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Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Titel: Rachel Morgan (9) - Blutdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Richtung, die die Sterne verblassen ließ.
Weißt du, warum Dämonen schon mit der Fähigkeit geboren werden, Flüche zu winden? Ihre Mütter verfluchen sie, während sie noch im Mutterleib sind, damit sie sich von Geburt an verteidigen können. Aber es braucht Feingefühl, einen Fluch in die Seele eines anderen zu legen, während man die Person mit der eigenen Seele schützt. Eine Tulpa zu errichten und anderen zu erlauben, frei darin zu existieren, ist dasselbe. Das ist auch der Grund dafür, dass Algaliarept sich nicht mehr daran erinnern kann, wie er unter der hübschen Fassade aussieht, die er der Welt präsentiert. Er kann nicht feststellen, was von Rechts wegen ihm gehört und was seine Mutter hinzugefügt hat. Wunderschönes, wunderschönes Baby. Ich hatte nie welche, aber wenn es so gewesen wäre, hätte ich sie aussehen lassen wie dich.
    Langsam ergab alles einen Sinn. Ein Konstrukt zu errichten würde zeigen, dass ich bereit war, eine Mutter zu werden — die Mutter von Dämonenkindern, die ich nie bekäme.
Also ... was muss ich tun?,
fragte ich und überlegte kurz, ob der Dämon, der Newt dabei geholfen hatte, diese Erinnerung zu errichten, noch am Leben war oder ob sie ihn umgebracht hatte. Vielleicht war es Minias gewesen.
    Newt schwamm in Kreisen um mich herum und schickte Wellen bis ans Ende des leeren Kollektivs.
Mir gefällt es so gut, wenn niemand hier ist. Diese Ruhe.
    Newt?,
drängte ich, und sie kehrte zurück.
    Erinnere dich an einen Ort. Lass ihn in deinem Kopf entstehen. Füll die Leere hier, und Al wird es von dir trennen und damit real machen. Das ist ihr Teil. Du musst ihn nur hereinlassen.
    Ich musste ihm vertrauen. Verdammt! Wie war ich hierhergekommen?
Einfach nur an einen Ort denken?
    In meinem Kopf war es, als könnte ich sie im Wasser vor mir schweben sehen. Silberne Sterne liefen über ihr Gesicht wie Tropfen.
Was vermisst du am meisten? Jetzt, wo du für immer hier bist?
    Was vermisse ich?,
wiederholte ich und dachte sofort an Jenks, Ivy und meine Kirche, aber das mit den Dämonen zu teilen war ausgeschlossen. Mein Garten in der Sonne. Die Sonne, die ich niemals wiedersehen würde.
    Mein Herz schmerzte unendlich.
Die Sonne.
Ich würde die Sonne vermissen. Das konnte ich ihnen zeigen. Nicht die Sonne in meinem Garten, sondern woanders, wo die Sonne alles beherrschte, nicht nur jetzt, sondern in der Vergangenheit und für alle Zeit. Ich würde den Dämonen einen Wald geben, der so alt und tot war, dass nur noch Steine zurückblieben. Das würde ich ihnen geben und sonst nichts.
    Mit einem Stich, der mir in der Seele wehtat, fühlte ich, wie sich die Erinnerung an die Wüste in mir hob, erfüllt von der leeren, einsamen Verzweiflung, die ich gefühlt hatte, während ich glaubte, Jenks verloren zu haben. Ich zog die Schultern hoch und presste die Augen zu, während mein Herz schmerzte in der Erkenntnis, dass ich alles verloren hatte. Leere. Alles war leer, und das Echo des Raums erfüllte meinen Schädel.
    Hitze breitete sich über mir aus wie eine Decke, erst beängstigend, dann beruhigend. Die Spuren vergangener Kraftlinien in der Wüste schienen zu leuchten, tot und verschwunden und nutzlos. Auf der Innenseite meiner Lider sah ich ihre Spiegelbilder, die sich durch das Kollektiv zogen wie greifbare Zeugen der Zeit. Und von dort aus bildete sich alles fast wie von selbst. Die gesamte Wüste materialisierte sich. Das Zirpen von Insekten. Das sanfte Klicken eines Käfers. Der Wind auf meiner Haut, ölig und glatt, der mich nicht erkannte, während ich in der Mitte eines verlorenen Feldes aus Macht stand und um ein Wunder bettelte.
    Die Erinnerung pulsierte in mir und breitete sich um mich herum aus wie eine Welle. Sie glitt über meine mentale Karte, färbte alles ein, vertiefte es, machte es fester, real. Zu dieser Zeit war ich hilflos gewesen, und ich war es auch jetzt. Ich unterdrückte ein Schluchzen und weigerte mich zu weinen. Der trockene Geruch von Felsen hob sich — uralte Luft, die schon die Dinosaurier geatmet hatten, endlich freigesetzt durch einen Erdrutsch, einst von einem Zufall gefangen, aber jetzt wieder frei.
    Öffne die Augen, kleiner Dämon,
flüsterte Newt in meinen Gedanken.
    Ich öffnete sie und blinzelte in der gleißenden Helle.
    »Oh mein Gott«, sagte ich, und meine Lippen trockneten sofort in der Sonne, die in meinen Gedanken brannte. Ich stand in der Wüste. Es war fast Mittag. Ich trug staubige Turnschuhe und ein kurzärmliges Hemd klebte an meinem

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