter hinweg weiter dünn lächelte. »Ich spüre es! Ein neuer Anfang!«
    Monza fing Days Blick ein, als sie, sanft auf dem Bock hin und her schaukelnd, an ihr vorüberfuhr. Das blonde Mädchen hob die Augenbrauen, knabberte den Apfel bis auf den Stiel ab und warf den Rest in das Feld. Vitari schälte sich hinten auf dem Wagen aus ihrem Mantel und streckte sich auf der Plane im Sonnenschein aus. »Die Sonne kommt wieder raus. Ein neuer Anfang.« Sie deutete über das Land und legte sich die Hand aufs Herz. »Und oooooh, ein Regenbogen! Sie wissen doch, man sagt, dass dort, wo er auf die Erde trifft, ein Elfental liegt!«
    Monza sah ihnen finster nach. Sie würden eher wirklich auf ein Elfental stoßen, als dass Morveer einen neuen Anfang machte. Sie traute seinem plötzlichen Gehorsam noch weniger als seinem ständigen Gejammer.
    »Vielleicht möchte er bloß liebgehabt werden«, ertönte Espes raues Flüstern, als sie weiterritten.
    »Als ob die Menschen sich mit einem Schlag verändern könnten,
so
.« Monza schnippte vor seinem Gesicht mit den Fingern.
    »Das ist aber doch die einzige Art und Weise, wie sie sich wirklich ändern, oder?« Sein eines Auge starrte sie an. »Wenn die Dinge um sie herum sich verändern? Männer sind ziemlich zerbrechlich, würd’ ich sagen. Sie verbiegen sich nicht so leicht. Sie zerbrechen dann eher. Und dann finden sie eine neue

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