Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
wusste, dass es riskant war. Doch zwei Fragen ließen ihm keine Ruhe mehr: Wie ist Korn auf mich gekommen? Was habe ich bloß falsch gemacht?
Er wollte es auf jeden Fall herausfinden. Seine Neugierde würde ihm sonst keine Ruhe lassen. Er musste sich Korn und Lötsch vorknöpfen. Mit denen würde er schon fertig werden. Schließlich gingen die beiden bestimmt nicht davon aus, dass er noch einmal zu seiner Unterkunft zurückkehrte. Das wäre töricht.
Genau aus dem Grund ist es aber idiotensicher. Die Menschen sind zu sehr von ihren Erwartungen abhängig. Besonders Korn und Lötsch. Mit einem Überraschungsangriff werde ich sie erledigen. So schnell können sie gar nicht gucken.
Der Mörder brauchte zehn Minuten, um seine Wohnung im Salinerweg zu erreichen. Als er dort ankam, stellte er seinen Wagen auf einem Parkplatz ab und lief auf das große Wohngebäude zu. Nachdem er durch die Eingangstür getreten war, begab er sich den langen Flur hinab, bis er zu seiner Wohnung kam. Dort lächelte er. Die Polizei hatte die Tür provisorisch mit einem Siegel abgesperrt. Damit hatte er gerechnet. Es gehörte zur Routine der Polizei. Zumindest nach dem Verlauf der Morde.
Er durchtrennte das Siegel kurzerhand mit seinem Schlüssel und schloss die Tür dann auf. Dabei achtete er darauf, keine Fingerabdrücke oder sonstigen Spuren zu hinterlassen.
Das wird mir nicht passieren. Auf den letzten Metern mache ich garantiert keinen Fehler.
Kaum hatte er seine Wohnung betreten, da schob er die Tür wieder hinter sich zu und ging zum Wohnzimmer. Er überlegte, wo er sich am besten verstecken konnte. Immerhin würden Korn und Lötsch anhand des durchtrennten Siegels sofort erkennen, dass er auf sie lauerte. Sie würden nur mit äußerster Vorsicht in die Wohnung kommen.
Trotzdem werde ich sie überrumpeln können.
Ich weiß genau, wie ich das anstellen muss.
38
„Ich habe so sehr gehofft, dass ich mich irre“, sagte Tommy mit fester Stimme.
Der Mörder wirbelte panisch herum. Er schnappte sich seine Waffe und zielte in Richtung Küche. Dort war Thomas soeben erschienen.
„Wie konntest du nur? Wie konntest du sie alle töten?“, fragte Thomas resigniert. „Und wieso hast du es getan? Sag es mir!“
Der Mörder trat einen Schritt zurück. Er war zu überrascht von Tommys plötzlichem Erscheinen, als dass er etwas hätte erwidern können. Instinktiv sah er sich um. Er kontrollierte den Flur und das Wohnzimmer. Doch er konnte keine andere Person sehen.
„Wieso?“, fragte Tommy erneut. „Ich will es begreifen können. Warum mussten sie sterben? Breim. Kranich. Vielbusch. Kortmann. Nora.“
„Nora ist tot?“, hakte der Mörder nach.
„Ja. Sie ist vor ein paar Minuten gestorben. Die Ärzte haben es mir am Telefon mitgeteilt. Du hast auch sie auf dem Gewissen.“
„Es … es musste sein.“
„Es musste sein?“, wiederholte Thomas schockiert. Er trat ungeschützt in den Flur und stellte sich dem Mörder gegenüber. Seine Pistole steckte in dem Holster am Gürtel. „Weshalb musste es sein?“
„Wegen der Kohle. Es geht immer nur Kohle. Das solltest du wissen.“
„Ich weiß nur, dass du ein elender Mörder bist.“
„Ich hätte mir selbst gewünscht, dass es nicht soweit gekommen wäre. Aber jetzt ist es passiert. Ich kann es nicht mehr ändern.“
„Ist das alles, was dir dazu einfällt?“
„Ja, das ist alles.“ Der Täter nahm Tommys Brust ins Visier. „Aber du ziehst jetzt erst einmal deine Knarre mit zwei Fingern aus dem Holster. Ich will jede einzelne Bewegung genau sehen. Mach schon.“
Tommy langte zum Gürtel. Er ergriff seine Dienstpistole mit Daumen und Zeigefinger, zog sie hervor und zeigte sie dem Mörder.
„Gut. Jetzt wirf sie zum Wohnzimmer.“
Nachdem Thomas der Anweisung gefolgt war, stemmte er beide Hände in die Hüfte. „Jetzt sag mir endlich, warum du sie alle umgebracht hast. Was hat es mit der Kohle auf sich? Vielbusch war dein Partner, verdammt! Seit acht Jahren! Ihr wart beste Freunde! War deine ganze Verzweiflung etwa nur gespielt?“
„Sie war ganz und gar nicht gespielt. Du verstehst das nicht. Vielbusch und ich haben Scheiße gebaut. Wir wollten an die schnelle Kohle kommen. Die Aussichten in diesem beschissenen Bullenjob waren für uns beide nicht mehr erträglich.“
Thomas sah dem Mörder starr in die Augen. Dabei konnte er Dorms Anblick kaum ertragen.
„Wir waren vor einigen Monaten an einer Drogengeschichte dran. Ich weiß nicht, ob du davon etwas mitbekommen
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