Rachels Geheimnis: Verräterisch klopfendes Herz (German Edition)
Frau geheiratet.
Schon ein halbes Jahr nach der Hochzeitsnacht war Rachel zur Welt gekommen. Slade hatte weder seine Stiefmutter noch das Baby besonders gemocht. Aber mit den Jahren hatte er aufgehört, seine Halbschwester für die gescheiterte Ehe seiner Eltern verantwortlich zu ma chen.
Slade spürte Rachels Blick auf sich ruhen. Jetzt würde sie jeden Augenblick die Frage stellen, die er um keinen Preis hören wollte. „Janine und du, ihr seid doch vor vielen Jahren ein Herz und eine Seele gewesen, nicht wahr?“
„Wohl kaum ein Herz und eine Seele. Wir haben uns ein paarmal getroffen. Keine große Sache.“ Er stopfte seine Hände in die Jeanstaschen und hoffte, dass es damit genug war. Aber schließlich war seine Schwester Journalistin.
„Bestimmt öfter als nur ein paarmal. Und wenn ich mich recht erinnere, war sie ziemlich scharf auf dich.“
„Ach, wirklich?“, fragte Matt dazwischen. Ein Lächeln huschte über seine unrasierten Wangen. „Kaum zu glauben, dass eine Frau so dumm war, auf dich hereinzufallen.“
„Komisch, oder?“, bekräftigte Rachel, während J. R. versuchte, ihren Ohrring zu erreichen.
„Was ich viel komischer finde, ist, dass du das noch weißt. Ich dachte, du erinnerst dich an nichts!“
Rachels Augen blitzten kämpferisch. „Wie ich dir schon erklärt habe, fällt mir hin und wieder etwas ein. Dies und jenes, jeden Tag ein bisschen mehr.“
Aber warum nicht der Name des Mannes, der dein Kind gezeugt hat? Oder, was geschah, als dich der Wagen von der Straße gedrängt hat?
Draußen erklangen Motorengeräusche. Unwillkürlich drehte Slade sich zum Fenster. Durch die Eisblumen auf den Scheiben erhaschte er einen Blick auf den kleinen blauen Wagen, der sich über dieAuffahrt quälte. Slades Magen krampfte sich zusammen. Der Wagen bremste, rutschte ein Stück und blieb knapp vor seinem Truck stehen.
Ein paar Sekunden später stieg eine hochgewachsene Frau aus. Sie klemmte sich eine schwarze Aktentasche unter den Arm, zögerte kurz und ließ den Blick über das Haus schweifen. Dann atmete sie tief durch, straffte die Schultern und eilte durch den Trampelpfad im Schnee zum Haus.
Janine Parsons, wie sie leibt und lebt, dachte Slade.
In ihrem schwarzen Mantel sah sie selbstsicher und unglaublich weiblich aus. Die blonden Strähnen hatte sie sich aus dem Haar gestrichen, wodurch sie die hohen Wangenknochen betonte, das energische Kinn und die breite Stirn. Slade konnte nicht erkennen, welche Farbe ihre Augen hatten. Aber er erinnerte sich daran, dass sie haselnussbraun sein mussten. Im Sonnenlicht wechselte die Farbe manchmal zwischen grün und golden, und wenn sie sich ärgerte, schimmerte sie dunkel.
Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte die Erinnerung an den Tag auf, als sie sich am Fluss getroffen hatten. In jenem Sommer war es glühend heiß gewesen. Überall blühten die Wildblumen, das Gras war vollkommen trocken, und alles duftete nach frisch gemähtem Heu. Er hatte Janine dazu herausgefordert, sich auszuziehen und nackt in das klare Wasser zu springen.
Mit einem frechen Blitzen in den Augen hatte sie genau das schließlich auch getan. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er ihre festen hohen Brüste mit den rosigen Knospen und das rötliche Haar zwischen ihren langen, gebräunten Schenkeln gesehen, bevor sie ins Wasser sprang. Sie tauchte, kam wieder an die Oberfläche und schüttelte sich das nasse Haar aus den Augen. Sogar jetzt hallte ihr Lachen noch durch seine Erinnerung, sanft und melodisch, wie das einer Nixe.
Du liebe Güte, warum muss mir das ausgerechnet jetzt einfallen? Es ist doch schon eine Ewigkeit her. Praktisch ein ganzes Leben lang. Der heutige Tag ist auch so schlimm genug.
Es klingelte, und Slade eilte mit zusammengezogenen Brauen zur Tür.
„Ich will! Ich zuerst!“, klang eine helle Mädchenstimme aus dem Wohnzimmer.
„Nein, ich! Ich!“
Die beiden vierjährigen Töchter von Nicole, Thornes Ehefrau, rannten mit fliegenden Locken durch den Flur, versuchten mit ihren kleinen Händen den Knauf zu drehen und rissen die Tür auf.
Die Frau auf der Veranda wirkte erstaunt über den stürmischen Empfang. Vor ihnen stand Janine Parsons, von Kopf bis Fuß die erfolgreiche Anwältin.
2. KAPITEL
W er bist du?“, fragte Molly und musterte die schwarz gekleidete Frau.
„Ich bin Janine.“ Mit einem kurzen Seitenblick auf Slade ließ sie sich auf ein Knie nieder, ohne darauf zu achten, dass ihr Mantel im Schnee nass wurde. Lieber Himmel, der
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