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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Streitkolbens in den Ärmel, so dass der blutverschmierte Kopf in seiner Hand lag, um ihn, falls es nötig war, sofort herausgleiten zu lassen. Er merkte, dass er dabei immer noch kicherte. Er wusste nicht, warum. Gab doch immer noch nichts zu lachen. Im Gegenteil, soweit er feststellen konnte. Aber irgendwie lachte er immer noch.
    Monza machte ein paar trunkene Schritte und krümmte sich zusammen. »Ich muss mit dem Rauchen aufhören«, murmelte sie und würgte Galle hervor.
    »Klar. Sobald mir mein Auge nachwächst.« Er packte sie am Ellenbogen und zog sie hinter sich her zum Ende des Gässchens, wo sich Leute auf der sonnenhellen Straße tummelten. An der Ecke hielt er inne, sah schnell in beide Richtungen, legte sich dann wieder ihren Arm um die Schulter und verschwand.
     
    Wenn man von den drei Leichen absah, war der Raum leer. Schenkt schlich zum Fenster, wobei er es vorsichtig vermied, in die Blutlachen auf dem Boden zu treten, und sah hinaus. Von Murcatto und dem einäugigen Nordmann war keine Spur. Aber es war besser, dass sie entflohen waren, als dass sie jemand vor ihm fand. Das hätte er nicht zugelassen. Wenn Schenkt einen Auftrag übernahm, dann führte er ihn garantiert aus.
    Er hockte sich hin, ließ die Unterarme auf den Knien ruhen und die Hände baumeln. Mit Malt und seinen sieben Freunden hatte er kaum ein größeres Blutbad angerichtet als Murcatto und ihr Nordmann mit diesen drei Leuten. Die Wände, die Decke, das Bett waren alle rot bespritzt und verschmiert. Ein Mann lag am Kamin, sein Schädel war völlig eingedellt. Der andere hatte sich bäuchlings ausgestreckt, der Rücken seines Hemds war mit Stichen übersät und blutgetränkt. Die Frau hatte eine klaffende Wunde am Hals.
    Nim die Glückliche, vermutete er. Offenbar hatte sie das Glück verlassen.
    Etwas schimmerte in der Ecke an der Wand. Er bückte sich und hob es auf, hielt es ans Licht. Ein goldener Ring mit einem großen, blutroten Rubin. Ein viel zu schönes Schmuckstück, als dass jemand von diesen Schnapphähnen ihn hätte tragen können. Also vielleicht sogar Murcattos Ring? Noch warm von ihrem Finger? Er schob ihn auf seinen eigenen, dann packte er Nim am Knöchel und zog ihren Leichnam aufs Bett, und er summte wieder, als er ihn entkleidete.
    Ihr rechtes Bein zeigte am Oberschenkel einen schuppigen Ausschlag, also nahm er das linke, trennte es mitsamt der Hinterbacke mit drei geübten Bewegungen seiner Metzgersichel ab. Mit einer scharfen Drehung seiner Handgelenke löste er den Knochen aus dem Hüftgelenk, schlug den Fuß mit zwei Schlägen der gebogenen Klinge ab, schlang den Gürtel um das sauber herausgelöste Bein, um Ober- und Unterschenkel aneinanderzubinden, und schob es in seinen Beutel.
    Ein Schinkenbraten also, dick geschnitten und in Fett ausgebacken. Für solche Gelegenheiten hatte er stets eine besondere Gewürzmischung aus Suljuk bei sich, genau richtig gemahlen, und das Öl, das man in der Gegend um Puranti presste, hatte einen wunderbar nussigen Geschmack. Dann Salz und zerstoßener Pfeffer. Das Geheimnis guten Fleisches lag in der Würze. Im Inneren rosa, aber nicht blutig. Schenkt hatte es nie verstanden, dass es Leute gab, die ihr Fleisch blutig mochten; die Vorstellung fand er ekelhaft. Daneben brutzelnde Zwiebeln. Vielleicht den Unterschenkel würfeln und daraus eine schöne Suppe kochen, mit Wurzeln und Pilzen, und eine Brühe aus den Knochen, mit einem Spritzer dieses alten Muris-Essigs, um ihm …
    »Zing.«
    Er nickte versunken, wischte die Sichel sorgfältig sauber, hängte sich den Beutel über die Schulter, wandte sich dann zur Tür … und hielt noch einmal inne.
    Zuvor war er an einer Bäckerei vorübergekommen, und ihm war das herrliche, krosse, frisch gebackene Brot aufgefallen, das dort im Fenster lag. Der Geruch von frischem Brot. Dieser wundervolle Geruch von Ehrlichkeit und dem einfachen, guten Leben. Er wäre sehr gern ein Bäcker geworden, wäre er nicht das geworden … was er nun einmal war. Wenn man ihn nie zu seinem alten Meister gebracht hätte. Wenn er niemals dem Pfad gefolgt wäre, der ihm vorbestimmt gewesen war, und wenn er nie dagegen aufbegehrt hätte. Wie gut das Brot nun wäre, dachte er, aufgeschnitten und dick mit einer groben Leberpastete beschmiert. Vielleicht mit Quittengelee oder etwas Ähnlichem dazu, und einem guten Glas Wein. Er zog wieder sein Messer und stieß es Nim der Glücklichen in den Rücken, um sich ihre Leber zu holen.
    Sie selbst brauchte sie

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