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Rachel

Rachel

Titel: Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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war wirklich müde vom Reisen. Sie sehnte sich nach einer anständigen warmen Mahlzeit, einem heißen Bad und einer Nacht in einem sauberen Bett. Besonders sehnte sie sich aber danach, endlich wieder das Vergnügen zu haben, auf ihren eigenen Beinen zu gehen. Das hatte sie in den letzten Wochen am meisten vermisst, seit sie unterwegs von Pennsylvania im Osten nach Montana im Westen war;
    Schließlich hörte sie, wie der Fahrer, Mr. O'Hagan, jemandem von seinem Kutschbock aus etwas zurief. Das Gefährt sprang noch einmal heftig von einer Seite zur anderen und kam dann zu einem jähen Halt, als der Kutscher die Bremsbacken festzog. »Springwater Kutschstation!«, rief er laut und mit einem jubilierenden Unterton in der Stimme.
    Rachel rutschte über die harte, schmale Sitzbank und schaute durchs Fenster auf das Haus der Station. Es stand an der anderen Seite eines riesigen Vorplatzes, der nur aus Schlamm und Matsch zu bestehen schien, worüber jemand roh gehauene Planen als eine Art Laufsteg gelegt hatte. Auf der Treppe zum Haus stand ein Frau, die ein schlichtes Kattunkleid und eine Schürze trug. Sie strahlte übers ganze Gesicht und winkte, während ein ernster Mann über den Zickzack-Plankenweg auf die Kutsche zukam. Das mussten nach Evangelines Beschreibung die McCaffreys sein, die Gründer der Springwater-Station und führende Bürger der Siedlung, die einmal eine Stadt werden sollte. Es waren Jacob und June McCaffrey gewesen, die darauf gedrängt hatten, eine Schule zu bauen und die das Geld gesammelt hatten, um für Rachels Reisekosten zu bezahlen.
    »Hallo, Miss English«, sagte Mr. McCaffrey mit seiner unglaublich tiefen Stimme, während er die Tür der Kutsche öffnete und ihr seine Hand entgegenstreckte, die von harter schwerer Arbeit zeugte. »Willkommen in Springwater. Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht.«
    »Wir hatten ein paar Probleme im Creek«, erwiderte Guffy, bevor Rachel antworten konnte. »Wenn Trey uns nicht zu Hilfe gekommen wäre, würden wir jetzt vielleicht mit den Forellen um die Wette schwimmen.«
    Jacob konzentrierte sich erst darauf, Rachel aus der Kutsche zu helfen, bevor er Trey Hargraeves unverbindlich zunickte. »Danke«, sagte er kurz angebunden.
    »Nicht der Rede wert«, erwiderte Trey, dessen Tonfall ebenso knapp wie der von Jacob war. »Haben Sie einen ausgeruhten Kutscher in der Station? Der alte Guffy hatte einen schweren Tag und ich habe ihm einen Whiskey zur Stärkung versprochen.«
    Rachel hatte den Eindruck, dass Jacob, der neben ihr stand, scharf die Luft einsog. Das verwunderte sie nicht weiter, denn Evangeline hatte ihr im Laufe der Jahre in ihren Briefen eine ganze Menge über die McCaffreys erzählt, die Evangeline als enge Freunde betrachtete. Demnach war Jacob nicht nur der Stationsleiter, sondern auch der Prediger von Springwater, was natürlich nahe legte, dass er für Whiskeytrinken nicht viel übrig hatte. Wie Rachel übrigens auch.
    Schließlich zuckte Jacob die Schultern und meinte: »Du siehst selbst auch ziemlich mitgenommen aus, Trey. Wenn du magst, bist du herzlich zum Essen eingeladen.«
    Trey grinste übers ganze Gesicht. Es war das verschmitzte, spitzbübische Grinsen eines Lausejungen und Rachel war völlig perplex, als sie sah, wie sich sein Gesichtsausdruck dabei entspannte und veränderte. »Nur ein Dummkopf würde die Einladung, bei Miss June zu essen, ablehnen«, sagte er.
    Miss June wartete auf der Veranda vor dem Haus. Ihre Augen leuchteten. Von Evangeline wusste Rachel, dass die Frau schon fast sechzig war, aber von ihr ging ein inneres Strahlen aus, das sie zwanzig Jahre jünger erschienen ließ. »Wir sind mächtig froh, Sie bei uns zu haben«, sagte sie und umarmte Rachel herzlich.
    Diese schlichte menschliche Geste trieb Rachel die Tränen in die Augen. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass jemand sie einfach so in den Arm genommen hatte, seit Evangeline mit ihrer Tochter Abigail vor vier langen Jahren zu ihrem Abenteuer in den Westen aufgebrochen war.
    »Das Mädel ist vollkommen erschöpft«, bemerkte Jacob. »Du kümmerst dich um sie, Miss June, während ich Guffy und Trey von deinen köstlichen Knödeln mit Huhn auftische.«
    »Zuerst bringst du einen Teller voll für Miss English«, widersprach Miss June, während sie Rachel beim Arm nahm und sie über die Schwelle ins Haus führte, wo es gemütlich warm war. In dem großen Hauptraum der Kutschstation standen sechs lange Tische, um die Reisenden zu bewirten. In einem

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