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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seinen Willen bekam. Er schmollte, aber er sagte nicht Nein. Manchmal nagte es an ihr, dass immer sie die Entscheidungen treffen musste. »Wo es doch so offensichtlich ist, dass wir beide nur einen Arsch in der Hose haben, hast du nie daran gedacht, ihn dir einmal auszuleihen?«
    »Dir steht er besser. Außerdem hast du doch auch das Hirn. Ist doch besser, wenn beides zusammenbleibt.«
    »Und was behältst du bei diesem Handel?«
    Benna grinste sie an. »Das gewinnende Lächeln.«
    »Dann lächele. Nur noch ein Kriegszug.« Sie schwang sich aus dem Sattel, rückte sich den Schwertgurt zurecht, warf dem Stallburschen die Zügel zu und schritt zum inneren Torhaus hinüber. Benna musste sich beeilen, um sie einzuholen, und dabei geriet ihm der Degen zwischen die Beine und er stolperte. Für einen Mann, der mit dem Krieg seinen Lebensunterhalt verdiente, war er im Umgang mit Waffen peinlich ungeschickt.
    Der innere Hof war in breite Terrassen aufgeteilt, die sich über die Spitze des Berges erstreckten und mit exotischen Palmen bepflanzt waren; hier standen noch mehr Wachen als auf dem äußeren. Eine uralte Säule, die angeblich aus dem Palast von Scarpius stammte, ragte hoch in der Mitte auf und warf ein schimmerndes Spiegelbild auf die Oberfläche des runden Teiches, in dem silberne Fische herumhuschten. Das Ungeheuer aus Glas, Bronze und Marmor, das Herzog Orsos Palast darstellte, ragte drum herum zu drei Seiten auf wie eine riesenhafte Katze, die eine Maus in ihren Klauen hielt. Seit dem letzten Frühjahr war an der nördlichen Mauer ein großer neuer Flügel entstanden, dessen steinerne Verzierungen noch halb von Gerüsten verdeckt wurden.
    »Sie haben angebaut«, sagte sie.
    »Na klar. Prinz Ario kann doch wohl kaum mit nur zehn Sälen für seine Schuhe auskommen.«
    »Ein Mann kann heute kaum etwas gelten, wenn er nicht mindestens zwanzig Räume voller Fußbekleidung hat.«
    Benna sah mit gerunzelter Stirn zu seinen eigenen Schuhen mit den goldenen Schnallen hinab. »Ich habe, alle zusammengezählt, nur dreißig Paar. Aber ich fühle mich schon sehr minderwertig deswegen.«
    »Tun wir das nicht alle?«, murmelte sie. Auf dem Rand des Daches erhob sich eine Gruppe halb fertiggestellter Statuen. Herzog Orso, der Almosen für die Armen gab. Herzog Orso, der die Unwissenden lehrte. Herzog Orso, der die Schwachen vor Unheil schützte.
    »Ich wundere mich, dass er nicht auch noch eine hat, die zeigt, wie ihm ganz Styrien den Hintern küsst«, flüsterte ihr Benna ins Ohr.
    Sie deutete auf einen teilweise behauenen Marmorblock. »Das kommt als Nächstes.«
    »Benna!«
    Graf Foscar, Orsos jüngerer Sohn, kam wie ein eifriges Hündchen um den Teich herum angelaufen; seine Schuhe knirschten auf dem frisch geharkten Kies, und sein sommersprossiges Gesicht leuchtete. Seit Monza ihn das letzte Mal gesehen hatte, versuchte er offenbar ohne großen Erfolg, sich einen Bart stehen zu lassen, aber die sprießenden sandfarbenen Härchen ließen ihn nur noch jungenhafter aussehen. Er mochte die gesamte Ehrlichkeit seiner Familie geerbt haben, aber das gute Aussehen hatte jemand anderer mitbekommen. Benna grinste, warf einen Arm um Foscars Schultern und zerstrubbelte ihm das Haar. Bei allen anderen hätte diese Geste beleidigend gewirkt, aber bei Benna war sie schlicht charmant. Er hatte ein Talent dafür, andere Menschen glücklich zu machen, das Monza stets wie Zauberei vorkam. Ihre Fähigkeiten lagen in anderen Bereichen.
    »Ist Ihr Vater schon hier?«, fragte sie.
    »Ja, und mein Bruder auch. Ihr Bankier ist bei ihnen.«
    »Wie ist denn seine Stimmung?«
    »Gut, soweit ich das sagen kann, aber Sie kennen ja meinen Vater. Andererseits ist er auf Sie beide niemals wütend, nicht wahr? Sie bringen ja immer gute Nachrichten. Heute doch auch, oder?«
    »Soll ich es ihm sagen, Monza, oder …«
    »Borletta ist gefallen. Cantain ist tot.«
    Foscar jubelte nicht. Im Gegensatz zu seinem Vater machten Tote ihn nicht glücklich. »Cantain war ein guter Mann.«
    Das war nun doch etwas unangebracht, soweit Monza das beurteilen konnte. »Er war der Feind Ihres Vaters.«
    »Aber er war ein Mann, dem man Respekt entgegenbringen konnte. Von denen gibt es in Styrien nicht mehr allzu viele. Er ist wirklich tot?«
    Benna blies die Backen auf. »Nun, sein Kopf ist ab und wurde über den Toren aufgespießt, und wenn Sie nicht zufällig einen ganz besonders guten Arzt kennen …«
    Sie durchquerten einen hohen Torbogen, der in einen Saal führte, so

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