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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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düster und hallend wie ein Kaisergrab. Staubkörnchen schwebten durch die Lichtbalken, die helle Flecken auf den Marmorboden zauberten. Alte Rüstungen standen schimmernd Wache, die antiken Waffen in den stählernen Fäusten. Die Wände warfen das Klacken von Absätzen zurück, als ihnen ein Mann in dunkler Uniform entgegenkam.
    »Verdammt«, zischte ihr Benna ins Ohr. »Ganmark, dieses Reptil, ist hier.«
    »Halte dich zurück.«
    »Kann doch gar nicht sein, dass dieser kaltblütige Dreckskerl so gut mit dem Degen ist, wie man immer sagt …«
    »Ist er aber.«
    »Wenn ich auch nur halb ein Mann wäre, dann würde ich …«
    »Bist du aber nicht.«
    Das Gesicht General Ganmarks war seltsam weich, sein Schnurrbart hing schlaff herab, die blassgrauen Augen blickten stets etwas wässrig und verliehen ihm einen Ausdruck immerwährender Traurigkeit. Gerüchteweise hatte man ihn wegen einer indiskreten Liebelei aus dem Heer der Union geworfen, bei der man ihn mit einem anderen Offizier in Verbindung gebracht hatte; daraufhin hatte er auf der Suche nach einem weniger engstirnigen neuen Meister den Weg übers Meer angetreten. Herzog Orso war ausgesprochen wenig engstirnig, was seine Untergebenen betraf, solange sie etwas leisteten. Dafür waren nicht zuletzt sie und Benna ein Beweis.
    Ganmark nickte steif zu Monza hinüber. »Generalin Murcatto.« Dann wandte er sich steif zu Benna. »General Murcatto. Graf Foscar, Sie befleißigen sich weiterhin Ihrer Übungen, möchte ich doch hoffen?«
    »Ich kämpfe jeden Tag.«
    »Dann werden wir eines Tages doch noch einen Degenfechter aus Ihnen machen.«
    Benna schnaubte. »Oder vielleicht auch einen Langweiler.«
    »Beides wäre eine Leistung«, tönte Ganmark. »Ein Mann ohne Disziplin ist nicht besser als ein Hund. Ein Soldat ohne Disziplin ist nicht besser als eine Leiche. Schlimmer sogar, denn eine Leiche ist keine Bedrohung für die eigenen Kameraden.«
    Benna öffnete den Mund, aber Monza schnitt ihm das Wort ab. Er konnte sich später zum Narren machen, wenn er denn unbedingt wollte. »Wie verlief Ihr Kriegszug?«
    »Ich habe meine Rolle gespielt und Ihre Flanke vor Rogont und seinen Osprianern beschützt.«
    »Sie haben den Großen Zauderer aufgehalten?« Bennas Mundwinkel zuckten verächtlich. »Das war aber eine echte Leistung.«
    »Nur eine Nebenrolle. Eine komische Wendung in einer großen Tragödie, aber eine, die das Publikum, wie ich hoffe, zu schätzen weiß.«
    Der Hall ihrer Schritte verstärkte sich, als sie einen weiteren Durchgang durchquerten und den hoch aufragenden Rundbau im Herzen des Palastes erreichten. Die ausgebuchteten Wände waren mit großflächigen Reliefs geschmückt, die Szenen aus uralter Zeit darstellten. Schlachten zwischen Dämonen und Magi und ähnlichen Blödsinn. Hoch über ihnen zeigte die große Kuppel Fresken mit sieben geflügelten Frauen vor einem sturmumtosten Himmel, bewaffnet, gerüstet und mit zornigen Gesichtern. Die Schicksalsgöttinnen, die den Menschen auf der Erde brachten, was ihnen vorherbestimmt war. Aropellas größtes Werk. Gerüchteweise hatte er acht Jahre gebraucht, um es zu vollenden. Monza kam nie darüber hinweg, dass der Raum sie immer wieder dazu brachte, sich winzig, schwach und völlig unbedeutend zu fühlen. Aber genau in dieser Absicht war er schließlich angelegt worden.
    Die vier Besucher erklommen eine geschwungene Freitreppe, die so breit war, dass doppelt so viele Menschen nebeneinander Platz gehabt hätten. »Und wohin hat Sie Ihr komisches Talent gebracht?«, fragte Monza Ganmark.
    »Zu Feuer und Mord, zu den Toren von Puranti und zurück.«
    Benna verzog den Mund. »Gab es auch richtige Kämpfe?«
    »Wieso sollte ich kämpfen? Haben Sie Ihren Stolicus nicht gelesen? ›Ein Tier kämpft sich bis zum Sieg‹ …«
    Monza vollendete seinen Satz: »Ein General marschiert dorthin. Haben Sie viele Lacher geerntet?«
    »Nicht vom Feind, würde ich vermuten. Überhaupt sehr wenige, aber so ist nun einmal der Krieg.«
    »Ich finde immer genug Zeit zum Lachen«, warf Benna ein.
    »Manche Männer lachen schnell. Das macht sie zu gewinnender Gesellschaft beim Abendessen.« Ganmarks weiche Augen glitten zu Monza hinüber. »Sie lächeln nicht, wie ich sehe.«
    »Das werde ich schon noch. Sobald der Achterbund erledigt und Orso König von Styrien ist. Dann können wir alle unsere Degen an den Nagel hängen.«
    »Nach meiner Erfahrung hängen Degen niemals lange an ihren Nägeln. Sie haben die Angewohnheit, sich

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